Versandapotheken

Apo-Discounter übernimmt Medipolis

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Berlin -

Der Markt der Versandapotheken konsolidiert sich weiter: Apo-Discounter übernimmt das Versandgeschäft des Konkurrenten Medipolis. Bestellungen werden seit dem 28. März weitergeleitet. Der Onlineshop von Medipolis bleibt aber weiterhin aktiv. Die Medipolis-Gruppe will sich dagegen auf das Kerngeschäft der Versorgung Schwerstkranker konzentrieren.

Über einen Verkauf der Versandapotheke Medipolis wird schon länger spekuliert. Nach Informationen von APOTHEKE ADHOC hatte sich im vergangenen Jahr bereits der Mediakonzern Ströer für das Versandgeschäft interessiert. Doch über erste Gespräche kam man nicht hinaus, Ströer hat derzeit andere Projekte. Der Mediakonzern hatte im Herbst 2016 die Versandapotheke Vitalsana für 4,5 Millionen Euro übernommen.

Stattdessen hat jetzt Apo-Discounter (Apotheke im Paunsdorf Center, Leipzig) von Apothekerin Kerstin Fritsch das Versandgeschäft von Medipolis übernommen. Dazu zählen die Internetseite, der Kundenstamm und die Ware. Über den Kaufpreis haben die Parteien Stillschweigen vereinbart.

Verschickt wird neuerdings aus dem Lager von Apo-Discounter in Markkleeberg bei Leipzig. Bestellen Kunden bei Medipolis, werden sie über den Inhaberwechsel informiert. Dabei müssen sie einer Weitergabe ihrer Daten zustimmen, ansonsten wird keine Bestellung ausgelöst. Stimmt der Kunde zu, fällt die gesamte Bestellabwicklung inklusive Retouren in die Verantwortung der neuen Inhaberin. Mit der Logistik hat Medipolis nichts mehr zu tun. Das ehemalige Lager der Versandapotheke wird nun anderweitig genutzt, so dass die Mitarbeiter bleiben konnten.

Die Medipolis-Gruppe gehört den Brüdern Dr. Christian und Ingmar Wegner. Den Schwerpunkt der Tätigkeit bildet die Spezialversorgung, diese bleibt bei Medipolis. Die Internetseite medipolis-intensiv.de richtet sich vor allem an Praxen, Pflegeheime und Rettungsdienste, die B2B bestellen. Das klassische Versandgeschäft mit Arzneimitteln an Endkunden war bislang eher von untergeordneter Bedeutung.

Apotheker Dr. Christian Wegner hatte 2005 die Saale-Apotheke in Jena übernommen. Ihm gehören auch die Dom-Apotheke in Naumburg, die seit jeher in Familienbesitz ist, sowie die Medipolis-Apotheke im Eulenhaus und die Apotheke im Post-Carré in Jena. Letztere hatte Wegner von Brigitte Rump übernommen, genauso wie ihr Zytogeschäft (Zytojen). In dem 2008 gegründeten Herstellbetrieb von Medipolis werden Sterilrezepturen für die eigenen Apotheken sowie externe Kunden hergestellt. Zu Medipolis gehört außerdem ein Blisterzentrum.

Weil Schmerzrezepturen und parenterale Ernährung auch direkt an Patienten geliefert werden, war ein Teil des Geschäftsmodells von dem geplanten Rx-Versandverbot akut bedroht. Medipolis hätte in diesem Fall stärker mit Apotheken vor Ort kooperieren müssen, damit die Rezepturen im Botendienst ausgeliefert werden. Das geschieht zwar heute schon auf Wunsch des Patienten oder wenn eine Apotheke selbst bestellt, bedeutet logistisch aber einen größeren Aufwand für Medipolis.

De facto wird die Versorgung von Schwerstkranken Wegner zufolge heute auch über den Versandhandel sichergestellt. Dieses Argument hatten auch SPD-Abgeordnete immer wieder gegen das von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) geplante Rx-Versandverbot ins Feld geführt. Nach dem Treffen der Koalitionsspitze in der vergangenen Woche ist das Gesetzesvorhaben zumindest in dieser Legislatur vom Tisch.

Damit bleibt es vorerst bei der Ungleichbehandlung deutscher Apotheken und ausländischer Versandapotheken. Seit dem Urteil des Europäischen Gerichtshof (EuGH) vom 19. Oktober 2016 dürfen EU-Versender ihren Kunden Rx-Boni gewähren. Die deutsche Konkurrenz muss sich dagegen weiter an die Preisvorschriften halten, was vor allem für die hiesigen Versandapotheken einen Wettbewerbsnachteil bedeutet.

Davon ist auch Apo-Discounter betroffen, wobei der Schwerpunkt der Versandapotheke – wie bei den meisten deutschen Anbietern – im OTC-Bereich liegt. Direkt nach dem Urteil aus Luxemburg hatten einzelne Versender angekündigt, die Preisbindung notfalls gerichtlich zu Fall zu bringen. Bislang hat ihr Bundesverband (BVDVA) sich aber nur politisch dafür eingesetzt, dass auch deutsche Apotheken in begrenztem Umfang Boni auf verschreibungspflichtige Arzneimittel gewähren dürfen. Dafür gibt es allerdings bislang keine politische Mehrheit. Die Union hat angekündigt, sich nach dem gescheiterten Rx-Versandverbot auf keine Kompromisse einzulassen.

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