Räumungsklage

Apotheke siegt gegen Bauträger

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Berlin -

Erfolg in erster Instanz: Die Marquardt‘s Saxonia Apotheke darf an ihrem Standort in Hamburg-Bergedorf bleiben. Die Räumungsklage des Vermieters wurde vom Landgericht Hamburg abgewiesen. Allerdings bleibt die Apotheke nach einem mysteriösen Wasserschaden womöglich noch bis ins nächste Jahr hinein geschlossen.

Im März 2016 wurde mit dem Abriss des längst heruntergekommenen Einkaufszentrums Rappoltweg im Hamburger Stadtteil Lohbrügge begonnen. Heute harren im Bauschutt einzig noch eine Zahnarztpraxis und die Marquardt‘s Saxonia Apotheke aus. Die heutige Inhaberin Eva-Maria Friedrich hatte bei Übernahme der Apotheke einen Mietvertrag über fünf Jahre mit einer Option auf Verlängerung um weitere fünf Jahre abgeschlossen. Diese Möglichkeit nahm sie in Anspruch.

Sehr zum Ärger der Vereinigten Hamburger Wohnungsbaugenossenschaft (VHW): Nach Willen des Gebäudeeigentümers sollen ab 2019 mehr als 170 Wohnungen entstehen. Das Haus, in dem die Apotheke jetzt ansässig ist, soll einem Projekt für Betreutes Wohnen weichen. Die VHW stellt die Rechtmäßigkeit der Mietvertragsverlängerung infrage. Wegen eines nach ihren Angaben nachträglich festgestellten Formfehlers im Übergabeprotokoll reichte sie im letzten Jahr Räumungsklage ein.

Doch das Landgericht Hamburg wies die Klage in erster Instanz ab, berichtete Friedrich der Bergedorfer Zeitung. Die Wohnungsbaugenossenschaft kann innerhalb der nächsten vier Wochen Berufung einlegen. „Das Urteil liegt noch nicht schriftlich vor“, sagte eine Sprecherin. „Sobald dies der Fall ist, entscheiden wir über eine Berufung.“ Der Baubeginn 2019 sei aber nicht gefährdet, die Apotheke werde 2022 nach Ablauf des Vertrags abgerissen.

Seit dem Sommer musste die Apotheke bereits mit Störfällen kämpfen: Im Juli durchtrennten Unbekannte die Leitung für Telefon und Internet. Erst Anfang Oktober war die volle Arbeitsfähigkeit wiederhergestellt. Mitte des Monats wurde in einer leerstehenden Wohnung über der Apotheke ein Wasserzähler herausgedreht. Ungehindert drang das Wasser in Offizin, Labor, Büros und den Lagerkeller ein. Auch Wände, Böden, Schränke, Computer und andere elektronische Geräte wurden schwer in Mitleidenschaft gezogen.

Ein Gutachter schätzte den auf der 100 Quadratmeter großen Apothekenfläche entstandenen Schaden auf einen sechsstelligen Bereich. „Es wird teuer. Viele Medikamente sind vernichtet“, berichtete Filialleiter Björn Gussenberg damals der Zeitung. Allein der Warenwert belaufe sich auf rund 100.000 Euro. „Es liegt der Verdacht nahe, dass man uns raushaben will. Wir wurden zerstört.“ Die VHW hat mittlerweile in allen leerstehenden Wohnungen die Wasserzähler entfernt und die Leitungen verplomben lassen. Der Zugang ist versperrt. Genossenschaft und Apothekerin haben jeweils Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt.

Die Sanierung der Apotheke gehe bislang nur schleppend voran. „Die Scheiben beschlagen noch immer“, bedauert die Besitzerin. Nach Angabe der VHW sollen die Arbeiten spätestens im Januar abgeschlossen sein. Bis dahin müssen die Kunden auf die Marquardt‘s Apotheke Bergedorf-West ausweichen oder den telefonischen Lieferservice nutzen.

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