Werbekampagne

E-Rezept: Apotheker kapern DocMorris-Plakat

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Berlin -

Das E-Rezept sollte mit dem Apotheken-A in Verbindung stehen. Das dachte sich Dr. Christian Gerninghaus, als er die aktuelle Kampagne von DocMorris gesehen hatte. Kurzerhand änderte er das Werbeplakat ab und zeigte das neue Bild in seinen Apotheken. Auch andere Kollegen ziehen mit.

Auf rotem statt grünem Hintergrund präsentieren stationäre Apotheken das abgeänderte DocMorris-Plakat zum E-Rezept. Der oberte Teil ist unverändert: „E-Mail. E-Banking. E-Mobilität“, heißt es auf der Vor-Ort-Version. Darunter steht „normal“ und dass das E-Rezept ab 2020 komme. Und: „Ihre Apotheke vor Ort. Kompetent, nah und digital.“ Zudem ist in der unteren Hälfte auffällig das Apotheken-A abgebildet.

Das E-Rezept sei bei Endverbrauchern noch relativ unbekannt, so Gerninghaus. „Mir war besonders wichtig, dass es mit dem gotischen A auf weißem Grund in Verbindung steht.“ Es sollte möglichst neben „Apotheke vor Ort“ abgebildet sein. Seine Variante veröffentlichte er als Reaktion bei Facebook. „Was DocMorris kann, können wir schon lange.“ Die Resonanz war positiv. Mehrere Kollegen fragten an, ob sie es ebenfalls verwenden könnten.

Einer von ihnen ist Dr. Christian Ude. Der Inhaber von Udes Stern Apotheke zeigt die rote E-Rezept-Werbung auf seinen neuen digitalen Screens in der Offizin. „Wir digitalisieren gerne alles – außer den Kundenkontakt. Für Sie und Ihre Gesundheit persönlich vor Ort“, schreibt er dazu bei Facebook. Auch für die Apotheke vor Ort sei das E-Rezept selbstverständlich, betont er. „Das ist nichts Besonderes. Darüber muss man eigentlich nicht reden. Unser Mehrwert liegt bei viel mehr.“

Die niederländische Versandapotheke ist für ihre provokanten Kampagnen bekannt. Diesmal verzichtet die Zur-Rose-Tochter allerdings auf Spitzen gegen die Vor-Ort-Apotheken. Anders als im vergangenen Herbst. Ebenfalls auf Plakaten warb die niederländische Versandapotheke provokativ gegen stationäre Apotheken: „Wer ins Bett gehört, sollte nicht zur Apotheke müssen“, lautete der Slogan.

Auch diese Kampagne wurde von mehreren Apothekern aufgegriffen. Eine Pharmazeutin entschied sich kurzerhand, das großformatige Poster in einer Bushaltestelle zu überkleben. „Das Überkleben hat mir eine gewissen Genugtuung verschafft“, sagte die Approbierte. Apotheker Pierre Theuerkauf kontert auf Facebook mit einem Botendienst-Video.

Ab dem 1. Februar 2020 könnten elektronische Verordnungen in Apotheken abgegeben werden. Laut einer Studie der Unternehmensberatung Dr. Kaske könnte das E-Rezept dramatische Folgen für inhabergeführte Apotheken haben. Durch das E-Rezept werde eine Steigerung des Rx-Versandhandelsanteils auf bis zu 10,2 Prozent erwartet, das entspricht einem Umsatz von 5,1 Milliarden Euro – zulasten der stationären Apotheken, die 4,3 Milliarden Euro Rx-Umsatz verlieren.

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