Apotheke am Paulinenplatz

11 Prozent Rabatt für St. Pauli-Mitglieder

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Berlin -

Fünf Jahre haben Ramona (35) und Tim Kottke (42) nach ihrer Traumapotheke gesucht. In Hamburg sollte sie sein, weil es seine Geburtsstadt ist. Nicht zu groß, nicht zu klein und nette Kunden standen auf der Wunschliste. Am Paulinenplatz leben sie jetzt ihren Traum. Auf St. Pauli, ein paar Gehminuten von der Reeperbahn entfernt – mehr Hamburg geht nicht.

„Wenn ein Fußballspiel stattfindet, hissen wir die St.Pauli-Flagge“, erzählt Ramona Kottke. Und wer Vereinsmitglied ist, bekommt für OTC-Produkte hier 11 Prozent Rabatt. Wegen der elf Freunde. Das haben die Vorgänger schon so gehalten und das neue Besitzer-Ehepaar hat diese schöne Tradition übernommen.

Leider hat Apotheker Waluschewski seine Fußballkolumne eingestellt, die immer auf der Website der Apotheke zu lesen war. Sie trug den Titel: „Herrn Waluschewskis vollkommen unmaßgebliche Meinung zu St. Pauli, Fußball und dem ganzen Rest.“ Der Vorgänger hat keine Zeit zum Schreiben mehr, er genießt jetzt den Ruhestand. Am 1. Mai haben die Kottkes von den Waschulewskis übernommen, die Apotheke war 60 Jahre lang in Familienbesitz.

Das Glück über die neue berufliche Aufgabe steht dem Ehepaar auf Fotos ins Gesicht geschrieben. „Wir grinsen wie die Honigkuchenpferde“, sagt die Apothekerin. Denn nach vielen Besichtigungen stand am Paulinenplatz sofort fest: „Das ist unsere Apotheke! Dabei hatten wir noch nicht einmal die Zahlen gesehen.“ Manch einer wäre vielleicht gar nicht eingestiegen. „Im Umkreis von 500 Metern gibt es nur zwei Ärzte“, sagt Kottke. Aber die Menschen auf St. Pauli sind treu. Ihrem Fußballverein sowieso und den kompetenten Apothekern auch. Auch das alte Team der Apotheke hält den Neuen die Treue, alle sechs Mitarbeiter wurden übernommen.

Am Paulinenplatz will das Apotheker-Ehepaar seinen Traum verwirklichen. „Wir haben nach der Promotion unsere Liebe zur Apotheke entdeckt, weil wir aktiv mitmischen wollen. Wir haben oft über die Branche gesprochen und gesagt: Wenn das unsere Apotheke wäre, würden wir das anders machen.“ Die „Generation über uns“ sei oft eingefahren und nicht innovativ, haben sie erfahren. „Oft steht nur das Geldverdienen im Vordergrund.“ Und der Patient spiele nicht die Rolle, die er verdiene.

Beide haben in verschiedenen Apotheken gearbeitet, ihnen war bewusst, dass der Schritt in die Selbstständigkeit ein großer ist. „Man muss mehr Zeit und Motivation hineinstecken, wenn einem die Apotheke gehört.“ Bürokratie, politische Fragen, die Verantwortung für die Mitarbeiter –­ die Kottkes nehmen die Herausforderung gerne an. „Der Apothekenalltag ist spannend, es ist nie langweilig.“ Dass einige Kommilitonen lieber in die Industrie gingen, kann sie nicht nachvollziehen: „In der Qualitätssicherung zu arbeiten, wäre uns zu langweilig und zu eintönig.“ Dann lieber den Sprung in die Selbstständigkeit wagen. Das Ehepaar hat sich während der Promotion in Frankfurt kennengelernt. Schnell war der gemeinsame Traum klar. Familie und Apotheke, der Sohn ist jetzt zweieinhalb Jahre alt. Ein kleiner Hamburger, das war beiden wichtig. „Er sollte hier geboren werden.“

Das Team der Apotheke am Paulinenplatz setzt auf Beratung und die Pflege der vielen Stammkundschaft. „Es ist ein sehr junges, buntes Viertel.“ Auch viele Touristen zählen zu den Kunden. Und die rund 40 Substitutionspatienten, die hier ihre wöchentliche Methadon-Ration abholen.

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