Pharmagroßhandel

Phoenix will Drogerien Umsatz abjagen

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Mannheim -

Mit einer großangelegten Eigenmarken- und Kooperationsoffensive will Phoenix seine Position im Inland und in Europa festigen und ausbauen. Zu diesem Zweck startet der Konzern zum 1. Juni europaweit seine neue, einheitliche Eigenmarke Livsane. Einen Monat später geht in Deutschland die neue Kooperation „Livplus“ an den Start. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2016/17 hat Phoenix beim Gesamtumsatz erstmals die 30 Milliarden Euro-Grenze geknackt – allerdings auf dem weiter hart umkämpften deutschen Markt Marge verloren.

Die neue Eigenmarke Livesane startet in Deutschland im Juni mit knapp 100 Produkten – Nahrungsergänzungsmittel, Beauty, Kosmetik und Körperpflege. Der Grund für die Offensive liegt für Konzernchef Oliver Windholz auf der Hand: „Die Margen der Eigenmarken sind sehr hoch.“ Zudem gebe es Vorteile beim Marketing und der Wiedererkennungswert sei hoch.

Die Livsane-Produkte sollen ausschließlich in Apotheken vertrieben werden – europaweit sowohl über die Kooperationsapotheken als auch über die eigenen Benu-Apotheken. „Wir wollen mit der Eigenmarke Erlöse generieren und Umsatz von den Drogerien zurück in die Apotheke holen“, so Windholz.

Als Angriff auf den Drogeriemarkt will der Phoenix-Chef die Offensive aber nicht verstanden wissen. Trotzdem soll das Eigenmarkenkonzept in den nächsten Jahren weiter entwickelt werden. Ob dazu auch OTC-Arzneimittel gehören können, ließ Windholz offen: „Wir wollen damit in Europa einen dreistelligen Millionenumsatz erzielen.“

Wie bereits berichtet, geht einen Monat später das neue Kooperationsmodell Livplus in Deutschland an den Start. „Livplus wird Midas nach 14 Jahren ablösen. Ich bin zuversichtlich, dass die meisten Midas-Apotheken zu Livplus wechseln werden“, so Windholz. Hinter Livplus verbirgt sich ein B2B-Konzept. Es soll 149 Euro monatlich kosten und den Apotheken zusätzliche Serviceleistungen und erweiterten Zugang zu neuen Produkten der Eigenmarke bieten. Entwickelt werden soll eine App, die den Apotheken die Verfolgung ihrer Bestellungen ermöglicht. Zu einem späteren Zeitpunkt ist auch eine App für den Kundenkontakt geplant.

Livplus stellt laut Windholz keine Konkurrenz zu der von Phoenix ebenfalls unterstützen MVDA-Kooperation Linda dar. Das Linda-Konzept richte sich an die Apothekenkunden. „Beide Welten vertragen sich gut. Es wird nicht gewildert oder angegriffen“, betonte Windholz.

Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa ist Phoenix nach eigenen Angaben die Nummer 1 im Pharmahandelsmarkt. Als Großhändler ist Phoenix in 26 Ländern aktiv, als Einzelhändler mit eigenen Apotheken in 13 Ländern. Damit liegt Phoenix nach eigenen Angaben nach der Anzahl klar vor Celesio und Walgreens Boots Alliance. 35 Prozent des Umsatzes erzielt Phoenix in Deutschland, ebenfalls 35 Prozent in Westeuropa, 16 Prozent in Nordeuropa und 14 Prozent in Osteuropa. „In zwölf Ländern ist Phoenix die Nummer 1 im Großhandel“, so Windholz.

Unter dem Dach von Phoenix Pharmacy Partnership (PPP), dem Netzwerk des Pharmahändlers für Europa, arbeiten 9000 Apotheken. Dort werden der Einkauf gebündelt, Marketing und Managementkonzepte entwickelt, ebenso Apps und Kundenkarten. Dazu gehören außerdem auch die 2000 Benu-Apotheken in 13 Ländern. Ziel ist die Steigerung der Effizienz und Profitabilität. Denn Windholz rechnet in den nächsten fünf Jahren mit einer weiteren Konsolidierung auf dem Großhandelsmarkt: „Dabei will Phoenix eine wichtige Rolle spielen.“ Im letzten Geschäftsjahr hat Phoenix bereits die Mediq-Apotheken in den Niederlanden übernommen und ist als Großhändler in Montenegro eingestiegen.

Über alle Geschäftsbereiche hinweg konnte Phoenix im abgelaufenen Geschäftsjahr 2016/17 „deutlich stärker als der Markt wachsen“. Allerdings gab es in Großbritannien und Deutschland einen Dämpfer. In Großbritannien sorgte der Kurssturz des britischen Pfundes für währungsbedingte Wachstumsprobleme. Außerdem wurden dort von der Aufsicht die Arzneimittelbudgets gekürzt.

In Deutschland setzte sich laut Windholz der starke Wettbewerbsdruck fort: „Deutschland ist immer hart umkämpft.“ Zudem führte der anhaltende Trend zu hochpreisigen Arzneimitteln zu Margeneinbußen. Laut Windholz kosten die Hochpreiser Phoenix pro Jahr 45 Millionen Euro. „Die Marge in Deutschland reicht nicht aus“, so der Konzernchef. Unter dem Strich konnte Phoenix seinen Marktanteil in Deutschland mit „über 28 Prozent“ bei einem dreistelligen Millionenumsatzplus halten. Detailliertere Angaben zum Deutschlandgeschäft macht Phoenix nicht.

Europaweit erzielte Phoenix im Geschäftsjahr 2016/17 einschließlich des Warenumschlages gegen Gebühr eine Gesamtleistung von 30,2 Milliarden Euro. Das entspricht einem Plus von 6,1 Prozent. Der Umsatz legte um 5,1 Prozent auf 24,4 Milliarden Euro zu. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) sank jedoch um 77,6 Millionen Euro auf 417,8 Millionen Euro.

50 Millionen Euro davon entfallen auf die Abwertung des britische Pfundes, auf die Übernahmekosten von Mediq und auf Steuernachforderungen aus Vorjahren. Der Margendruck in Deutschland kostete Phoenix knapp 25 Millionen Euro EBITDA. Unter dem Strich weist Phoenix ein Periodenergebnis für 2016/17 von nur noch 142,8 Millionen Euro gegenüber 225 Millionen Euro im vorausgegangenen Geschäftsjahr aus. Die Eigenkapitalquote sank leicht von 35,1 auf 33,1 Prozent.

Für das laufende Geschäftsjahr erwartet Phoenix auch in Deutschland wieder bessere Geschäfte: „In Deutschland werden wir das Ergebnis steigern“, erklärte Windholz. Die Umsätze sollen in „nahezu allen Märkten“ wachsen, erwartet werde zudem „ein spürbarer Anstieg des EBITDA“. Windholz: „Phoenix ist in Europa gut positioniert und im Wettbewerbsvergleich am breitesten aufgestellt. Wir haben noch viele Ideen mit Phoenix. Das Familienunternehmen steht nicht zu Verkauf.“

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