Antiinfektiva

HIV-Impfung an Affen erfolgreich

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Berlin -

Die Gabe von speziellen Antikörpern schützt Makaken über Monate vor einer Variante des Aids-Erregers HIV. US-Forscher hatten die Affen einmalig mit jeweils einem bestimmten Antikörpertyp behandelt und sie anschließend wöchentlich dem Erreger ausgesetzt. Das Team um Malcolm Martin vom amerikanischen Nationalinstitut für Allergie und Infektionskrankheiten fand dabei heraus, dass die einmalige Antikörper-Behandlung die Tiere bis zu 23 Wochen lang vor einer Ansteckung bewahren kann. Deutsche Experten bezeichneten die Ergebnisse als spannend und vielversprechend.

Als besonders wirksam erwies sich dabei eine Antikörper-Art, deren Beständigkeit im Körper zuvor durch chemische Modifikationen verlängert wurde, wie die Forscher im Fachjournal „Nature“ schreiben. Während die damit immunisierten Affen im Durchschnitt 14,5 Wochen vor einer Ansteckung geschützt waren, infizierten sich Makaken ohne Antikörper-Behandlung im Schnitt nach drei Wochen.

Das Vorgehen der US-Forscher wird Passive Immunisierung genannt. Das Problem bei der Methode sei, „dass die Antikörper vom Körper abgebaut werden und immer wieder neu gegeben werden müssen“, erläutert Professor Dr. Marcus Altfeld vom Heinrich-Pette-Institut der Universität Hamburg. Gelänge es, Antikörper mit einer sehr hohen Beständigkeit zu entwickeln, würde dies einen wichtigen Durchbruch darstellen. „Die passive Übertragung von Antikörpern scheint effektiver zu sein als bisher getestete Impfstoffe“, sagt Altfeld.

Der HIV-Forscher Professor Dr. Gerd Fätkenheuer von der Universität Köln hält die Studienergebnisse und das Konzept der passiven Immunisierung ebenfalls für sehr spannend. „Hier wird zum ersten Mal gezeigt, dass eine einmalige Gabe von Antikörpern längerfristig schützen kann.“ Bisher habe sich ein solcher Schutz nur nachweisen lassen, wenn die Infusion unmittelbar vor dem Kontakt mit dem HI-Virus erfolgt sei.

Die US-Forscher hatten sich bei ihrem Ansatz an erfolgreichen Strategien zum Schutz vor Hepatitis A orientiert. Unter Umständen, so schreiben Martin und Kollegen, könne der Schutz bei der passiven Immunisierung gegen HIV durch eine Kombination der getesteten Antikörper sogar noch erhöht werden.

Auf der Suche nach einem wirksamen Schutz vor einer HIV-Infektion werden zur Zeit drei verschiedene Wege beschritten: Zum einen gibt es die passive Immunisierung mit Antikörpern, die als Infusion verabreicht werden. Außerdem forschen Wissenschaftler an einer aktiven Impfung, die eine eigene Immunantwort des Körpers bewirkt. Als dritter Weg gilt die präventive Gabe von Medikamenten, die sich in der Therapie von HIV-Infizierten bereits bewährt haben.

Der dritte Ansatz kommt in den USA bei Hochrisikogruppen bereits zum Einsatz. In Europa har er sich nur vereinzelt durchgesetzt. Auch ist hier die Frage noch offen, wie toxisch die langjährige präventive Gabe der Medikamente ist. Die Suche nach einem echten, dauerhaft wirksamen Impfstoff geht trotz erster Teilerfolge einer großen Studie in Thailand von 2009 nur schleppend voran. Für den Antikörper-Ansatz ist die neue Studie ein Fortschritt. Allerdings sei noch unklar, ob das menschliche Immunsystem die zugeführten Antikörper nicht irgendwann als fremd abstoßen würde, ergänzte Altfeld.

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