Hirntumore

Methadon: Keine Wirkverstärkung von Chemotherapeutika

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Berlin -

Im vergangenen Jahr war der Hype um Methadon groß, Onkologen warnten aufgrund der unzureichenden Datenlage vor einer Anwendung. Hirntumor-Experten der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) schließen sich nun an und raten davon ab, Methadon außerhalb von kontrollierten klinischen Studien einzusetzen.

Für viele Glioblastom-Patienten war und ist Methadon ein Hoffnungsträger, viele der Betroffenen werden zwar mit der Substanz bereits behandelt, doch es fehlen immer noch Daten aus klinischen Studien. Es wurde angepriesen, dass die Substanz die Wirkung von Chemotherapeutika verstärkt. Dass das nicht so ist, haben schon vorher Wissenschaftler zu Wort gebracht. Und auch die Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) sehen das so, denn kürzlich stellten sie auf dem 33. Deutschen Krebskongress ihre aktuellen Studienergebnisse vor, aus denen hervorgeht, das sich das Opioid als wirkungslos erwies.

„Diese aktuellen Daten widerlegen die Hypothese, dass Methadon beim Glioblastom die Wirkung einer Chemotherapie in der Zelle verstärkt“, kommentiert Professor Dr. Uwe Schlegel, einer der federführenden Autoren für die Leitlinie „Hirntumoren“ der DGN und Mitglied im Beirat der Neuroonkologischen Arbeitsgemeinschaft in der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG). Die beiden Gesellschaften wiesen bereits im Jahre 2015 darauf hin, dass zahlreiche Patienten Methadon einforderten, obwohl es keine wissenschaftlich gesicherten Belege für die Wirksamkeit beim Glioblastom gab.

Bei der vorgestellten Studie handelt es sich um Forschungsarbeiten aus dem Labor. Die Wissenschaftler untersuchten den spezifischen Effekt von Methadon auf Glioblastomzellen. Sie behandelten die Zellen entweder mit dem alkylierenden Zytostatikum Temozolomid oder mit Methadon oder mit einer Kombination aus beiden Substanzen. Als Kontrolle dienten unbehandelte Zellkulturen.

„Leider mussten wir feststellen, dass Methadon die Wirksamkeit der Chemotherapie nicht verstärkt. Das Opioid hat keinerlei sensibilisierende Wirkung für die bei Glioblastomen eingesetzte Standardtherapie mit Temozolomid“, erklärt der Leiter der Arbeitsgruppe, Professor Dr. Wolfgang Wick, Direktor der Neurologischen Klinik am Universitätsklinikum Heidelberg. Auch Methadon allein habe keinen nachweisbaren Effekt auf das Überleben oder Sterben der Krebszellen. Den Forschern zufolge könnte der Grund darin liegen, dass die meisten Glioblastomzellen keinen Opioidrezeptor haben: „Ohne Andockstelle an der Krebszelle keine Wirkung“, lautet die Botschaft.

„Opioidrezeptoren sind offenbar recht exklusiv auf spezialisierten Nervenzellen exprimiert“, erläutert Schlegel. „In der aktuellen Studie ist mit Zellen gearbeitet worden, die der Situation beim Patienten ähnlich sind.“ Sie würden ebenso wie reale Glioblastome im Menschen keine Opioidrezeptoren besitzen und leider deshalb gar nicht auf Methadon ansprechen.

Deshalb raten die Wissenschaftler von einer unterstützenden Methadon-Therapie bei Hirntumoren ab. Allerdings weisen sie auch darauf hin, dass die Ergebnisse nicht auf andere Tumorarten oder Chemotherapien übertragbar seien.

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