Extremsport

Ironwoman aus der Apotheke

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Berlin -

Die meisten von uns können kaum ihren inneren Schweinehund überwinden, um eine halbe Stunde im Park joggen zu gehen. Katja Konschak dagegen trainiert vor und nach der Arbeit für den Ironman. Die 38-jährige Apothekerin aus Nordhausen ist Vize-Europameisterin und amtierende deutsche Meisterin auf der Triathlon-Langdistanz. Und der nächste große Wettkampf wartet bereits: Konschak hat sich für den Ironman auf Hawaii, der heute stattfindet, qualifiziert. Bis dahin bleibt die Schokolade, für die die zweifache Mutter eine kleine Schwäche hat, in der Verpackung.

3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42 Kilometer Laufen – die meisten Menschen können sich nicht einmal vorstellen, welcher Kraftaufwand hinter einem Ironman steckt. Konschak allerdings liebt diesen äußerst erschöpfenden Wettkampf. „Die Distanz und dass man vorher nicht sagen kann, wie es am Ende ausgehen wird. Auf der Kurzstrecke gibt es wenig Ausrutscher; wenig, was unterwegs passieren kann. Ein Ironman-Tag ist mit 9 bis 10 Stunden so lang, dass selbst jemand, der mit 20 Minuten Vorsprung vom Fahrrad steigt, immer noch beim Laufen eingeholt werden kann“, sagt Konschak.

Das Laufen ist die Lieblingsdisziplin der Thüringerin. Konschak sieht aber Parallelen zwischen Beruf und Triathlon: „Im Wettkampf wie in der Apotheke: Man weiß nie, was der Tag so bringt. Es gibt immer kleine Probleme, die gelöst werden wollen und die man auch mal spontan und unkonventionell lösen können muss. Mann kann nicht immer nach Schema F arbeiten, manchmal muss man neue Wege finden“, sagt Konschak.

Die aktuelle deutsche Langdistanzmeisterin arbeitet als stellvertretende Apothekenleiterin in der Marien-Apotheke in der Gemeinde Harztor. Dorthin hat es sie nach dem Sportgymnasium und dem Studium an der Martin-Luther-Universität in Halle verschlagen. Ab und zu kommen auch Sportler in die Apotheke. „Sie kommen aber meist in Akutfällen, wenn sie sich verletzt haben oder erkältet sind. Meistens ist es eher so, dass sie mich etwas fragen, wenn sie mich auf der Straße oder in der Stadt treffen. Da sage ich schon mal: ‚Warte, ich bring dir das morgen mit‘“, sagt Konschak.

Irgendwie schafft sie es, die Arbeit und die Vorbereitung für den Ironman miteinander zu arrangieren. Es kommt sogar vor, dass Konschak nach dem Training in den Notdienst muss. „Aber das variiert. Bei den Hauptvorbereitungen auf einen Wettkampf gibt es Wochen mit 25 Stunden Training. Aber im Winter sind es für gewöhnlich nicht mehr als 10 bis 15 Stunden pro Woche“, sagt Konschak. Wenn die Apothekerin um 9 Uhr anfängt, trainiert sie, nachdem die Kinder aus dem Haus sind, eine Stunde vor der Arbeit, abends oder an freien Tagen.

Im Jahr verteilen sich mehrere Ironman-Wettkämpfe über den ganzen Planeten. Der Sport ist wegen der Reise- und Ausrüstungskosten ein sehr teures Vergnügen. Wie bei jedem professionellem Sportereignis stehen hinter den Sportlern Sponsoren, die sie finanziell unterstützen. Konschak wird seit mehreren Jahren von der Firma Orthim gesponsert. Das Unternehmen aus Herzebrock-Clarholz stellt neben Homöopathika Nahrungsergänzungsmittel wie Enzymax und Orthobase her. Die Apothekerin läuft zwar für das Orthim Triathlon Team, hat aber noch weitere kleinere Sponsoren in der Heimat.

Heute steht der berühmteste Ironman in Kailua-Kona auf dem Plan, für den sich Konschak qualifiziert hat. Es ist ein besonderes sportliches Ereignis, weil Hawaii die Geburtsstätte des Triathlons ist. Ob die 38-Jährige zuerst ins Ziel kommt, spielt für sie keine allzu große Rolle: „Ganz persönlich möchte ich endlich meine Hawaii-Bestzeit verbessern. Die steht bei 10 Stunden und 20 Minuten aus dem Jahr 2003, also von meinem ersten Start. Ansonsten würde ich gerne das Optimum rausholen, ohne unterwegs Fehler zu machen, wie zum Beispiel beim Laufen zu wandern. Der Traum sind die Top-15, aber das ist mehr so ein Traum. Ich wäre nicht traurig, wenn ich nur Siebzehnte bin, aber eigentlich einen perfekten Tag hatte“, sagt die Apothekerin.

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