Schließung nach 57 Jahren

Arzt weg, Mitarbeiterin schwanger, Apotheke zu

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Berlin -

Der Countdown läuft: Ende des Jahres schließt die Sonnen-Apotheke in Gütersloh für immer. Im vergangenen Juli hörte der praktische Arzt in der Nachbarschaft auf, sofort ging die Kundenzahl zurück. Als jetzt eine Mitarbeiterin kündigte und eine weitere ihre Schwangerschaft bekanntgab, zog Apothekerin Christina Heitland die Notbremse.

Die Schließung kommt nicht aus heiterem Himmel, aber ist trotzdem keine gute Nachricht: „Ich finde es schon traurig, fahre jeden Tag daran vorbei und weiß, dass gerade viele ältere Menschen eine Verbindung zu dieser Apotheke haben. Hier haben viele Stammkunden eingekauft“, sagt Heitland. Aber seit der Schließung der Arztpraxis war für sie klar, dass die kleine Apotheke keine Zukunft mehr hatte. „Es gibt zwar einen Nachfolger, aber der geht im nächsten Jahr in ein neues Ärztehaus, das derzeit am Markt gebaut wird.“ Dort befindet sich auch eine weitere Apotheke Heitlands, die Apotheke am Markt.

Sie erzählt: „Ich habe die Sonnen-Apotheke im Jahr 2016 gemeinsam mit der Steinhagener Apotheke am Markt übernommen. Schon damals war mit einkalkuliert, dass sie vielleicht geschlossen werden muss. Langfristig hat der Standort keine Perspektive. Am Ende haben mir die Mitarbeiter quasi die Entscheidung abgenommen.“ Sie hat gekämpft: „Ich habe alles versucht, um die Apotheke offenzuhalten.“ Aber vor allem der bürokratische Aufwand für das Team war zu groß. „Und finanziell haben wir leider keinen Spielraum, um mehr Mitarbeiter einzustellen.“

Kündigung und Schwangerschaft gaben nun den letzten Ausschlag. Ihre Stammkunden informierte Heitland per Brief. „Nachdem der Arzt geschlossen hatte, haben viele gemunkelt, dass es die Apotheke vielleicht auch nicht mehr lange geben wird. Und so etwas spricht sich schnell herum.“ Die meisten Kunden, darunter viele ältere Menschen, sind bestürzt. Sie leben in dem Wohngebiet, das sich im Umkreis der Sonnen-Apotheke befindet. Für sie bedeutet die Schließung „ihrer“ Apotheke, dass sie künftig weitere Wege auf sich nehmen müssen. Oder den Botenservice der drei weiteren Apotheken Heitlands nutzen. Ihren Kunden möchte sie den Abschied so einfach wie möglich machen. Deshalb bekommt jeder auf Wunsch eine Beratung, wie es weitergehen und wie die Versorgung aussehen soll. „Wir haben tolle Stammkunden, die können ja nichts dafür, dass wir schließen müssen“, sagt Heitland, „wir wollen sie gut versorgt wissen.“

„Ich betreibe eine Apotheke in Gütersloh und drei Filialen, die Sonnen-Apotheke ist die kleinste.“ Ob der Steinhagener Standort durch eine neue Filialapotheke „ersetzt“ werden soll, steht derzeit noch nicht fest. Steinhagen liegt rund elf Kilometer vor Gütersloh. Insgesamt beschäftigt die Apothekerin 70 Mitarbeiter, sie übernimmt das Rest-Team der Sonnen-Apotheke, zu der zusätzlich auch eine Urlaubsvertretung gehört.

Für Überraschung sorgten die Pläne auch bei der Besitzerin der Immobilie, die die ehemalige Apothekerin ist. Wenn ein Unternehmen nach 57 Jahren schließt, ist das natürlich keine gute Nachricht. „Ich habe einen Mietvertrag, der noch sechs Monate läuft“, sagt Heitland. Den letzten Tag der Offizin hat sie schon festgelegt: Am 31. Dezember öffnet die Sonnen-Apotheke zum letzten Mal. Dann gibt es für alle einen Umtrunk. Und vielleicht ein Wiedersehen in einer der anderen Heitland-Apotheken.

In ganz Westfalen-Lippe nimmt die Zahl der Apotheken seit Jahren ab. In den vergangenen 15 Jahren sind mehr als 300 Apotheken geschlossen worden. Allein in diesem Jahr hat sich die Zahl der Apotheken in Westfalen-Lippe von 1973 auf 1941 verringert.

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