Beinahe-Schließung: Der Engel aus der Stadt APOTHEKE ADHOC, 22.12.2018 08:59 Uhr
-
Back to the roots: Volker Binner hatte genug vom Stadtleben und ist zurück in die Landapotheke – dort, wo er schon geboren und aufgewachsen ist. Die Menschen auf dem Dorf sind ihm einfach lieber. Foto: Apotheke am Venn
-
Damit rettete er die Filialapotheke von Evelyn Schulz-Geldmacher. Sie hatte nicht mal ein Vierteljahr, um einen Nachfolger für ihre Apotheke am Venn in Burlo zu finden.
-
„Aufhören, so lange man geistig und körperlich noch voll auf der Höhe ist“: Dr. Georg Rumbaur hatte weniger Glück. Er musste mit 75 Jahren seine kleine Landapotheke schließen – er fand keinen Nachfolger. Foto: Germania-Apotheke
-
Damit geht dem Ort Dorheim eine seiner wichtigsten Instutionen verloren. Foto: Germania-Apotheke
-
„Ich habe Kunden gehabt, die standen hier und haben geweint“, erzählt er. Doch es hilft nichts, denn für die 1980 eröffnete Offizin... Foto: Germania-Apotheke
-
... findet er keinen Nachfolger. Weder für eine Neugründung, noch für eine Filiale sei sie interessant, sagt er. Foto: Germania-Apotheke
-
Der Abschied von ihren Kunden fiel auch Apotheker Hans-Jürgen Hulsch und seiner Frau Gitta ungeahnt schwer. Foto: Linden-Apotheke Aschersleben
-
50 Jahre stand Hulsch hinter HV-Tischen in Aschersleben, 1982 übernahm er die Linden-Apotheke. Foto: Linden-Apotheke Aschersleben
-
Mit 67 ist auch bei Matthias Pietzner Schluss. Zum Jahresende will er seine Phoenix-Apotheke aufgeben, egal ob mit oder ohne Nachfolger. Foto: Phoenix-Apotheke
-
Vor 22 Jahren hat er die Apotheke im niedersächsischen Stuhr gegründet, heute ist Pietzner 67. Foto: Phoenix-Apotheke
-
Sein Team ist klein, neben ihm arbeiten noch zwei PTA und ein Botenfahrer in der Phoenix-Apotheke. Foto: Phoenix-Apotheke
-
„Ich bin von Montag bis Samstag in der Apotheke und mache alle 19 Tage Notdienst“, sagt Pietzner. „Da fühle ich mich wie in einem Hamsterrad.“ Foto: Phoenix-Apotheke
-
Mit 76 schloss Brigitte Lünemann nach zwei Jahren Nachfolgersuche ihre Lamberti-Apotheke in Münster zum 15. März endgültig. Foto: Lamberti-Apotheke
-
Ursula Höffer in Olpe zog es dagegen mit 60 zum ehemaligen Mitbewerber Ulf Ullenboom fin die Apotheke am Markt. Foto: Apotheke am Markt
-
28 Jahre war Höffer Chefin der Schwanen-Apotheke. Foto: Apotheke am Markt
-
40 Wochenstunden arbeitet sie jetzt in der Apotheke am Markt schräg gegenüber ihrer alten Wirkungsstätte. Demnächst will sie auf 30 Stunden reduzieren. Foto: Apotheke am Markt
-
Adieu nach 456 Jahren: Ende Oktober schloss die Schiller-Apotheke im baden-württembergischen Crailsheim. Für Inhaber Christian Hepner ist aber lange noch nicht Schluss. Foto: Christian Hepner
-
„Ich mache seit 1980 Apotheke“, sagt der 62-jährige Hepner. „Da kommt man langsam in ein Alter, in dem man an die Rente denken darf.“ Foto: Christian Hepner
-
Am 30. Oktober öffnete die Löwen-Apotheke zum letzten Mal. Foto: Christian Hepner
-
Für Apotheker Christian Hepner ist aber lange noch nicht Schluss. Sein neuer Arbeitsplatz befindet sich nur 80 Meter von seiner bisherigen Wirkungsstätte entfernt. Seit November ist er im Team der Rats-Apotheke am Marktplatz. Foto: Christian Hepner
-
Im letzten Oktober verkündete der 76-jährige Thomas Biniszkiewicz den Mitarbeitern erst wenige Tage vor der Schließung, dass er seine Thomas-Apotheke in Herbolzheim dicht macht. Foto: Elke Hinkelbein
-
Aus Altersgründen schloss Hermann Rehbock Ende August 2017 seine Hümmling-Apotheke in Börger. Vergeblich hatte er über ein Jahr nach einem Nachfolger gesucht. Foto: Müller
-
25.000 Euro Starthilfe hat der Gemeinderat für einen Weiterbetrieb ausgelobt, doch noch sei kein Nachfolger gefunden, so Gemeindedirektor Johannes Müller (SPD). Foto: Müller
-
Nach 304 Jahren musste Merten Thurmann seine Einhorn-Apotheke in Lippstadt schließen. Foto: Einhorn-Apotheke
-
Von den Kunden verabschiedete er sich unter anderem via Traueranzeige. Foto: Einhorn-Apotheke
-
„Ich bin im Rentenalter und habe einfach keine Lust mehr auf den Kampf mit den Krankenkassen und auf eine Politik, die uns im Stich lässt“, sagt der 65-Jährige. Die Politik hat das auch schriftlich. Sie schweigt. Foto: Einhorn-Apotheke
-
Dabei wünscht sich der Apotheker nur eines: „Dass die Menschen nachdenken.“ Mit der Schließung geht viel Tradition verloren. Foto: Einhorn-Apotheke
-
Wenn er von seiner schönen Apotheke berichtet, gerät er ins Schwärmen: „Die Ausstattung ist 180 Jahre alt, das ist ein Highlight in Lippstadt! Wir haben neugotische Schnitzereien aus Rosenholz, es gibt in ganz Deutschland keine gleichwertigen Schnitzereien. Foto: Einhorn-Apotheke
Berlin - Geschlossen, weil sich kein Nachfolger findet: Schon kleinere Stadtapotheken haben es schwer, jemanden zu finden, der die Geschäfte weiterführt. Ungleich härter ist die Rekrutierung von Fachkräften auf dem Land. Als Apothekerin Evelyn Schulz-Geldmacher eine Filialleiterin wegbrach, stand ihre Apotheke am Venn im münsterländischen Burlo vor dem Aus. Hunderte Euro für Stellenanzeigen halfen nichts. Doch dann kam Volker Binner – er wollte unbedingt aufs Land, weil er weiß, was er daran zu schätzen hat.
Schulz-Geldmacher wird ihren Sommerurlaub 2017 noch lange in Erinnerung behalten. „Wobei es eigentlich gar kein wirklicher Urlaub war“, denkt sie zurück. „Denn meine damalige Filialleiterin überraschte mich mit ihrer Kündigung, kurz bevor das gesamte Team in die Betriebsferien ging.“ Ihr sei die Verantwortung zu viel geworden, sie würde gern weniger arbeiten, habe sie zur Begründung gesagt – und Schulz-Geldmacher damit in eine existentielle Krise gestürzt: „Eine Filialleitung kann man nicht einfach vertreten lassen, also brauchte ich zum 1. Oktober dringend eine neue Filialleiterin – war aber die zweite, dritte und vierte Augustwoche im Urlaub“, erinnert sie sich an die beschwerliche Zeit. Es war eine fast unlösbare Aufgabe. „Zum Glück hatte sich eine meiner Approbierten bereit erklärt, für drei Monate in die Bresche zu springen – aber eben nur interimsweise, damit wir die Apotheke nicht schließen müssen.“
Doch selbst diese drei Monate – eigentlich sogar weniger, wenn man die Feiertage zum Jahresende heraus rechnet – sind mehr als nur sportlich. Also legte Schulz-Geldmacher sich ins Zeug. „Ich habe da alle Register gezogen, auf allen Portalen inseriert, der Münsterland-Zeitung, sogar bei Ebay-Kleinanzeigen! Insgesamt habe ich rund 800 Euro nur für Stellenausschreibungen ausgegeben.“ Gebracht hat es: Nichts.
Zwei Angebote erhielt sie, die waren aber, vorsichtig ausgedrückt, fragwürdig: „Ein Bewerber hatte seine Approbation erst ein halbes Jahr, sprach nur gebrochen Deutsch, verlangte aber 80.000 Euro im Jahr, ein Auto und eine kostenlose Wohnung. Dafür versprach er, 80 Stunden pro Woche zu arbeiten. So lange hat die kleine Dorfapotheke gar nicht auf! Außerdem ist sie gar nicht rentabel genug, als dass ich ihm diese Summen überhaupt bezahlen könnte.“
Lesen Sie auch
-
Ruhestand mit 75 „Aufzuhören ist schwerer als neu zu gründen“ »
-
Falken-Apotheke Kreuzberg „Eigentlich ist das nur noch eine Hobby-Apotheke“ »
-
Undine-Apotheke Moral-Apotheker Kersten: „Die Kraft hat nicht mehr gereicht“ »
-
Flora-Apotheke in Leichlingen Schließung: Team fällt aus allen Wolken »
-
Schließung nach 57 Jahren Arzt weg, Mitarbeiterin schwanger, Apotheke zu »
-
Schließung nach 39 Jahren „Am Ende hätte ich die Apotheke sogar verschenkt“ »
Neuere Artikel zum Thema
-
Nachfolgersuche Checkliste: 29, Apotheker, passt! »
-
„Die goldenen Zeiten muss man sich selbst machen“ Wie ein Gastarbeitersohn zum Platzhirsch-Apotheker wurde »
-
Nachfolgersuche „Das Geld hätte ich mir sparen können“ »
-
Elde-Apotheke Lübz Von der PTA zur zweifachen Inhaberin – mit 31 »
-
Schließungen auf dem Land Gesucht und nicht gefunden »
- Personalmangel und Überalterung Das große Apothekensterben – kommt erst noch »
- Die Punkte-Geier kreisen Miese Stimmung: Minimum 50 Fortbildungspunkte! »
- Arzneimittelsicherheit Vor Ort: So läuft der Securpharm-Start »
Mehr aus Ressort
- Korruption Biotest-Prozess wird neu aufgerollt »
- Junge Apothekerin glaubt an die Kreisstadt Pasewalk- viel besser als Großstadt »
- Betriebsprüfung Apotheker: So erlebte ich die Steuerfahndung »
APOTHEKE ADHOC Debatte