Telemedizin

Linz wirbt für Gesundheitsterminal

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Berlin -

Zur Krankschreibung in die Apotheke – das ist die Geschäftsidee der Deutschen Gesellschaft für Infrastruktur und Versorgungsmanagement (DeGIV). Am Dienstag hat das Unternehmen in Hannover sein Gesundheitsterminal vorgestellt, das künftig in zahlreichen Apotheken stehen soll. Präsentiert wurde das Gerät im Beisein von Magdalene Linz, Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen.

Das Gesundheitsterminal besteht aus einem Touchpad, einem Lesegerät für die elektronische Gesundheitskarte (eGK), einem Unterschriftenfeld, einem Drucker für Belege und einem Kameraarm, mit dem Dokumente gescannt und Fotos für die eGK erstellt werden können. Über das Terminal sollen Patienten Unterlagen einscannen und an ihre Krankenkasse beziehungsweise – im Fall der Krankschreibung – auch den Arbeitgeber schicken können.

Für die Apotheken soll das Angebot kostenlos sein. Finanziert werden die Terminals über Beiträge der Krankenkassen, die für jeden Versicherten im Einzugsgebiet eines Terminals 80 Cent im Jahr zahlen. Außerdem hoffen die DeGIV-Geschäftsführer Dieter Rittinger und Lars Kliefoth auf Werbeeinnahmen. Denn zu den Terminals gehören auch zwei 32-Zoll-Bildschirme, auf denen Anzeigen der Apotheken, aber auch von Krankenkassen und Arzneimittelherstellern laufen sollen.

Für die Vorstellung des Prototypen haben sich Rittinger und Kliefoth prominente Unterstützung geholt: Neben Linz sprachen auch der Hauptgeschäftsführer der Gematik, Professor Dr. Arno Elmer, der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Gesundheit, Dr. Peter Müller, sowie der Vorstandsvorsitzende der BKK Werra Meissner, Marco Althans. Die Krankenkasse war die erste, die mit ihrer Beteiligung an dem Projekt an die Öffentlichkeit gegangen war. Inzwischen sind laut DeGIV auch die BKK Linde, die BKK Wirtschaft & Finanzen, die Thüringer BKK und die BKK Stadt Augsburg dabei.

Linz erklärte in ihrem Beitrag, dass sie dem Gesundheitsterminal zunächst „etwas skeptisch“ gegenüber gestanden habe. Aber nun finde sie, es sei eine spannende Sache. Das Entscheidende ist aus ihrer Sicht, dass der Patient mit der eGK den Schlüssel für seine Daten selbst in der Hand habe. Zudem könnten über das Gesundheitsterminal weitere sinnvolle Anwendungen angeboten werden.

Mit Blick auf den begrenzten Platz in Apotheken betonte sie, dass es entscheidend sei, ein Terminal für verschiedene Anwendungen zu haben. Wichtig sei daher, dass die Gematik das Gerät zertifiziere. Sie selbst könne sich gut vorstellen, ein solches Terminal in ihrer Apotheke zu haben. Tatsächlich habe sie sich mit einer ihrer zwei Apotheken bereits dafür angemeldet – bei der anderen gebe es noch Platzprobleme.

Rittinger und Kliefoth wollen in den nächsten Monaten mehr als 500 Terminals an Apotheken ausliefern, unter anderem in Niedersachsen, im Ruhrgebiet und in Westfalen-Lippe. Ziel des Unternehmens ist, jede dritte Apotheke an das System anzubinden. Mehr sollten es laut Rittinger nicht werden, da sonst die Kalkulation mit 80 Cent pro Versichertem nicht mehr passt.

Bislang gehe diese Verteilung auf, so Linz. Ein Drittel der Apotheken solle ausgestattet werden, und ein Drittel habe Interesse angemeldet. Sollten es mehr werden, müsse darüber nachgedacht werden, wie die jeweilige Apotheke ausgewählt werde.

Das Unternehmen DeGIV haben Rittinger und Kliefoth im vergangenen Jahr gegründet. Rittinger war zuvor im Vorstand der damaligen BKK Rheinische Kalksteinwerke tätig und zuletzt bei dem nordrhein-westfälischen Unternehmen HMM Deutschland, das Versorgungs- und Abrechnungslösungen für Krankenkassen entwickelt.

Kliefoth war zuvor bei dem US-Konzern NCR tätig, der Geldautomaten, Einzelhandels- und Warenhaussysteme herstellt. In dieser Funktion war er unter anderem an der Entwicklung der Bildbeschaffungsterminals beteiligt, mit denen AOK-Versicherte in den Geschäftsstellen der Kasse ein Foto für die eGK erstellen können.

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