Patientensicherheit

Klagen gegen Ärztefehler nehmen zu

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Statistisch gesehen sterben immer mehr Menschen wegen Behandlungsfehlern oder mangelhafter Medizinprodukte. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) ist die Zahl der bundesweit registrierten Fälle von 2009 bis 2010 um mehrere hundert auf zuletzt 1634 gestiegen. Das Aktionsbündnis Patientensicherheit erklärt den Anstieg mit der gewachsenen öffentliche Aufmerksamkeit für medizinische Fehler.

Als häufigste Todesursachen nannte Destatis mangelnde Desinfektion, Abstoßungsreaktionen bei einer Transplantation und Komplikationen bei der Implantation eines künstlichen Gerätes. Nicht immer müssen Behandlungsfehler einen tödlichen Ausgang nehmen. Auch kleinere Fehler reichen für den Vorwurf „Ärztepfusch“.

Solche Fälle landen immer öfter vor Gericht. Laut Einschätzung der DAK sind Hüft-Operationen und Geburten am kritischsten. Die Klagefreudigkeit – gerade bei Geschehnissen im Kreißsaal – habe in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, berichten Ärzte wie Hebammen.

 

 

Auffällig ist angesichts von mehr Klagen und höheren Schadenersatz-Summen, dass Ärzte und OP-Personal gar nicht mehr Fehler machen als früher: „Wir haben seit sehr vielen Jahren ein ganz stabiles Verhältnis: Bei einem Drittel der Ansprüche kommt es zu Schadenersatz“, erklärt Franz-Michael Petry, Jurist beim Klinik-Versicherungsmakler Ecclesia. Die Kassen betrieben heute große Regressabteilungen, um im Schadensfall Geld zurückzufordern, und immer mehr Patientenanwälte böten ihre Dienste an.

Bei der AOK haben sich im vergangenen Jahr 401 Patienten gemeldet, weil sie dachten, sie wären falsch behandelt worden, bei 98 bestätigte sich der Verdacht. Die AOK erreichte 2011 eine Regresssumme von 1,4 Millionen Euro und damit deutlich mehr als im Vorjahr.

Ähnlich sah es bei der Techniker-Krankenkasse aus. Bundesweit beschweren sich mehrere zehntausend Patienten an verschiedenen Stellen wegen Ärztefehlern. Allein bei den Gutachterstellen und Schlichtungskommissionen der Ärzteschaft gingen 2010 über 11.000 Beschwerden ein. Die Zahl der offiziell festgestellten Fehler lag bei 2199. Das Aktionsbündnis bezeichnete die offizielle Zahl als Spitze des Eisbergs, viele Todesfälle würden nicht erfasst. Es geht von jährlich 17.000 Toten durch Arztfehler aus.

 

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