Erkältungstipps

Anatomische Erkältungsreise: Herz und Herzmuskel

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Berlin -

Das Herz versorgt den Körper mit Blut – sauerstoffreiches Blut wird in den Kreislauf gepumpt und sauerstoffarmes Blut wird zur Lunge transportiert. Unter Bewegung schlägt das Herz schneller und der Blutdruck steigt an. Für die Kontraktion ist der Herzmuskel (Myokard) zuständig. Die Herzmuskelentzündung (Myokarditis) kann die Funktion des Herzens stark beeinflussen. Der Untergang von Myokard-Gewebe ist irreversibel – neu gebildete Zellen bleiben funktionslos. Infektiöse Herzmuskelentzündungen können in Folge einer Erkältung entstehen – das Treiben von Sport ist im Krankheitsfall aus Sicherheitsgründen zu unterlassen.

Anatomie

Das Herz ist ein Muskel, der vom Herzbeutel (Perikard) umgeben wird und sich in zwei Kammern (Ventrikel) und zwei Vorhöfe (Atrien) gliedert. Die Aufgabe des Herzens besteht darin, sauerstoffarmes (venöses) Blut zur Lunge und sauerstoffreiches (arterielles) Blut in den Körperkreislauf zu pumpen. Um den Blutfluss zu lenken, arbeiten die Herzklappen wie eine Art Ventil.

Um Verwirbelungen beim Blutfluss zu vermeiden, ist das Herz mit einer glattwandigen Innenschicht (Endokard) ausgekleidet. Anschließend folgen dicke Muskelschichten (Myokard). Sie bestehen aus speziellen Herzmuskelzellen (Kardiomyozyten), die für die eigentlichen Kontraktionsbewegungen verantwortlich sind. Um ein reibungsloses Ausdehnen und Zusammenziehen des Herzens im Herzbeutel zu ermöglichen, ist es mit einer ebenfalls glattwandigen Außenschicht (Epikard) überzogen.

Physiologie

Glattwandige Innenschicht (Endokard)

Das dünne Gewebe wird in drei verschiedene Schichten eingeteilt: das parietales Endokard, das valvuläre Endokard und das chordale Endokard. Die Hauptaufgabe des Gewebes ist die Bildung der Herzklappen. Die komplett glatte Oberfläche verhindert die Bildung von Thromben – das Blut im Inneren des Herzens bleibt stets im Fluss. Innerhalb des Endokards finden sich kaum Gefäße, die Sauerstoffversorgung erfolgt über ein Kapillarsystem.

Herzmuskel (Myokard)

Der Muskel liegt zwischen dem Endokard und Epikard und bildet den größten Teil der Herzwand. Der Hohlmuskel sorgt bei Kontraktion für eine Lumenverkeinerung, sodass das enthaltene Blut vorangetrieben werden kann. Die Steuerung erfolgt über spezielle Herzmuskelzellen, die spontane Aktionspotentiale auslösen können. Dieses Erregungsbildungssystem übernimmt die Grundsteuerung des Herzens.

Glattwandige Außenschicht (Epikard)

Die äußerste seröse, transparente Schicht besteht aus Fett- und Bindegewebe sowie Mesothelzellen. Zwischen Epikard und Herz liegt ein schmaler Spalt: Die Perikardhöhle ist gefüllt mit klarer Flüssigkeit. Dieser Liquor pericardii dient als Gleitfilm während der Herzaktion – es kommt zu keinem „Verkleben“ während der Kontraktion.

Herzbeutel (Perikard)

Der Beutel umschließt das gesamte Herz, ausgenommen die Herz-Kranz-Gefäße. Enthaltene Kollagenfasern schützen das Herz vor Überdehnung. Der Liquor pericardii kleidet den Herzbeutel aus, die Menge der Flüssigkeit beläuft sich auf maximal 20 ml. Das Epikard bildet diese Flüssigkeit regelmäßig neu.

Herzmuskelzellen (Kardiomyozyten)

Die Zellen sind 10 bis 25 mm dick und 50 bis 100 mm lang. Das Herz besitzt mehrere Milliarden Herzmuskelzellen – die linke Herzkammer besitzt weitaus mehr Zellen als die Linke und erbringt den Hauptteil der Pumpleistung. Im Alter nimmt die Zahl der Herzmuskelzellen ab, das Herz wird „schwächer“.

Pathophysiologie

Endokarditis

Bei einer Entzündung der Herzinnenhaut unterscheidet man zwischend er nicht-infektiösen und infektiösen Form. Eine nicht-infektiöse Entzündung erfolgt durch eine Antigen-Antikörper-Reaktion (Teilerscheinung des rheumatischen Fiebers), eine Ablagerung von Immunkomplexen (bei systemischen Lupus erythematodes) oder aufgrund von zellulären Immunreaktionen (Löffler-Endokarditis).

Eine infektiöse Endokarditis kann durch Viren, Bakterien oder Pilze ausgelöst werden. Am häufigsten entsteht solch eine Entzündung durch Bakterien – Staphylokokken und Streptokokken sind meist die Auslöser. Ursachen können ein schlechter Zahnstatus, unsteriles Injektionsbesteck bei Dorgenabusus oder ein infizierter Venenverweilkatheter sein. Die Symptomatik der akuten Form gleicht der einer Blutvergiftung – Fieber, Tachykardie, Schweißausbrüche und Schwäche gehören zu den Leitsymptomen. Die Behandlung erfolgt mit Antibiotika. Die Therapiedauer liegt zwischen zwei und sechs Wochen. Bei schlechtem Verlauf kann eiin Herzklappenersatz nötig sein.

Myokarditis

Bei einer Herzmuskelentzündung ist das Gewebe entzündet – Auslöser können Viren, Bakterien, Protozoen, Parasiten oder Pilze sein. Den meisten Myokarditiden liegt eine virale Infektion zu Grunde. Über den Coxsackie-Adenovirus-Rezeptor gelangen die Erreger spezifisch ins Myokard.

Meist verläuft die Erkrankung asymptomatisch, was eine sichere Diagnose erschwert. Die häufigsten Symptome sind Husten, Müdigkeit, Fieber, Exantheme und Myalgien. Innerhalb der kardialen Sympomatik kann es zu Anzeichen einer Herzinsuffzienz, Herzrhythmussstörungen und Brustschmerzen kommen.

Die Diagnose erfolgt mittels Kardio-MRT oder invasiver Diagnostik (Herzkatheter-Untersuchung). Eine Therape bei viralem Befall scheint nach aktuellen Erkenntnissen keinen Vorteil zu bieten: Bei Herpes-Infektionen wird zum Teil Aciclovir eingesetzt, bei Enteroviren scheint der Einsatz von Interferon-beta sinnvoll.

Herzinfarkt

Der Myokardinfarkt ist ein akutes und lebensbedrohliches Ereignis. Die anhaltene Durchblutungsstörung sorgt für eine Sauerstoffunterversorgung des Kreislaufes. Meistens wird ein Herzinfarkt durch Blutgerinsel ausgelöst.

Leitsymptome sind Schmerzen in der linken Schulter und im linken Arm begleitet von kaltem Schweiß, Übelkeit und Erbrechen. Betroffene berichten von einseitigen Sehstörungen und bewegungseinschränkungen im Kieferbereich. Die Symptomatik scheint sich bei den Geschlechtern zu unterscheiden: Fauen nehmen häufig diffusere Symptome wahr und leiden an Schlaflosigkeit und Atemnot.

Bei Verdacht auf einem herzinfarkt ist ein Notruf abzusetzen. Die Erkrankung ist lebensbedrohlich – je früher behandelt wird, desto geringer sind die Spätfolgen. Nach einer medizinischen Erstversorgung mit Medikamenten wie Nitroglycerin, Betablockern oder Benzodiazepinen erfolgt eine sogenannte Reperfusionstherapie. Das Ziel der Behandlung ist es, das Infarktgebiet wieder zu durchbluten. Durch eine Lysetherapie können Thromben entfernt werden. Ein weiteres Monitoring im Krankenhaus stellt eine physiologische Herzfunktion sicher.

Perikarderguss

Kommt es zu einer gesteigerten Flüssigkeitsansammlung im Herzbeutel spricht man von einem Perikarderguss. Die Diagnose wird mittels Ultraschall gestellt. Auslöser können postraumatische, postoperative, iatrogene oder infektiöse Ursachen sein. Kleine Ergüsse bedürfen keiner Therapie, sie bilden sich meistens spontan zurück. Größere oder wiederkehrende Ergüsse können mittels Punktion behandelt werden.

Beratung

Die meisten Erkrankungen rund ums Herz gehören in die Hände eines Arztes. Apotheker und PTA können präventiv auf Symptome eines Herzinfarktes hinweisen und die Bedeutung einer rechtzeitigen Behandlung erläutern. Patienten die unter Angina pectoris leiden, sollten ihr Notfallspray stets mit sich führen. Verschreibungsplichtige Nitroglycerin-haltige Sprays können im Ernstfall eingesetzt werden. Das Benutzten des Sprays alleine reicht nicht aus – ein Notarzt muss immer gerufen werden.

Um eine Herzmuskelentzündung zu vermeiden, sollten Patienten während einer Erkältung, Grippe oder einer anderen Infektionskrankheit keinen Sport treiben. Ist das Immunsystem generell geschwächt, steigt die Wahrscheinlichkeit dafür, dass Erreger bis zum Herzmuskel vordringen können. Wer innerhalb einer Erkrankung körperlich zu aktiv ist, der gefährdet die dauerhafte Herzleistung. Auch wer zu früh mit dem Training beginnt gefährdet seine Gesundheit: Herzrhythmusstörungen können im schlimmsten Fall zu einem Herzstillstand sorgen. Ein unnormal erhöhter Puls ist oftmals ein Anzeichen dafür, dass der Infekt noch nicht überstanden ist.

Um den Körper schnell von Bakterien und Viren zu befreien, können neben aussreichen Ruhe auch pflanzliche Präparate helfen. Ätherische Öle können helfen festsitzenden Schleim in Nasennebenhöhlen und Bronchien zu lösen. Arzneimittel wie GeloMyrtol forte wirken nicht nur mukolytisch und sekretomotorisch, sondern auch antimikrobiell. Eine zusätzliche Inhalation kann wohltuend für die Schleimhäute sein: Eine Kapsel Gelomyrtol kann beispielsweise mit Hilfe einer Nadel aufgestochen werden – der Inhalt kann in eine Schüssel mit warmen Wasser gegeben und inhaliert werden. Je schneller der Körper wieder genesen ist, desto schneller kann der Erkrankte wieder mit dem Sport beginnen.

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