Neueröffnung

Mutige Apothekenmonopolistin

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Berlin -

Michaela Herzinger ist mit ihren 44 Jahren Besitzerin beider Apotheken im bayerischen Bodenmais. Jetzt legt sie ihre Betriebe zusammen und eröffnet kurz nach Ostern eine Großapotheke. Dafür hat sie einen sechsstelligen Euro-Betrag in die Hand genommen.

Herzinger fühlt sich in Bodenmais fest verwurzelt. Der Pharmazeutenberuf wurde ihr quasi in die Wiege gelegt. „Mein Opa hat 1950 die Marien-Apotheke gegründet, mein Vater sie 1972 übernommen“, erzählt Herzinger. Sie selbst verschlug es nach ihrer Approbation 1999 für einige Jahre in verschiedene Apotheken nach München. Dort lernte sie ihren heutigen Mann kennen und bekam eine Tochter. „Gemeinsam haben wir beschlossen, unsere Familie nach Bodenmais zu verpflanzen. Das dauerte eine Weile, weil mein Mann erst mal hier beruflich Fuß fassen musste, aber es hat geklappt.“ Als ein Kollege die Arber-Apotheke verkaufte, zögerte sie nicht lange. Im Jahr 2011 übernahm sie von ihrem Vater auch die Marien-Apotheke. Jetzt gehörten ihr beide Apotheken am Ort.

Wirtschaftlich sinnvoll sei das in einer 3400-Seelen-Gemeinde immer weniger gewesen, sagt Herzinger. Schon vor zehn Jahren habe sie erstmals an eine Zusammenlegung in größeren Räumlichkeiten gedacht. „Aber ich befürchtete, dass dann ein Konkurrent auf die Idee kommen könnte, eine neue Apotheke zu eröffnen, das hätte uns beiden nicht gut getan.“ Jedoch sei die Situation speziell für die Marien-Apotheke mit der Zeit nicht einfacher geworden. „Die Ärzte bei uns in der Nachbarschaft wurden älter und zogen fort. Die Arber-Apotheke liegt dagegen an einer Einkaufsstraße und hat viel Laufkundschaft.“

Nach langer Suche stöberte Herzinger endlich ihr Traumobjekt auf, ein ehemaliges Kerzengeschäft in der Shopping-Meile unweit eines großen Supermarkts. 190 Quadratmeter umfassen die neuen Räumlichkeiten. „Diese Größe lohnt sich“, sagt Herzinger. „Die Bausubstanz und das Dach sind in einem guten Zustand. Ich muss da nicht mehr viel umbauen oder erweitern. Die Elektrik und die Sanitäranlagen mussten allerdings erneuert werden.“ Lange habe sie darüber nachgedacht, die alten Schubläden aus der für die Alpenregion typischen Zirbelkiefer aus der alten Offizin zu übernehmen. „Dann entschied ich mich doch für einen leistungsfähigen Kommissionierautomaten. Den konnte ich günstig gebraucht kaufen, die Technik wurde generalüberholt und ist auf dem neuesten Stand.“

Der finanzielle Aufwand für den Ausbau sei schon immens. „Insgesamt habe ich 300.000 Euro in den Ausbau gesteckt. Aber ich bin 44 Jahre alt, der Zeitpunkt ist für mich jetzt der beste.“ Die Investition sei eine Standortsicherung mit Perspektive, sagt die Unternehmerin, der Fortschritt auch für den Ort enorm. „So kann ich die Versorgung der Bevölkerung für die nächsten 30 Jahre sicherstellen.“ Sie hoffe, die Kosten in einigen Jahren wieder hereinzuholen. „Ich spare durch die Zusammenlegung schon mal eine Miete und die Kosten für eine Softwarelizenz“, rechnet sie vor. „Zudem liegen wir auch am neuen Standort direkt an der Einkaufsstraße und können mit sehr viel Laufkundschaft rechnen.“ Die Offizin sei behindertengerecht zugänglich, Parkplätze gebe es direkt vor der Tür. „Einige Allgemeinärzte haben ihre Praxis in der Nähe. Auch aus den Nachbarorten bekommen wir Rezepte.“

Herzinger will alle Mitarbeiter der beiden Apotheken halten. „Es ist nicht einfach, qualifizierte Menschen im bayerischen Wald so nah an der tschechischen Grenze zu bekommen.“ Ihr junges, motiviertes Team zähle jetzt 15 Köpfe, eine der beiden angestellten Approbierten sei die ehemalige Filialleiterin der Marien-Apotheke. „So kann ich in der neuen Apotheke durchgehende Öffnungszeiten anbieten.“

Vor allem sei Bodenmais ein begehrter Touristenort, sagt die Apothekerin. „Die Gäste von außerhalb bringen immer wieder neue Impulse in den täglichen Betrieb, das macht Spaß. Und wir haben eine schöne Kundenmischung, vom Kleinkind bis zum Stammkunden im Seniorenalter.“ Gerade im Winter sei der Ort ein gesuchtes Ziel. „Dann haben wir sehr junges Publikum, viele Langläufer und Skifahrer kommen dann mit ihren Sportverletzungen.“ Der Fremdenverkehr garantiere stabile Umsätze: „Die Kunden haben im Urlaub einfach mehr Zeit, sie lassen sich auf ein ausführliches Beratungsgespräch ein und kaufen dann auch etwas.“

Sehr beliebt seien etwa die Produkte aus der hauseigenen Palette. „Mein Großvater begann vor 40 Jahren mit der Entwicklung von Rezepturen, die Herstellung übernimmt für uns eine Spezialfirma.“ Zu den „Bayerwald Heilkräuter-Spezialitäten“ mit Logo der Arber-Apotheke zählen Franzbranntwein, Ölbad oder Saunaöl auf Latschenkiefer-Basis und naturbelassene Ringelblumen- oder Murmeltiersalbe. Am neuen Standort werde es genug Raum zur angemessenen Präsentation der Spezialmischungen geben, freut sich Herzinger. „Die neue Marien-Apotheke soll eine Erlebnisapotheke werden, die Kunden werden dann zum Beispiel staunen können über eine Mooswand mit Wasserfall.“

Doch bis dahin bleibt noch einiges zu tun. „Bislang läuft der Umbau reibungslos und ist im Zeitplan“, freut sich die Inhaberin. „Überraschend lange hat die Genehmigung der Nutzungsänderung durch das Landratsamt gedauert, aber jetzt habe ich auch die Betriebserlaubnis.“

Am 24. März gingen dort zum letzten Mal Medikamente über den Tresen. „Mittlerweile ist hier alles in Kisten verpackt“, sagt Herzinger. Am Wochenende nach Ostern gilt es. „Samstag hat die Arber-Apotheke noch bis 13 Uhr geöffnet, dann beginnt der große Umzug in die neuen Räume.“ „Alle Mitarbeiter packen mit an.“ Überhaupt wolle ganz Bodenmais der dann einzigen Apotheke am Ort tatkräftig unter die Arme greifen. Schon am 16. April soll die „neue“ Marien-Apotheke ihre Pforten eröffnen.

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