Schließung

„Besser wird es nicht mehr“

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Berlin -

Schlaflose Nächte liegen hinter Apothekerin Barbara Schwinghammer-Steinbach. Sie hat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, aber ihr blieb keine andere Wahl: Sie musste die Adler-Apotheke wegen Fachkräftemangel zum 30. Mai schließen. Dabei hat sie alles unternommen, um Approbierte zu finden, sogar eine spanische Pharmazeutin nach Wermelskirchen geholt. Doch kaum war die deutsche Approbation in der Hand, ging diese lieber nach Köln.

„Ich hätte das Traditionshaus mit mehr als 200-jähriger Geschichte gerne erhalten, aber das geht einfach nicht mehr“, sagt Schwinghammer-Steinbach, die die Apotheke im Jahr 2011 übernommen hat. Gegründet wurde sie bereits 1810, und zwar vom Vater des Erfinders der Ultramarin-Herstellung und Namensgebers der Stadt Leverkusen, Dr. Carl Leverkus. In der Apotheke soll er seine chemischen Experimente gemacht und geforscht haben.

Der Fachkräftemangel und nicht der Umsatz sei ausschlaggebend für die „bittere Entscheidung“ gewesen. Denn obwohl es sich bei der Adler-Apotheke um einen eher kleineren Standort handelt, stimmte laut Schwinghammer-Steinbach der Umsatz. Doch die Apothekerin fand keine Approbierten mehr.

Vor allem Apotheker, die bereit wären, sie auch bei den Notdiensten zu unterstützen, würden fehlen. Dabei muss die Pharmazeutin, der auch die Apotheke an der Post in Wermelskirchen und die Oberbergische Apotheke in Hückeswagen gehören, 25 Nachtdienste pro Apotheke und pro Jahr leisten. „Das mal drei, das muss man erst einmal stemmen“ , betont sie. „Die jungen Fachkräfte sind nicht mehr interessiert an einer kleinen Apotheke in einer vergleichsweise kleinen Stadt. Sie wollen lieber in die Großstadt und dort arbeiten.“

So wie die spanische Pharmazeutin, die Schwinghammer-Steinbach im vergangenen Jahr begleitet und ausgebildet hat. In der Hoffnung, dass sie in Wermelskirchen bleiben möge. Doch nur vier Monate, nachdem sie ihre deutsche Approbation erhalten hatte, kündigte die junge Frau und zog lieber zu ihrem Freund nach Köln. „Mein Team und natürlich auch ich waren sehr enttäuscht und etwas geschockt“, gibt Schwinghammer-Steinbach zu. „Wenn aber jemand unbedingt gehen will, dann kann man ihn auch nicht aufhalten.“

Aufgrund der schwierigen personellen Situation in der Region hat die Apothekerin schon seit einiger Zeit überlegt, den kleinsten ihrer Standorte zu schließen. In den vergangenen Jahren habe es sich abgezeichnet, dass es auf Dauer schwierig werde, für alle drei Apotheken ausreichend Personal zu finden, erläutert sie. Jeder Ausfall, so die Befürchtung, könnte die ohnehin knappen Personalressourcen überstrapazieren. Bis Ende 2018 wollte Schwinghammer-Steinbach allerdings noch weitermachen.

Doch es kam, wie es kommen musste. Als eine ältere Kollegin aufhörte und die Filialleiterin der Adler-Apotheke erkrankte, musste die Apothekerin die Reißleine ziehen. Denn es sei noch ein Stück schwerer, einen Approbierten zu finden, der als Filialleiter einen Standort führt. Derjenige müsse nicht nur ein paar Jahre Berufserfahrung vorweisen, sondern auch Ahnung von Personalführung und kaufmännische Kenntnisse haben. „Das Vertrauen muss ja auch noch das sein“, gibt die Apothekerin zu bedenken. „Da war es dann klar, dass die Apotheke schon früher geschlossen werden muss“, berichtet sie.

Die Wochen bis zur Schließung habe sie zwar mit einer Vertretungskraft überbrücken können. Bis Ende des Jahres wäre diese Lösung allerdings zu kostspielig gewesen. Selbst dauerhaft in der Adler-Apotheke einzuspringen, kam ebenfalls nicht in Frage. „Dann wäre meine ohnehin sehr umfangreiche Wochenarbeitszeit explodiert“, sagt die Apothekerin, die gerade noch den ganzen Tag in der Apotheke an der Post hinter dem HV-Tisch stand, anschließend zum Notdienst in der Oberbergischen Apotheke eilen musste, um an nächsten Tag in der Adler-Apotheke aufzuschlagen. Ein Arbeitspensum, das man sicherlich nicht dauerhaft durchhält.

Niemand, und das ist Schwinghammer-Steinbach sehr wichtig, verliert seinen Job. Die sechs Mitarbeiter der Adler-Apotheke wechseln an einen der beiden verbliebenen Standorte, sodass die Kunden die bekannten Gesichter dort wiedersehen. Die Prognose der Apothekerin für ihre Branche fällt dann auch eher düster aus: „Wir sind mit der Apothekendichte auf dem Stand von 1990. Besser wird das auch nicht werden.“

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