Fernbehandlung

Immer mehr Ärzte stimmen für Telemedizin

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Berlin -

Der Deutsche Ärztetag hat den Weg freigemacht für eine ausschließliche Behandlung per Videosprechstunde, zumindest im Einzelfall. Die bayerischen Mediziner stimmten am Wochenende beim bayerischen Ärztetag für eine „ausschließliche Fernbehandlung“ im Einzelfall.  Kollegen in Sachsen-Anhalt hadern.

In Bayern beschlossen die Ärzte eine Änderung der Berufsordnung: „Ärzte beraten und behandeln Patienten im persönlichen Kontakt. Sie können dabei Kommunikationsmedien unterstützend einsetzen. Eine ausschließliche Beratung oder Behandlung über Kommunikationsmedien ist im Einzelfall erlaubt, wenn dies ärztlich vertretbar ist und die erforderliche ärztliche Sorgfalt insbesondere durch die Art und Weise der Befunderhebung, Beratung, Behandlung sowie Dokumentation gewahrt wird und der Patient auch über die Besonderheiten der ausschließlichen Beratung und Behandlung über Kommunikationsmedien aufgeklärt wird.“

Die neue Möglichkeit einer Fernbehandlung löst aus Sicht von Sachsen-Anhalts Ärztepräsidentin Dr. Simone Heinemann-Meerz kaum Probleme. „Ich glaube, die Erleichterung ist marginal“, sagte sie. Dadurch würde eine nicht nennenswerte Zahl an Terminen in den Praxen wegfallen, und mehr Ärzte gebe es auch nicht.

Am kommenden Samstag entscheidet die sachsen-anhaltische Kammerversammlung, ob sie die ausschließliche Fernbehandlung per Internet, Video oder Telefon unter bestimmten Umständen erlaubt. Bisher müssen sich Arzt und Patient dafür kennen. Die Ärztepräsidentin erwartet eine Diskussion unter ihren Kollegen über die neue Möglichkeit. Es werde Mediziner geben, die meinten, Arzt und Patient müssen sich immer persönlich begegnen. Für sie gehöre es zur Sorgfalt, den Kranken zu sehen, anzufassen und zu untersuchen. Das sei sicher auch in den meisten Fällen so. Im Einzelfall könne eine reine Fernbehandlung aber sinnvoll sein.



Auch jetzt sei eine telefonische Beratung schon möglich – wenn der Arzt den Patienten kenne. Wenn jemand mit Husten, Schnupfen und Heiserkeit anrufe, könne der Arzt ihm raten, zuhause zu bleiben und sich bei einer Verschlechterung in der Praxis vorzustellen. „Wenn ich den Patienten gar nicht kenne, ist es schwierig“, sagte Heinemann-Meerz. Hürden sieht die Kardiologin auch bei der Organisation innerhalb der Praxis. Während der Sprechstunde mal telefonisch eine Frage zu einem Medikament zu beantworten, sei möglich. Zeit für eine komplette Fernbehandlung bleibe aber nicht.

Im Mai dieses Jahres hatte der Deutsche Ärztetag das Berufsrecht gelockert, das ausschließliche Fernbehandlungen per Internet oder Video untersagte. Nun müssen die Landesärztekammern noch den Weg freimachen. Das läuft nicht reibungslos. Erst vor rund einer Woche hatte die Landesärztekammer in Mecklenburg-Vorpommern ihre Entscheidung vertagt und eine Umsetzung der neuen Möglichkeit vorerst verhindert. Die Ärzte waren sich einig gewesen, dass die Risiken nicht ausreichend geklärt seien, insbesondere die Fragen der Haftung für Ärzte und Patienten, hatte ein Sprecher mitgeteilt.

Brandenburg hatte die Änderung abgelehnt. Andere Ärztekammern etwa in Thüringen, Berlin, Bremen und Rheinland-Pfalz stimmten zu. Befürwortern zufolge könnten Patienten mit den Online-Sprechstunden unnötige Wege und Wartezeiten erspart werden. Kritiker befürchten hingegen eine Veränderung des Arzt-Patienten-Verhältnisses.

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