Neuer Fälschungsskandal?

Unklare Lieferketten: ARD kritisiert Importquote

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Berlin -

Der Lunapharm-Skandal ist noch nicht allzu lange her – und beschäftigt die Gesundheitspolitik. Das ARD-Format „Kontraste“ fragte sich zuletzt, ob sich eine weitere Affäre ankündigt, in die mit Haemato Pharm ein deutscher Importeur involviert sein soll.

„Das kriminelle Geflecht in Bezug auf den Handel mit illegalen Krebsmedikamenten zieht sich quer durch Europa. Die Lieferwege und die Lieferzyklen sind so schnell, dass in den meisten Fällen, wo uns was auffällt, das Zeug schon verbraucht ist. Und das ist zutiefst beunruhigend, jedenfalls für mich“, so Bernhard Brocher, Oberstaatsanwalt der Staatsanwaltschaft Cottbus im ARD-Beitrag.

Brocher setzt sich in einen aktuellen Fall mit einer Fälschung des Medikamentes Alimta auseinander. Am 21. Dezember hatte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukt (BfArM) in einer AMK-Meldung darauf hingewiesen, dass auf den Packungen der betroffenen Charge das Verfallsdatum manipuliert wurde.

Wie dieser Import in Umlauf gebracht wurde, ist nicht bekannt. Ganz am Anfang der Lieferkette steht ein Händler aus Polen. Er lieferte Alimta an einen Zwischenhändler nach Tschechien, dieser zu einem in die Slowakei und der wiederum in die Niederlande. Von dort wurde das Präparat an den Brandenburger Importeur Haemato Pharm verkauft. „Die Lieferketten liegen nicht vollständig vor“, räumt der Parallelhändler im Bericht ein. Man können die Zwischenlieferanten nicht lückenlos verfolgen. Dies gilt laut Bericht für drei weitere Krebsmedikamente, die zurückgerufen werden mussten.

Auf Nachfrage teilt Haemato zum Beitrag mit: „Wir sehen aufgrund der Berichterstattung über öffentlich zugängliche Informationen keine Notwendigkeit für eine offizielle Stellungnahme. Dies insbesondere auch vor dem Hintergrund, dass aus unserer Sicht durch das Magazin im Bericht hauptsächlich Kritik an der politischen Arbeit geübt wurde.“

Gemeint ist offenbar der Streit um die Importquote. Während die Länder sie ein für alle Mal abschaffen wollen, will Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sie im Gesetz für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung (GSAV) nur modifizieren. Kritik äußerte im Bericht Brandenburgs Gesundheitsministerin Susanna Karawanskij (Linke): „Das ist das größte Einfallstor für Arzneimittelfälschungen.“ Dass Spahn bei seiner Position bleiben will, sieht „Kontraste“ kritisch: „Das Risiko für die Patienten scheint er auszublenden“, hieß es im Bericht.

Abgeschlossen wurde der Bericht mit der Aussage einer betroffen Patientin: „Einfach um Geld zu sparen oder sich vielleicht selbst in die Tasche zu stecken, mit meinem Leben und mit dem Leben von vielen anderen Patienten zu spielen, da fehlen mir eigentlich fast die Worte.“

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