Porträt

Die Apotheker Big Band

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Berlin -

Seit fast zwanzig Jahren ziehen die musikalischen Pharmazeuten der Deutschen Apotheker Big Band durch die Lande und bespielen alles von der Offizin bis zum Stadtfest – nicht, um daran zu verdienen, sondern aus Leidenschaft. Zuletzt aber auch für den guten Zweck: In der Frankenthaler Zwölf-Apostel-Kirche spielten sie vor mehr als 100 Zuhörern zugunsten des Fördervereins „Nikita kann wieder hören“. Einen kleinen Wermutstropfen gibt es dennoch für Trompeter Dr. Christian Ude.

Die Apotheker Big Band steht nicht nur für ein breites musikalisches Spektrum, sondern repräsentiert mit ihren rund 20 Musikern auch einen Querschnitt des Berufs: „Vom Studenten bis zum Rentner haben wir alles dabei, inklusive aller Berufszweige von der öffentlichen Apotheke über die Industrie bis zur Verwaltung“, erklärt Dr. Christian Ude. Der Pharmazeut ist seit 2013 Inhaber der Stern-Apotheke in Frankfurt – noch länger aber, nämlich seit rund zehn Jahren, spielt er in der Apothekerband die Trompete.

Der Auftritt in der Kirche am Samstag wird ihm in Erinnerung bleiben, nicht nur wegen der Location, sondern auch wegen des Publikums: „Die Leute waren großartig, wir haben sogar Standing Ovations bekommen, das ist auch nicht jedes mal so.“ Rund 120 Zuhörer waren gekommen, um sich ein Potpourri von Klassikern anzuhören, von Louis Armstrongs „A Wonderful World“ bis Peggy Lees „Fever“ – „Das ist schließlich ein Apothekentitel“, scherzt Ude. Dabei hatte das Benefizkonzert einen ernsten Hintergrund. Der Förderverein „Nikita kann wieder hören“ sammelt in Deutschland Geld und technische Hilfsmittel für hörgeschädigte Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Russland. Auch beim Konzert in Frankenthal konnten alte, nicht mehr benötigte Hörgeräte abgegeben werden. Bereits ab dem Nachmittag konnten die Besucher einen kostenlosen Hörtest im Foyer der Kirche machen lassen.

Es war nicht das erste Benefizkonzert für die Band, auch die Telefonseelsorge in Kaiserslautern konnte sich bereits bespielen lassen. Selbst organisieren sie jedoch keine Konzerte, dazu fehlen die Strukturen. „Wir machen das ja nicht, um Geld zu verdienen“, sagt Ude. Dafür sind sie räumlich vollkommen ungebunden: Aus dem gesamten Bundesgebiet kommen die Mitglieder der Band, „einen Schwerpunkt haben wir aber momentan im Südwesten“. Drei bis fünf Auftritte absolvieren sie pro Jahr, ebenso kommen sie zusammen, um zu proben. „Wir treffen uns dann in der Regel am Freitagabend und bleiben bis Sonntag zusammen.“

Das Reisen und die gemeinsamen Besuche neuer Orte schweißen die Musiker auch zusammen: „Da haben sich über die Jahre echte Freundschaften entwickelt“, sagt Ude. „Wir reden meist über alles miteinander, nur kaum über Apotheken.“ Kopf der Band ist der sächsische Apotheke Dr. Eckard Schleiermacher, Inhaber der Flora-Apotheke in Klingenberg. „Ohne ihn würde es die Big Band nicht geben“, schwärmt Ude.

Im Jahr 2000 hatte Schleiermacher über einen Aufruf Kollegen gesucht, die Interesse an einer gemeinsamen Band haben. Es fanden sich genug. „Eigentlich sind wir sogar eine anderthalbfache Big Band. Denn wir müssen immer eine Reserve haben, schließlich müssen unsere Mitglieder oft auch am Wochenende arbeiten.“ Die Konzerte seien „meist sehr unkompliziert, weil wir größtenteils unplugged spielen und nicht so viel Technik brauchen“, erklärt Ude. 56 Auftritte sind so schon zustandegekommen. „Mittlerweile haben wir sogar schon die ersten, die sich aus Altersgründen zurückgezogen haben.“

Der jüngste Auftritt in der Kirche war über einen Kollegen zustandegekommen, „der jemanden kennt, der jemanden kennt, der jemanden kennt“, so Ude. „Manchmal muss man sowas halt einfach selbst anleiern.“ Denn aus der Branche selbst sieht er etwas zu wenig Interesse, wie er beklagt. „Wir sind schon etwas traurig, dass die eigene Standesverwaltung uns nicht so richtig wahrnimmt.“ Es gebe einen Großhändler, der sie regelmäßig einlädt. Es sei schade, „dass wir in den letzten Jahren fast immer vor einem Publikum gespielt haben, das mit Apotheken oder verwandten Branchen nichts zu tun hat.“ Dabei sei es so einfach, sie zu buchen: Der geographische Ort ist mehr oder weniger egal, viel Technik braucht die Band nicht und Geld will sie auch nicht verdienen. „Wir spielen für einen Obolus, der sicherlich nicht vergleichbar ist mit dem, was man für ähnliche Bands bezahlen muss.“

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