Bundestagswahl

Lauterbach (SPD) verteidigt Direktmandat

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Berlin -

SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach bleibt dem Deutschen Bundestag erhalten. Der Gesundheitsexperte konnte sein Direktmandat überraschend klar mit 38,7 Prozent gegen CDU-Herausforderer Helmut Nowak (30,8 Prozent) verteidigen. Die AfD kam in Wahlkreis Köln-Mülheim/Leverkusen auf 8,7 Prozent. Lauterbach war auf der SPD-Landesliste nicht abgesichert. Nowak verpasste den Einzug in den Bundestag.

Um das Direktmandat hatte es ein wochenlanges Rennen gegeben. Herausforderer Nowak hatte sich große Hoffnungen gemacht, Lauterbach das Mandat abzujagen. Bei der Bundestagswahl 2013 holte Lauterbach das Direktmandat in Mülheim/Leverkusen mit 41,3 zu 39,3 Prozent nur knapp vor CDU-Herausforderer Nowak. Das waren rund 6000 Stimmen mehr für Lauterbach. Vier Jahre zuvor siegte Lauterbach noch knapper. Bei Landtagswahlen in NRW im Mai gab es in Leverkusen eine Überraschung. Dort siegte CDU-Kandidat Rüdiger Scholz nach längerer Zeit mal wieder über die SPD. Daraus schöpfte Nowak seine Hoffnung.

Dass die SPD in NRW Lauterbach nicht über einen Listenplatz abgesichert hatte, hatte den Gesundheitspolitiker und Vize-Chef der Bundestagsfraktion geärgert: „SPD hatte keinen Listenplatz für mich. Dazu mehr nach der Wahl. Werde trotzdem gewinnen“, twitterte Lauterbach bereits am Freitag vor der Bundestagswahl. Listenplatz 58 wäre ein aussichtsloser Rang gewesen – erst recht nach dem katastrophalen Abschneiden seiner Partei. Über die Listenplätze wird wohl in der NRW-SPD noch zu sprechen sein.

Im Ringen um das Rx-Versandverbot hatte Lauterbach mit seinem Nein eine entscheidende Rolle gespielt. In der heißen Phase der Diskussion hatte er mit anderen ein Bündnis der SPD-Parteilinken mit dem konservativen Seeheimer Kreis geschmiedet. Darin legten sich die einflussreichen Gruppierungen der SPD-Fraktion auf ein Nein zum Rx-Versandverbot fest. Damit gab es für die SPD-Führung beim anschließenden Koalitiongipfel keinen Verhandlungsspielraum mehr.

Lauterbach hat einen interessanten Lebenslauf. Er wurde 1963 als Sohn eines Arbeiters in Düren bei Köln geboren. Nach dem Abitur studierte er Medizin in Aachen und an der University of Texas in den USA. 1991 schloss er seine Dissertation in Düsseldorf ab. Daneben studierte Lauterbach Gesundheitsökonomie an der Harvard School of Public Health in Boston. 1998 wurde Lauterbach Direktor des neu gegründeten Instituts für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie (IGKE) an der Kölner Universität.

Von 1999 bis zur Wahl in den Bundestag im September 2005 war Lauterbach Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen. 2003 war er Mitglied in der Kommission zur Untersuchung der Nachhaltigkeit in der Finanzierung der Sozialen Sicherungssysteme, der sogenannten „Rürup-Kommission“.

Weniger bekannt ist allerdings, dass Lauterbach, der zur SPD-Parteilinken gehört, seinen Aufstieg von rechts unten nach links oben der CDU verdankt. Seine Studienzeit in den USA finanzierte die Konrad-Adenauer-Stiftung mit. Und Lauterbach war einst Mitglied der CDU: „Meine Mutter war sehr christlich“, so Lauterbach 2013 in einem Gespräch mit der Rheinischen Post. „Als ich in den USA war, habe ich mich mit Gerechtigkeitsthemen auseinandergesetzt. Irgendwann konnte die CDU die für mich nicht mehr umsetzen. Heute bin ich 100 Prozent Sozialdemokrat.“

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