Pharmahersteller

Grünenthal: Milliarden-Zukäufe in den USA

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Berlin -

Die Einkaufstour von Grünenthal geht weiter. Auf zwei Milliarden Euro will der Mittelständler bis 2022 den Umsatz steigern. Davon ist der Schmerzmittel-Hersteller zwar noch ein gutes Stück entfernt, aber dank der Zukäufe in den USA könnte das Ziel bald in Sichtweite kommen.

Auf seiner milliardenschweren Einkaufstour hat der Schmerzmittel-Hersteller Grünenthal den US-Markt ins Visier genommen. Laut Firmenangaben wurde das Unternehmen Averitas Pharma aus New Jersey übernommen. Der Neuzugang soll das Vertriebsmodell für das Schmerzpflaster Qutenza ausbauen, dessen Wirkstoff zum Beispiel gegen Nervenschmerzen bei Gürtelrose eingesetzt wird. Grünenthal verspricht sich auch mit Blick auf den Missbrauch opiumhaltiger Schmerzmittel in den USA gute Marktchancen: Das eigene Präparat der Aachener gehört zu den Nicht-Opioiden.

Erst vergangene Woche hatte das Aachener Unternehmen bekanntgegeben, dass es der US-Firma Acorda die Rechte am Schmerzpflaster Qutenza (Capsaicin) für die Märkte USA, Lateinamerika, Asien und Australien abgekauft habe. Die Rechte für Europa und andere Märkte waren schon 2016 übernommen worden.

„Der US-Markt ist der größte Pharmamarkt der Welt – nun haben wir ganz neue Möglichkeiten“, sagte Grünenthal-Chef Gabriel Baertschi. Die Kaufpreise für die Übernahme von Averitas wurden nicht bekannt. Es handelt sich um ein kleineres Unternehmen – die Mitarbeiterzahl soll zügig auf etwa 100 steigen.

Hauptteil der Einkaufstour ist die Übernahme der Rechte an dem Magenmittel Nexium (Esomeprazol) und Vimovo (Naproxen/ Esomeprazol), einem Schmerzmittel mit Magenschutz vom britischen Pharmakonzern AstraZeneca. Hier lag der Kaufpreis bei gut 920 Millionen US-Dollar. Nach den Worten von Grünenthal-Chef Baertschi geschah das komplett über Bankkredite. Insgesamt ließ sich der Mittelständler die Einkaufstour seit 2016 rund 1,3 Milliarden Dollar kosten (rund 1,15 Milliarden Euro). Der Schweizer Baertschi war 2016 von AstraZeneca zu Grünenthal gekommen, seither trimmt er die Firma auch auf Wachstum über Zukäufe.

Grünenthal verbuchte 2017 einen Umsatz von rund 1,3 Milliarden Euro, von den 5200 Mitarbeitern waren 1700 in Deutschland – vor allem in der Aachener Zentrale samt Forschungs- und Entwicklungsabteilung – tätig. Der Deutschland-Vertrieb sitzt im nahen Stolberg. Bis 2022 soll der Jahresumsatz des Pharmaunternehmens nach den Planungen des Vorstandes die Zwei-Milliarden-Euro-Marke knacken.

Mit den Akquisitionen liege man hierfür gut auf Kurs, sagte Baertschi. Generell sieht er betriebswirtschaftlich positive Perspektiven für Grünenthal – zum einen wegen des demografischen Wandels und des wachsenden Anteils an Senioren, die Medikamente brauchen. Außerdem gebe es noch eine ganze Reihe an Schmerzarten, die noch nicht oder nicht hinreichend behandelbar seien – auf diesen Gebieten forscht Grünenthal.

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