Plakatkampagne

Pro Generika: Lebensretter Forte brennt

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Berlin -

Passanten in mehreren deutschen Städten können derzeit brennende Tablettenschachteln auf Werbetafeln betrachten. Der Branchenverband Pro Generika will damit auf die Gefährdung der Versorgungssicherheit durch die Abhängigkeit von ausländischen Wirkstoffherstellern aufmerksam machen. „Wir wollen damit wachrütteln und nicht warten, bis der nächste Engpass kommt“, erklärt Geschäftsführer Bork Bretthauer.

Eine brennende Arzneimittelpackung, Aufschrift: „Lebensretter Forte 100 mg“, daneben eine Texttafel: „Wie ein Feuer in China unsere Gesundheit gefährden kann.“ So will Pro Generika die Bürger auf die Folgen des Rabattvertragsystems aufmerksam machen. „Der Bedarf an Arzneimitteln steigt, doch weltweit sinkt die Zahl der Wirkstoffhersteller“, wird auf dem Plakat erklärt. „Das macht die Lieferkette fragil: Fällt ein Produzent aus, reißt sie. So führt ein Unglück in einem asiatischen Werk zu einem Versorgungsengpass in Deutschland.“ Die Forderung: Mehr Wirkstoffhersteller sollen an der Produktion beteiligt werden.

Auf der Internetpräsenz zur Kampagne präsentieren sich noch die beiden anderen Plakatmotive: Ein gesprungenes Injektionsfläschchen mit dem Hinweis „Wie ein Erdbeben in Indien Ihr Leben erschüttern kann“ und eine zweite Injektionsflasche, in der Mitte durchgeschnitten, mit dem Hinweis: „Wer nur die Hälfte zahlen will, geht irgendwann leer aus“.

Die Motive stammen aus der Feder der Berliner Agentur Serviceplan, der Pro Generika bereits seit drei Jahren das Thema Versorgungssicherheit anvertraut hat. Die Kampagne, die bis zum Spätsommer läuft, ist nicht bundesweit zu sehen, sondern konzentriert sich auf für die Branche neuralgische Punkte: Insbesondere in Berlin sind die Plakate präsent – hier ist die Wahrscheinlichkeit am höchsten, dass Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft sie sehen. Aber auch an Standorten von wichtigen Mitgliedsunternehmen sind die Motive zu sehen, so zum Beispiel bei Ratiopharm in Ulm oder bei Hexal in Magdeburg.

„Wir sind da präsent, wo wir glauben, dass wir gemessen an den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, möglichst viel Aufmerksamkeit erzeugen können“, erklärt Bretthauer. Mit Blick auf die Öffentlichkeitswirkung der Kampagne zeigt er sich optimistisch und sieht auch die bisherige Zusammenarbeit mit Serviceplan sehr positiv: „Wir haben den Eindruck, dass unsere Themen in der Öffentlichkeit Stück für Stück mehr ankommen.“

Den Handlungsdruck beim Thema Wirkstoffproduzenten vermindere das aber nicht. Zusätzliche Sicherheitsstandards, komplexer werdende Herstellungsverfahren, neue Regulierungen und die umfangreiche Qualitätssicherung würden seit Jahren zu steigenden Kosten in der Generikaproduktion führen, kritisiert der Verband. „Eine wirtschaftlich tragfähige Produktion wird so immer schwerer. Hersteller müssen aufgeben und es kann zu Arzneimittelengpässen kommen – auch bei lebenswichtigen Medikamenten.“ Dabei würden demnach schon wenige Änderungen am bestehenden System das Problem lösen.

„Wir sehen, dass es da eine Marktverengung gibt, was zu Engpässen führt, und diese Marktverengung zieht sich durch die gesamte Lieferkette.“ Daraus leitet Pro Generika zwei Hauptforderungen ab: Versorgungskritische Wirkstoffe sollen von Rabattverträgen ausgenommen werden. Sie seien „zu wichtig zum Feilschen“, schreibt der Verband auf der Kampagnenseite. Dort wiederum, wo es Rabattverträge gibt – so die zweite Forderung – müsse man „die Belastung auf mehrere Schultern verteilen“, so Bretthauer. Dazu sollen nicht nur Mehrfachvergaben verpflichtend werden, sondern auch sichergestellt werden, dass die Gewinner der jeweiligen Lose von verschiedenen Wirkstoffproduzenten beziehen. Langfristiges Ziel sei es jedoch, wieder mehr Wirkstoffhersteller nach Europa zu holen.

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