Krebsmedikamente

Etoposid: Lieferengpass kann tödlich werden

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Berlin -

Laut Informationen von Bristol-Myers Squibb (BMS) werden die Etoposid-haltigen Arzneimittel Etopophos und Vepesid K ab August 2016 voraussichtlich für ein Jahr nicht zur Verfügung stehen. Als Grund gibt der Hersteller Schwierigkeiten bei der Beschaffung der Grundsubstanz an.

Etoposid ist ein Glycosid von Podophyllotoxin, welches aus der Wurzel des Himalaya-Maiapfels gewonnen wird. Die Pflanze unterliegt jedoch seit kurzem dem „Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen (CITES)“, welches die Beschaffung der Grundsubstanz deutlich schwieriger macht.

Das Medikament wird als Einzelmedikation oder in Kombination mit anderen Substanzen im Rahmen der Chemotherapie verschiedener Malignome eingesetzt, beispielsweise bei der Therapie von Keimzelltumoren des Hodens, von kleinzelligem Lungenkarzinom, von Hodgkin-Lymphomen und hochmalignen Non-Hodgkin-Lymphomen sowie vom Chorionkarzinom der Frau.

Eine essentielle Rolle spielt die Substanz in der Hochdosis-Chemotherapie mit autologem Stammzellersatz und in der pädiatrischen Onkologie. Bei vielen Indikationen handelt es sich um kurative Therapieansätze, sodass nun Todesfälle drohen, die eigentlich vermeidbar wären, befürchtet die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO).

Etoposid kann sowohl als in Alkohol gelöste Zubereitung, als auch in Form des alkoholfreien Etoposid-Phosphats verwendet werden. Alkohollösliches Etoposid ist über verschiedene Generikahersteller zwar verfügbar, dies gilt allerdings für eine Hochdosis-Therapie und zur Anwendung bei Kindern als wenig geeignet: In der pädiatrischen Onkologie ist nur Etoposid-Phosphat zugelassen. BMS plant daher, noch verfügbares Etopophos patientenbezogen zu kontingentieren.

Die DGHO befürchtet durch die Lieferunterbrechung schwerwiegenden Folgen für die betroffenen Patienten. Liefer- und Versorgungsengpässe von essentiell notwendigen Krebstherapeutika seien für die DGHO nicht akzeptabel, heißt es in einer Mitteilung. Die Fachgesellschaft sieht weiterhin einen zentralen Bedarf für die Substanz, speziell in der Hochdosis-Therapie.

BMS will die Ärzte kontinuierlich über den aktuellen Sachstand informieren und in die weiteren Beratungs- und Entscheidungsprozesse einbinden. So soll die DGHO für mögliche Veränderungen von Therapieprotokollen bezüglich eines entsprechenden Substanzwechsel ihre Fachexpertise einbringen.

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