Dekorative Kosmetik

Apotheken machen Douglas Konkurrenz

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Berlin -

Im Milliardengeschäft mit Apothekenkosmetik gewinnt Make-up an Bedeutung. Dekorative Kosmetik aus der Offizin weist zweistellige Wachstumsraten auf. Haupttreiber für diese Entwicklung ist die saarländische Firma Dr. Theiss Naturwaren, die mit Wimpern-Booster und Mascara unter dem Dach der Marke Medipharma neuen Schwung in die Freiwahl brachte. Auch die anderen Hersteller profitieren.

Ende 2016 wagte Theiss den Einstieg in den Bereich dekorative Kosmetik. Der Wimpern-Booster war ein voller Erfolg. Das Mittel soll für längere, kräftigere und dichtere Haare sorgen. Weitere Produkte wie die Make-up-Serie Hyaluron Teint Perfection und Mascara Med folgten. Allein Tusche und Booster erzielten im vergangenen Jahr die Hälfte des insgesamt mit Schminke in Apotheken erwirtschafteten Umsatzes.

Laut Zahlen von Iqvia entfielen 2017 rund 58 Millionen Euro nach Apothekenverkaufspreisen (AVP) auf Schminke & Co. Mit hohen Werbeausgaben verdrängte Theiss die dekorative Kosmetik von Vichy auf Platz 2. Der Homburger Hersteller ist mit einem Anteil von 36 Prozent deutlich Marktführer. L’Oréal kommt mit Vichy auf 22 Prozent. Die Schwestermarke La Roche-Posay liegt mit 18 Prozent dahinter.

Platz 4 geht an Avène von Pierre Fabre. Der französische Hersteller bietet hierzulande Make-up seit dem Markteinstieg mit der Dermokosmetik im Jahr 1997 an. Zunächst war das Sortiment jedoch klein, 2005 folgte der große Launch. Heute sind unter der Dachmarke Couvrance 26 Produkte auf dem Markt, darunter Flüssig- und Kompakt-Make-ups, Augenbrauenstifte und Mascara sowie Korrektursticks. „Die Produkte verkaufen sich nicht alleine aus der Offizin“, sagt Marketingleiterin Gaby Wurth. Benötigt würden geschulte PTA, die die Produkte aktiv in die Hand nehmen und beraten.

Zielgruppe von Make-up in Apotheken seien Frauen, die eine spezielle Beratung suchten. „Für anspruchsvolle und empfindliche Haut oder zum Kaschieren von Hautmakeln wie sichtbaren Äderchen, Narben oder Hautunreinheiten ist dekorative Kosmetik aus der Apotheke bestens geeignet“, sagt Wurth. Apotheken müssten eine hohe Kompetenz für die Beratung aufbauen und benötigten eine gewisse Make-up-Affinität.

Apotheken können sich mit dem Randsortiment gegenüber Drogerien und Parfümerien abgrenzen: „In Drogerien gibt es keine Beratung und in Parfümerien wird ein anderer Fokus gesetzt, beispielsweise auf Smokey Eyes oder aktuelle Make-Up-Trends. Dies sollte sich die Apotheke zunutze machen“, sagt Wurth. Inhaber könnten durchaus guten Zusatzumsatz machen.

Etwa ein Viertel der Avène führenden Apotheken bietet auch Make-up an. Wichtig ist laut Wurth die Platzierung: „Apotheken brauchen Platz für die Produkte. Sie dürfen nicht auf Dackelhöhe stehen, dort testet sie kein Endverbraucher“. Aufklärungsarbeit sei vor allem bei männlichen Apothekern nötig. „Junge Apothekerinnen wissen, dass Make-up wie Körperpflege zur Komplettierung eines Kosmetiksortiments gehört“, so Wurth. Wirtschaftlich denkende Apotheker ließen sich mit Zahlen überzeugen, denn Kunden von dekorativer Kosmetik hätten in der Regel einen großen Warenkorb.

Alle Marken konnten im vergangenen Jahr von den neuen Kunden in der Apotheke profitieren und sind gewachsen. Weitere kleinere Anbieter von Make-up sind Annemarie Börlind, Weleda, Caudalie, Nuxe und Dr. Hauschka. Wala führte bereits 1981 Lid- und Lippentönungen in Apotheken ein. 1999 folgte das Vollsortiment mit insgesamt 39 Produkten. Im vergangenen Jahr wurde die Linie überarbeitet und auf 81 Produkte erweitert. Bereits bei der Entwicklung der ersten Pflegeprodukte waren sich die beiden Hauschka-Gründer Elisabeth Sigmund und Dr. Rudolf Hauschka einig, dass die Linie auch eine pflegende dekorative Kosmetik umfassen sollte.

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