Konsumgüterkonzerne

Reckitt sucht einen neuen Chef

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Berlin -

Reckitt Benckiser (RB) verliert Ende des Jahres seinen Chef. Rakesh Kapoor hat sich nach acht Jahren als Vorstandschef und 32 Jahren im Konzern entschieden, den Hut zu nehmen. Seine Bilanz beim Dobendan-Hersteller fällt durchwachsen aus. Nun beginnt die Suche nach einem Nachfolger.

Der Aufsichtsrat werde bei der Nachfolgersuche sowohl interne als auch externe Kandidaten berücksichtigen, kündigte dessen Vorsitzender Chris Sinclair an und ehrte im gleichen Atemzug den scheidenden CEO: „Unter Rakeshs Führung hat sich RB von einem Haushaltsreiniger-Hersteller zu einem globalen führenden Unternehmen für Consumer Health und Hygieneprodukte entwickelt“, so Sinclair. Kapoor hatte den Konzern stärker in die Sparten Gesundheit und Reinigung aufgeteilt. Er sei „sowohl der Visionär als auch der Architekt hinter der strategischen Transformation des Portfolios seit Mitte der 2000er Jahre“ gewesen, so Sinclair.

Ganz makellos war die Amtszeit des 60-jährigen Inders jedoch nicht. So blieb die geschäftliche Entwicklung der vergangenen drei Jahre etwas hinter den Erwartungen zurück, die Aktie des Konzerns entwickelte sich schlechter als die seiner direkten Konkurrenten, wie das Handelsblatt anmerkt. Darüber hinaus hatte RB unter seiner Ägide mit einer Reihe von Kontroversen und Skandalen zu kämpfen. 2017 wurde der Konzern Opfer einer Cyber-Attacke und hatte wegen schwerer Probleme in einem niederländischen Werk mit Umsatzeinbußen zu kämpfen.

Im Vorjahr zahlte RB 300 Millionen Pfund Entschädigung an Hinterbliebene in Südkorea. Dem Konzern wurde vorgeworfen, desinfizierende Zusätze für Raumbefeuchter produziert zu haben, die verantwortlich für den Tod von hunderten Koreanern sein sollen. Koreanische Apotheker hatten daraufhin Reckitt-Produkte boykottiert. Darüber hinaus war er immer wieder für seine enormen Einkünfte öffentlich kritisiert worden: Seit Amtsantritt 2011 habe er 86 Millionen Britische Pfund verdient, bis Ende dieses Jahres werde er wahrscheinlich die 100-Millionen-Pfund-Marke knacken, schreibt der britische Guardian. Damit zählt er zu den reichsten Konzernchefs auf der Insel.

„2020 markiert den Beginn eines neuen Jahrzehnts und ich glaube, es ist jetzt ein guter Zeitpunkt für eine neue Führung, um dieses großartige Unternehmen in die nächste Phase der Wertentwicklung zu führen“, begründete Kapoor seinen Rückzug. Er werde bis Jahresende darauf konzentrieren, den Konzern zu leiten und einen reibungslosen Übergang zu ermöglichen.

RB ist in den Apotheken mit insgesamt neun Marken vertreten, darunter Dobendan, Nurofen, Gaviscon, Durex und Kukident. Mitte 2014 nahm der Konzern den Vertrieb selbst in die Hand; davor hatte 16 Jahre lang der Außendienst von Klosterfrau das Sortiment im Gepäck, bis der britische Partner den Vertrag auslaufen ließ. Mit rund 130 Millionen Euro Umsatz auf Basis der Apothekenverkaufspreise (AVP) gehört RB laut Insight Health zu den führenden OTC-Herstellern in Deutschland. Die Hälfte entfällt auf Dobendan.

RB entstand 1999 durch den Zusammenschluss des deutschen Calgon-Hersteller Benckiser und des britischen Mischkonzerns Reckitt & Colman. Die Wurzeln beider Firmen reichen weit ins 19. Jahrhundert zurück: Reckitt war ursprünglich ein Mühlenbetrieb in England, Benckiser startete als Chemiefabrik in Ludwigshafen. Größter Anteilseigner ist die deutsche Industriellenfamilie Reimann. Der britische Konsumgüterkonzern erzielt den Großteil seines Umsatzes von insgesamt 9,9 Milliarden Pfund (11,3 Milliarden Euro) mit Haushaltsreinigern (Finish, Cillit Bang, Sagrotan). Die Lebensmittelsparte mit Umsätzen in Höhe von 411 Millionen Pfund (471 Millionen Euro) wurde 2017 an den US-Kräuter- und Aroma-Spezialisten McCormick verkauft.

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