Gehaltsstatistik

So viel verdienen Apotheker in Europa

, Uhr
Berlin -

Das Wetter ist schlecht, der Chef nervt und die Kollegen sowieso. Viele Apotheker spielen mit dem Gedanken, alles hinzuschmeißen und woanders neu anzufangen. Aber wo, im sonnigen Spanien oder vielleicht doch lieber im Norden? Außer dem Wetter sollte man bei seinen Überlegungen – oder Tagträumereien – auch noch das Einkommen berücksichtigen. Denn dort gibt es in Europa große Unterschiede.

In Deutschland steigen Apotheker laut neuem Tarifvertrag mit 3362 Euro ins Berufsleben ein, ab dem 11. Jahr können sie dann 4077 Euro verdienen. PTA verdienen im ersten Jahr 2017 Euro pro Monat, die höchste Gehaltsstufe ist nach 15 Jahren erreicht. Dann gibt es 2613 Euro monatlich. Wegen des Personalmagels werden viele Apothekenmitarbeiter allerdings über Tarif bezahlt.

Statistiken, die die Apothekergehälter in Europa vergleichen, gibt es nicht. Schwierigkeiten bei der Erhebung sind zum einen der Mangel an Daten in einigen Ländern. Außerdem ist es schwer, die Gehälter zu vergleichen, da ein höheres Gehalt nicht unbedingt bedeutet, dass man sich mehr leisten kann. Wir haben die Gehälter in 15 europäischen Ländern recherchiert. Um einschätzen zu können, wie viel das Gehalt im jeweiligen Land wert ist, haben wir das jeweilige Preisniveau herangezogen.

Über die deutschen Gehälter können die Kollegen in Dänemark wohl nur schmunzeln. Umgerechnet 6710 Euro monatlich nehmen Apotheker hier mit nach Hause. Das sind knapp 65 Prozent mehr als das höchste deutsche Tarifgehalt. Allerdings sind die Lebenshaltungskosten bei unseren nördlichen Nachbarn auch 37 Prozent höher als bei uns, wie aus Berechnungen des Statistischen Amts der Europäischen Union (Eurostat) für das Jahr 2015 hervorgeht. Wer sich also als Apotheker in Dänemark niederlassen würde, könnte sich von seinem Gehalt wesentlich mehr leisten als in Deutschland.

Auch die anderen nördlichen Länder zahlen nicht schlecht. In Norwegen erhalten Pharmazeuten mit Masterabschluss in Apotheken umgerechnet 5033 Euro, ihre Kollegen mit Bachelorabschluss 4412 Euro monatlich. Das Preisniveau ist hier in etwa mit dem in Dänemark vergleichbar.

In Schweden verdienen Apotheker umgerechnet zwischen 3211 und 4454 Euro im Monat. Im Jahr 2014 war das Leben hier etwa 28 Prozent teurer als in Deutschland, wie aus Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis) hervorgeht. Finnische Apotheker mit Masterabschluss nehmen pro Monat 4507 Euro mit nach Hause. Mit Bachelorabschluss verdient man durchschnittlich 4434 Euro. Die Lebenshaltungskosten waren hier vor drei Jahren 22 Prozent höher als in Deutschland.

In den deutschen Nachbarländern sind die Gehälter sehr unterschiedlich. In den Niederlanden verdienen die sogenannten „1. Apotheker“, die die Verantwortung für alles in der Apotheke tragen, bei ihrem Berufseinstieg 3553 Euro monatlich. Ab dem 10. Berufsjahr beträgt das Gehalt 5788 Euro pro Monat. Die „2. Apotheker“ verdienen je nach Berufserfahrung zwischen 2773 und 4517 Euro. Die Lebenshaltungskosten sind hier etwa 9 Prozent höher als in Deutschland.

In einer Studie der Beratungsfirma Ranstad wurden 27.000 französische Apotheker befragt, die aufgezeichneten Gehälter lagen zwischen 3154 und 3541 Euro monatlich. Die Lebenshaltungskosten sind 5 Prozent höher als in Deutschland, vergleichbar mit denen in Österreich. Die Kollegen in der Alpenrepublik verdienen im ersten Jahr 3906 Euro, im 10. Jahr 4422 Euro und ab dem 30. Berufsjahr sind 6027 Euro drin.

Die Schweiz ist bekannt für ihre hohen Preise. Tatsächlich ist das Leben bei unseren südlichen Nachbarn 63 Prozent teurer als bei uns. Allerdings verdienen die Kollegen dort nicht unbedingt entsprechend mehr. Die Lohnunterschiede sind je nach Landesteil sehr unterschiedlich. So empfiehlt der Apothekerverband Freiburg ein Einstiegsgehalt von umgerechnet 5603 Euro, 37 Prozent mehr als das höchste deutsche Tarifgehalt.

Sehr starke Unterschiede in der Bezahlung gibt es in Tschechien. In Brünn und Königgrätz sind die Löhne am niedrigsten, weil es hier pharmazeutische Fakultäten gibt. Außerdem macht es einen Unterschied, ob man in einer Kette oder einer privaten Apotheke arbeitet. In Süd-Mähren verdienen Apotheker umgerechnet zwischen 855 bis 1089 Euro, bei Apothekenketten sind 1166 Euro drin. Die Lebenshaltungskosten sind 36 Prozent niedriger als in Deutschland. Etwas mehr bekommen Apotheker in der Slowakei. 1100 bis 1400 Euro nimmt ein Apotheker mit nach Hause, ein Apotheker mit Attestation (veranwortlicher Apotheker) kann es auf 1500 bis 1900 Euro bringen.

In Italien erhalten Apotheker laut Tarifvertrag monatlich zwischen 1889 Euro als Einstiegsgehalt und 2019 Euro ab dem 12. Berufsjahr. Allerdings werden 14 Monatsgehälter plus eine „Abfertigung“ gezahlt, die einem weiteren Monatsgehalt entspricht. Insgesamt gibt es ein starkes Nord-Süd-Gefälle bei den Löhnen. In Südtirol gibt es, bedingt durch die Pflicht zur Zweisprachigkeit, eine höhere Nachfrage nach Apothekern. Die Löhne sind hier entsprechend höher: 2750 bis 3000 Euro für Berufsanfänger und 3500 bis 4000 Euro für Apotheker mit über zwölf Dienstjahren. Im restlichen Italien gibt es eher einen Überschuss an Apothekern. Die Lebenshaltungskosten sind vergleichbar mit Deutschland.

In Großbritannien bekommen Apotheker, die für den nationalen Gesundheitsservice NHS arbeiten, umgerechnet 2463 bis 4499 Euro pro Monat. Die Kollegen in öffentlichen Apotheken erhalten durchschnittlich 3249 Euro im Monat. Das Leben auf der Insel kostet 31 Prozent mehr als in Deutschland.

Leitende Apotheker verdienen in Irland zwischen 4920 und 5520 Euro pro Monat. Alle anderen Approbierten nehmen zwischen 4320 und 4880 Euro mit nach Hause. Die Lebenshaltungskosten sind hier 22 Prozent höher als in Deutschland. In Spanien verdienen Apotheker durchschnittlich 1798 Euro und damit 47 Prozent mehr als PTA mit 1219 Euro. In Deutschland liegt der Unterschied zwischen PTA- und Apothekergehältern bei Berufseinstieg bei 67 Prozent. Die Lebenshaltungskosten in Spanien sind etwa 10 Prozent niedriger als in Deutschland.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
Marburger Bund punktet bei Tarifverhandlungen
Unikliniken: 10 Prozent mehr bei reduzierter Stundenzahl
„Dringende Impulse zur Optimierung“
BKK-Positionspapier: Bachelor-PTA sollen Filialen leiten
Berufsfachschule hat neuen Träger
Münster: Doppelt so viele Plätze für PTA-Azubis
Mehr aus Ressort
regelmäßige Überwachung
Behörde droht mit Revision
Korrekturgrund 367
AOK startet Engpass-Retax

APOTHEKE ADHOC Debatte