APOSCOPE

Apotheker gefragt: Wollt ihr überhaupt impfen?

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Berlin -

Die Zeitungen sind dieser Tage voll davon, dass sich die Menschen demnächst in der Apotheke impfen lassen können. Denn das sieht Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in seinem Apothekenstärkungsgesetz vor. Aber wollen die Apotheker das überhaupt? Bei einer APOSCOPE-Umfrage äußerten Inhaber und angestellte Apotheker Kritik an Spahns Plänen. Alle detaillierten Ergebnisse in den Charts.

Die Apothekenleiter sind eher skeptisch, was das Impfen in der Offizin betrifft. Nur 31 Prozent würden diese Dienstleistung in ihrem Betrieb anbieten, 65 Prozent nicht. Bei den angestellten Pharmazeuten ist die Haltung nur geringfügig positiver: 38 Prozent würden es begrüßen, wenn der Service in ihrer Apotheke angeboten würde, 59 Prozent sind dagegen.

Einer der Gründe dürfte in der vermuteten Ablehnung der Ärzte liegen. 88 Prozent der Teilnehmer befürchten, dass das Impfen in der Apotheke und die ebenfalls vorgesehenen Mehrfachverordnungen die Ärzte gegen die Apotheker aufbringen werden. Über die Mehrfachverordnungen denken zudem 74 Prozent der Befragten, dass sie den Versandhandel fördern. Spahn sieht vor, dass Ärzte für Chroniker Rezepte ausstellen, die bis zu dreimal beliefert werden können.

Die Apotheker sind gespalten in der Bewertung des gesamten Gesetzentwurfs. 12 Prozent finden ihn „sehr gut“ oder „gut“, 41 Prozent immerhin „eher gut“. Auf der anderen Seite stehen 39 Prozent, die den Vorschlag „eher schlecht“ sowie 13 Prozent mit „schlecht“ oder „sehr schlecht“. Insgesamt besteht das Gefühl, dass für die Apotheker mehr drin gewesen wäre, wie die Umfrage zeigt. Und wenn die Apotheker sich entscheiden müssten, würden 63 Prozent das Gesetz ablehnen.

Insgesamt positiv bewerten die Apotheker die geplante Ausweitung des Botendienstes. Spahn will diesen von der Ausnahme zur Regelleistung aufwerten. Da dies in vielen Apotheken schon gelebte Praxis ist, gibt es wenig Vorbehalte: 71 Prozent halten die Maßnahme für sinnvoll. Und die Hälfte der Teilnehmer gab an, den Botendienst in der eigenen Apotheke auszubauen, wenn das Gesetz so kommt.

Kritischer sehen die Apotheker die in Aussicht gestellte Honorarerhöhung. Da diese an zusätzliche Leistungen gekoppelt sein soll, hält eine klare Mehrheit (81 Prozent) das für eine „Mogelpackung“. Und für zusätzliche Dienstleistungen hätten die Apotheken ohnehin kein Personal, sagen zwei Drittel (66 Prozent).

In Spahns Paket wird die Honorarerhöhung denn auch nicht als das zentrale Element angesehen. Im Verhältnis 71:29 sagten die Teilnehmer aus, dass das Rx-Boni-Verbot im direkten Vergleich für sie wichtiger sei. Allerdings befürchtet etwas mehr als die Hälfte (54 Prozent), dass das Boni-Verbot vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) keinen Bestand haben würde. „Ein Rx-Versandverbot wäre mir lieber gewesen“, sagen 88 Prozent.

An der Befragung nahmen am 10. April insgesamt 201 Apotheker teil, darunter 55 Inhaber, 45 Filialleiter und 101 angestellten Apotheker. Das Panel von APOSCOPE besteht aus mehr als 2000 verifizierten Apothekerinnen, Apothekern und PTA.

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