Medizinalhanf

Kanadier kaufen Pedianos

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Berlin -

15,7 Millionen Euro für Pedanios: Aurora Cannabis, der führende kanadische Hersteller von Medizinalhanf, erwirbt die deutsche Vertriebsfirma. Damit sichert sich das börsennotierte Unternehmen aus Vancouver einen Löwenanteil auf dem seit der Freigabe im März rasant wachsenden Markt. Die Pedanios-Investoren haben ein gutes Geschäft gemacht.

Aurora Cannabis ist ein nach den kanadischen Regularien lizensierter Hersteller von Medizinalhanf. Im Schatten der Rocky Mountains betreibt die Firma eine hochmoderne Produktionsanlage mit mehr als 5100 Quadratmetern Anbaufläche. Am Flughafen Edmonton entsteht derzeit eine rund 74.000 Hektar große zweite Produktionsanlage. Zudem hat Aurora eine dritte Produktionsstätte mit rund 3700 Quadratmetern in der Provinz Quebec erworben. Mit 19,9 Prozent ist das Unternehmen an der Cann Group, dem ersten australischen Unternehmen für Erforschung und Anbau von Medizinal-Cannabis, beteiligt.

Pedanios hat sich seit Dezember 2015 im deutschen Markt positioniert. Das Berliner Unternehmen hat alle erforderlichen arzneimittelrechtlichen Genehmigungen für den Großhandel und Import von medizinischem Cannabis und anderen Betäubungsmitteln. Seit der Freigabe von Medizinalhanf im März hat sich der Umsatz nach Unternehmensangaben vervierfacht. Pedanios ist nach eigenen Angaben Marktführer in Deutschland. Unter eigener Marke verkauft der Händler 11 der 15 von der Bundesopiumstelle zugelassenen Sorten und hat damit das größte Sortiment in Deutschland. Die Produkte seien derzeit in über 750 Apotheken zu finden – Tendenz steigend.

Die Pedianos-Chefs Patrick Hoffmann und Dr. Florian Holzapfel bleiben an Bord. Sie wollen mit dem neuen Eigentümer das Vertriebsnetz vergrößern und einen wichtigen Anteil am Weltmarkt erobern: „Kanada und Deutschland sind die weltweit wichtigsten Märkte für medizinisches Cannabis, und als Pioniere in unseren jeweiligen Ländern sind Aurora und Pedanios jeweils bestens positioniert, um mit innovativen Produkten ihre Kundenbasis zu verbreitern und signifikante Marktanteile zu gewinnen“, sagte Hoffmann.

Aurora wiederum freut sich, mit der Berliner Firma den „Cannabis-Pionier in der EU“ und eine europaweit bei Patienten, Ärzten und Apothekern anerkannte Quelle für hochwertiges Produkte mit ins Boot zu holen. „Das Team von Pedanios teilt unsere Vision, unsere hohen Qualitätsanforderungen und unseren Anspruch, eine führende Rolle beim Aufbau der Medizinalcannabis-Industrie einzunehmen“, sagte CEO Terry Booth.

Freuen kann sich der Investor Think Health. CEO Dr. Florian Kainzinger freut sich darüber, für sich und seine Anleger den Einsatz in so kurzer Zeit verfünffacht zu haben. Er schreibt seiner Investmentfirma einen großen Teil des Erfolgs zu: Man habe das investoreigene Netzwerk im Gesundheitswesen geöffnet, um dem Unternehmen rechtzeitig zur Gesetzesänderung eine exzellente Ausgangsposition zu verschaffen.

Derzeit wird Cannabis aus den Niederlanden und aus Kanada importiert. Zweiter Anbieter neben Pedanios ist Spektrum Cannabis, vormals MedCann. Das Unternehmen aus St. Leon-Rot bei Heidelberg wurde inzwischen von der kanadischen Canopy Growth übernommen.

Seit dem 10. März können Ärzte ihren schwerkranken Patienten Cannabis-Präparate verschreiben – wenn alle übrigen Behandlungswege ausgeschöpft sind. Das Potenzial im Medizinsegment liege in der Bundesrepublik bei 800.000 bis 1,5 Millionen Patienten, schätzt Pierre Debs von Spektrum Cannabis. „Pharmazeutische Anwendungen von Cannabis werden in Deutschland eine wachsende Industrie“, sagte der Biologe im April bei Europas erster Cannabis-Business-Konferenz in Berlin. „Noch gibt es große Unterschiede zwischen hier und Nordamerika“, sagte Debs. „Aber später einmal werden die Märkte vielleicht vergleichbar sein.“

Auch in Deutschland sollen künftig bis zu zwei Tonnen jährlich angebaut werden. Dazu wurde beim Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) eine Cannabisagentur eingerichtet. Sie soll den Anbau in Deutschland steuern und kontrollieren. Das BfArM startete bereits ein EU-weites Ausschreibungsverfahren.

Ziel sei es, die Versorgung künftig mit in Deutschland angebautem Cannabis in pharmazeutischer Qualität sicherzustellen. Interessierte Hersteller können sich bis zum 6. Juni für Lose des BfArM bewerben. Mit dem ersten Cannabis aus deutscher Produktion rechnet die Bundesbehörde nicht vor 2019.

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