Selbstmedikation

Beratungs-Check: Glutenunverträglichkeiten

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Berlin -

Nahrungsmittelunverträglichkeiten spielen eine immer größere Rolle im Beratungsalltag. Eine davon ist die Glutenintoleranz, welche häufig auch als Zöliakie bezeichnet wird. Abzugrenzen ist die sogenannte Glutensensitivität (GS), wie auch die Weizenallergie. Die Beratung bezieht sich insbesondere auf die Ernährung und deren Umstellung zu einer glutenfreien Diät.

In Bezug auf Gluten gibt es verschiedene Krankheitsbilder – am bekanntesten ist jedoch die Zöliakie. Es handelt sich dabei um eine chronische Systemerkrankung, die sowohl Merkmale einer Allergie als auch einer Autoimmunerkrankung aufweist. Ursache ist eine Unverträglichkeit gegenüber dem Klebereiweiß Gluten, welches in zahlreichen Getreidearten wie Weizen, Roggen, Dinkel, Gerste und Hafer enthalten ist. Im Gegensatz zu anderen Nahrungsmittelunverträglichkeiten stellt die Glutenintoleranz eine Besonderheit dar: Denn bei den meisten Unverträglichkeiten werden kleinere Mengen noch vertragen – bei der Zöliakie ist das anders.

Betroffene vertragen manchmal nicht einmal mehr kleinste Mengen glutenhaltiges Brot oder andere Produkte, die aus den genannten Getreidesorten hergestellt werden. Dazu gehören beispielsweise Nudeln oder Pizza. Manchmal ist Gluten nicht offensichtlich zu erkennen: Denn auch verschiedene Kartoffel- oder Fertigprodukte, Pudding, Eis oder Schokolade können kleine Mengen enthalten. Daher sollten nach Möglichkeit nur Produkte verzehrt werden, die ausdrücklich als glutenfrei deklariert sind. Seit 2005 gilt bei abgepackten Waren eine Kennzeichnungspflicht. Durch die Aufnahme von Gluten kommt es sonst zu einer chronischen Entzündung der Darmschleimhaut: Dadurch bilden sich die Zotten der Schleimhaut zurück, die Oberfläche des Darmes verringert sich und es kann schließlich zu Störungen bei der Nährstoffaufnahme kommen – deshalb kommt es auf Dauer häufig zu Nährstoffdefiziten. Treten sie auf, gehen sie wiederrum mit eigenen Beschwerden einher und erweitern die Symptomatik.

Außerdem kann es zu anderen Beschwerden kommen, die nicht direkt mit der Intoleranz in Verbindung gebracht werden: Ein ungeklärter Eisenmangel weist beispielsweise häufig auf eine Zöliakie hin. Die Symptome können deshalb sehr unspezifisch sein. Die Diagnose wird dadurch erschwert und oft in die Länge gezogen. Akute Beschwerden der Zöliakie sind hauptsächlich Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall, Bauchschmerzen, Erbrechen oder Appetitlosigkeit. Oft kommt auch Gewichtsverlust, Abgeschlagenheit und Müdigkeit hinzu. Viele Betroffene entwickeln im Laufe der Erkrankung auch psychische Beschwerden wie Depressionen. Da die Zöliakie sich nicht nur auf den Darm beschränkt, wird sie als Systemerkrankung angesehen.

Die Diagnose erfolgt vor allem durch eine Ernährungsumstellung: Denn meist kommt es bei einem konsequenten Verzicht von Gluten zu einer schnellen Besserung der Beschwerden. Glutenfreie Getreidesorten sind Reis, Mais, Wildreis, Hirse, Buchweizen, Amaranth und Quinoa. Bei der Verarbeitung ist es wichtig, dass die Getreidesorten nicht mit Rückständen von glutenhaltigen Getreidesorten vermischt werden. Grundsätzlich glutenfrei sind unverarbeitete Lebensmittel wie Obst, Gemüse und Salat, Kartoffeln und Milchprodukte wie Naturjogurt, Buttermilch, Quark und Butter. Ebenso können beispielsweise unverarbeitetes Fleisch und Fisch ohne Panade, sowie Eier bedenkenlos verzehrt werden.

Für die weitere Diagnose werden zudem bestimmte Antikörper im Blut bestimmt, die Hinweise auf die Erkrankung liefern können. Eine endgültige Absicherung der Diagnose liefert eine Dünndarmbiopsie. Bei der Entstehung spielen sowohl erbliche Faktoren eine wichtige Rolle wie auch das Immunsystem, Ernährung und verschiedene Umweltfaktoren. Die genauen Zusammenhänge sind bisher noch nicht vollständig geklärt. Die Zöliakie muss nicht zwingend ab dem Kindesalter bestehen, viele Patienten entwickeln erst später eine Intoleranz. Die Unverträglichkeit bleibt dann jedoch lebenslang bestehen und kann bisher nicht ursächlich behandelt werden. Unverzichtbar für eine Besserung ist daher die Einhaltung einer lebenslangen, streng glutenfreien Diät – nur so kann die geschädigte und entzündete Darmschleimhaut abheilen und ihre Funktion wieder ordnungsgemäß aufnehmen. Schon bei der Aufnahme von kleinsten Glutenmengen kann es erneut zu Schädigungen kommen. Wird die Diät jedoch konsequent eingehalten, leben die Patienten meist ohne Beschwerden.

Bei einigen Menschen wird eine Glutenintoleranz diagnostisch mithilfe der Antikörperbestimmung und einer Biopsie ausgeschlossen, dennoch stellt sich unter einer glutenfreien Diät eine Besserung der Symptome ein. Ist dies der Fall, sprechen Experten häufig von einer Glutensensitivität (GS). Abzugrenzen von diesen beiden Formen ist die Weizenallergie, bei der es zur Bildung spezifischer Immunglobulin-E-Antikörper oder T-Lymphozyten kommt, die sich gegen bestimmte Allergene im Weizen richten. Auch hier hilft meist eine glutenfreie Ernährung, um die Beschwerden in den Griff zu bekommen.

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