Pharmahandelskonzerne

Phoenix geht nach Rumänien

, Uhr
Berlin -

Phoenix expandiert in Osteuropa: Der Pharmahandelskonzern übernimmt den rumänischen Großhändler Farmexim, zu dem auch die Apothekenkette Help Net gehört. Vor zehn Jahren war Celesio an einer Übernahme interessiert, doch ein Deal kam nicht zustande.

„Der rumänische Gesundheitssektor entwickelt sich dynamisch. Das Land war für uns bisher ein weißer Fleck in Europa. Mit der Akquisition schaffen wir in diesem Wachstumsmarkt für Phoenix eine gute Position“, sagte Konzernchef Oliver Windholz. Farmexim und Help Net seien etablierte Akteure, die ideal zum eigenen Geschäftsmodell passten. „Wir wollen mit dem erfahrenen Managementteam die Geschäfte in Rumänien erfolgreich weiterentwickeln“, so Windholz.

Phoenix ist – anders als Celesio/McKesson und Walgreens Boots Alliance (WBA) in zahlreichen Ländern Osteuropas vertreten, auch in Bulgarien sowie in den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens. Der Weg zur Unterschrift in Rumänien soll aber holprig gewesen sein: Wie das Wirtschaftsnachrichtenportal Ziarul Financiar berichtet, wurde der Deal in mehreren Phasen ausgehandelt. Die Verhandlungen seien mehrmals über mehrere Monate unterbrochen worden. Am Ende zahlt Phoenix laut Bericht 100 Millionen Euro für Farmexim.

Jetzt muss nur noch die rumänische Wettbewerbsbehörde zustimmen, dann übernehmen die Mannheimer 220 der rund 7800 Apotheken Rumäniens – Platz 4 unter den Apothekenketten. Mit 1600 Mitarbeitern versorgt Help Net laut eigenen Angaben 2,5 Millionen Kunden jährlich. Angeführt wird der Apothekenmarkt von Catena, gefolgt von Sensiblu und Dona. Catena gehört dem Großhändler Fildas, Dona wiederum Farmexpert und Sensiblu gehört seit einigen Monaten Dr. Max.

Mit einem Umsatz von 400 Millionen Euro im Jahr 2017 ist Farmexim auch in der Rangliste der Großhändler Rumäniens auf Platz 4. Der Markt wird von Mediplus mit einem Umsatz von rund 850 Millionen Euro dominiert, gefolgt von Farmexpert und Fildas. Mediplus gehört wie Sensiblu zu A&D Pharma und damit zu Dr. Max. Farmexpert gehört zu WBA; bereits 2006 hatte die Anzag den Großhändler Farmexpert übernommen. Einzig Fildas ist noch in rumänischer Hand.

Ebenfalls 2006 nahm Celesio Verhandlungen zu Farmexim auf; verantwortlich war damals der Leiter der Abteilung M&A, Hiren Modi. Im März 2007 entschied sich der Vorstand, kein Angebot vorzulegen und die Verhandlungen abzubrechen. Anfang 2008 suchte ein Berater das Gespräch erneut, wurde aber abgewiesen.

Farmexim wurde 1990 als erste private Import- und Vertriebsgesellschaft für pharmazeutische Produkte vom Geschäftsmann Ovidius Buluc gegründet. Buluc, Absolvent der Wirtschaftsakademie Bukarest, hatte bereits zu Ceaușescu-Zeiten im Außenhandel gearbeitet, von 1980 bis zum Systemwechsel 1990 war er Leiter des Konzerns Uzinexport. „Mir war es wichtig, die Firmen in die Hände eines anderen Familienunternehmens zu übergeben“, so Buluc zum aktuellen Deal mit Phoenix. „Niemand versteht besser, was es bedeutet, ein Unternehmen aufzubauen, als derjenige, der diesen Weg selbst beschritten hat.“ Er sei überzeugt, dass Phoenix als Familienunternehmen und führender europäischer Gesundheitsdienstleister die Erfolgsgeschichte von Farmexim und Help Net fortschreiben werde.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
Phagro kritisiert geheime Preise
Kabinett beschließt Medizinforschungsgesetz
Privatgroßhändler kauft wieder zu
Krieger übernimmt Sanitätshauskette
Mehr aus Ressort
OTC-Schnäppchen an der Grenze
Hollandmarkt: Loperamid zu Ostern
Nur noch 24 Prozent sind zufrieden
Bewertung des NHS fällt auf Rekordtief

APOTHEKE ADHOC Debatte