Lebensmittelunverträglichkeiten

Lactoseintoleranz: Ursachen und Tipps

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Berlin -

Die Diagnose Lactoseintoleranz erhalten die meisten Menschen erst, nachdem sie einige Monate mit Magen-Darm-Problemen hinter sich gebracht haben. Der ersten Erleichterung darüber, ihren körperlichen Schwierigkeiten nun einen Namen geben zu können, folgt häufig die Frage, was denn nun gegessen werden darf und welche Nahrungsmittel Probleme verursachen. Sind alle Milchprodukte verboten? Oft führt ihre Unsicherheit die Patienten in die Apotheke, die hier weiterhelfen kann. 

Das Lactoseintoleranz-Syndrom ist im eigentlichen Sinne keine Erkrankung, sondern eine Unverträglichkeitsreaktion des Körpers gegen Milchzucker. Ihm fehlt das Enzym Lactase, welches in der Lage ist, diesen Zweifachzucker im Dünndarm in Glucose und Galaktose aufzuspalten. Das führt in den meisten Fällen zu Blähungen, kolikartigen schmerzhaften Krämpfen und Durchfällen. Das Unvermögen, Lactose zu verdauen, kann angeboren sein oder im Laufe des Lebens erworben werden. Die Therapie besteht in einer Diät, die auf unvergorene Milchprodukte verzichtet, oder in der Einnahme von auf den Bedarf abgestimmten Lactase-Tabletten, wenn ein Verzicht nicht möglich erscheint.

Doch was sind unvergorene Milchprodukte genau? Bis vor wenigen Jahren hieß es noch, dass Betroffene komplett auf Milch- und Milchprodukte verzichten sollten. Das gilt heutzutage glücklicherweise als überholt: Butter und Sahne mit einem hohen Fettanteil werden im Normalfall in kleinen Mengen durchaus vertragen. Wer hier trotzdem Schwierigkeiten befürchtet, kann Butterreinfett oder Butterschmalz verwenden, die auf 100 g nur 0,1 g Lactose enthalten. Auch auf Käse muss nicht verzichtet werden: Je länger dieser reift, desto mehr Lactose zersetzt sich in diesem Prozess. Viele Hartkäsesorten sind daher auch für Personen mit einer Lactoseintoleranz geeignet. Appenzeller oder Bergkäse sind wie reifer Gouda oder Parmesan gut geeignet. Auch auf Raclette muss nicht verzichtet werden.

Schwieriger ist der Genuss von Joghurt: Hier sollte der Blick auf die zugesetzten Kulturen gerichtet werden, denn manche davon helfen, die Lactose zu verdauen. Sie produzieren nämlich selbst das fehlende Enzym und meist genügen diese Mengen zur problemlosen Verdauung im Dünndarm. Somit gelangt keine Lactose in den Dickdarm und die typischen Beschwerden bleiben aus. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass alle tierischen Milchsorten von Natur aus Lactose enthalten. Wer darauf nicht verzichten möchte, kann auf lactosefreie Produkte zurückgreifen, denen während des Herstellungsprozesses Lactase zugesetzt wurde. Dadurch ist der Milchzucker bereits aufgespalten und verwertbar, die Milch schmeckt etwas süßer.

Grundsätzlich ist der völlige Verzicht auf Milchprodukte nicht ganz unproblematisch. Der menschliche Körper benötigt zur Aufrechterhaltung der optimalen Knochendichte Calcium, das hierzulande zumeist über Milch zugeführt wird. Fällt diese Quelle weg, so muss sich der Betroffene – genau wie zum Beispiel ein Veganer – Gedanken darüber machen, wie er sie ersetzen möchte. Sojaprodukten, Reis- oder Hafermilch wird das Mineral häufig künstlich zugesetzt, so dass dies für Menschen mit einer Lactoseintoleranz eine brauchbare Alternative wäre. An Gemüsesorten sind es vor allem Brokkoli, Kohl oder Spinat, die Calcium liefern können. Auch viele Mineralwässer liefern dem Körper das benötigte Calcium.

Doch Lactose ist nicht nur offensichtlich in Milchprodukten vorhanden, die versteckte Lactose ist für die meisten Betroffenen im Alltag das größere Problem. Sie wird in vielen Backmischungen, Fertigkuchen, Knäckebrot und Keksen zur Unterstützung des Aromas verwendet. Aber sie steckt auch unter anderem in Apfelsaft als Klärungsmittel, in Vollmilchschokolade, Kaffeeweißer und in vielen Süßungsmitteln und Wurstwaren. Gewürze, Fertigprodukte wie Knödel, Tiefkühlmahlzeiten oder Saucen enthalten den Zweifachzucker ebenfalls. Aus diesem Grund empfiehlt sich, wenn man sichergehen möchte, dass die Mahlzeit lactosefrei ist, diese selbst zu kochen. Für Fälle, in denen das nicht möglich ist, können Enzymtabletten genutzt werden.

Alles was man an Mahlzeiten selbst zubereitet, ist am sichersten. Und lactosefrei ist auf jeden Fall alles, das keine Milch enthält, wie unverändertes Obst und Gemüse, Nudeln, Honig, Marmelade, Eier, Fisch und Fleisch. Das Schnitzel sollte nicht paniert bestellt werden, da der Panade häufig Lactose zugesetzt wird. Bei den Getränken sind frische und trübe Fruchtsäfte vorzuziehen, da hier keine Lactose zur Klärung zugesetzt wird. Vorsicht auch bei Wein, denn hier muss dieser Hilfsstoff im Gegensatz zu Softgetränken nicht offen deklariert werden! Bei Kaffeegenuss sollte Filter- oder Bohnenkaffee dem gefriergetrockneten Pulverprodukt vorgezogen werden, das häufig Lactose enthält. Bei Arzneimitteln dagegen wird die Vorsicht meistens übertrieben. Die darüber aufgenommene Tagesdosis liegt üblicherweise deutlich unter den 5 g Milchzucker, die von den meisten lactoseintoleranten Menschen noch vertragen wird.

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