Gesundheitscheck

Fast-Food-Fan Trump muss zum Arzt

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Washington -

Im Oval Office steht seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump wieder die Büste eines Mannes, dem unter anderem ein besonders berühmt gewordenes Zitat zugeschrieben wird: „First of all – no sports!“ („Zuallererst – kein Sport!“). Trumps Amtsvorgänger Barack Obama hatte sein Abbild einst zugunsten von Martin Luther King entfernt. Dass nun wieder Winston Churchill im Amtszimmer des Präsidenten im Weißen Haus steht, mag eine gewisse Vorbildfunktion von Großbritanniens legendärem Weltkriegs-Premier für Donald Trump dokumentieren.

Sicher ist: Trump mag keinen Sport. Der menschliche Körper verfüge nur über ein begrenztes Maß an Energie, durch Sport werde dieses verringert. Damit meint Trump jedoch nicht sein geliebtes Golfspiel. Das soll er exzellent beherrschen. Doch dabei fährt er zum Schutz vor der Hitze Floridas üblicherweise im Buggy von Loch zu Loch.

Ob das fulminante Schwingen mit Hölzern und Eisen in Kombination mit Schreibtischarbeit und möglicherweise ein bisschen viel Fernsehen gut für ein 71 Jahre altes Kreuz ist, muss jetzt ein Medizincheck ergeben: Zum ersten Mal im Amt muss Donald Trump, der älteste Mann, der je ins Amt des US-Präsidenten gewählt wurde, offiziell zum Arzt.

Die Mediziner im renommierten Walter-Reed-Militärkrankenhaus vor den Toren Washingtons sollen den Präsidenten heute auf seine Gesundheit checken – buchstäblich auf Herz und Nieren prüfen, ob der Präsident amtstauglich ist. Später will der Arzt im Weißen Haus, Ronny Jackson, eine Zusammenfassung der Ergebnisse öffentlich machen, kündigte eine Regierungssprecherin an.

Neben dem Bewegungsapparat stehen Medienberichten zufolge Dinge wie Sehkraft, Hörvermögen und Zustand der Haut auf der Checkliste. Vor allem aber auch die Herzleistung und der Zustand des Verdauungssystems, inklusive Blutwerte. Alles, was darüber bekannt ist, soll sich im Normalbereich bewegt haben. Nicht auf den Prüfstand kommt, was oberhalb der Augenpartie liegt – also Hirn und Haare.

Auch wenn neurologische Tests in den USA immer häufiger von den Krankenkassen übernommen werden, speziell für Senioren, bleibt es in dieser Hinsicht zunächst bei der umstrittenen und viel diskutierten Ferndiagnose, die eine Gruppe von 27 renommierten US-Psychiatern dem Präsidenten ausstellte: „amtsunfähig“.

Vor dem Wahltag am 8. November 2016 hatte sich Trump in einem etwas bizarr anmutenden und zur Legendenbildung Anlass gebenden Bulletin seines New Yorker Leibarztes Harold Bornstein attestieren lassen, „das gesündeste, jemals in ein Amt gewählte Individuum“ zu sein. Die öffentlichen Äußerungen Bornsteins im Anschluss warfen die Frage auf, ob sich dem New Yorker Mediziner neben Trump weitere Patienten anvertrauen. Medien wählten Attribute wie „seltsam“ oder „merkwürdig“ für den Doktor.

Andere Mediziner machen sich in den USA öffentlich Gedanken um den Präsidenten und seinen Gesundheitszustand. Häufig wird diskutiert, ob der 1,90 Meter große und angeblich derzeit 107 Kilogramm schwere Politiker vielleicht seine Ernährung umstellen sollte. Ein typisches Abendessen bestehe aus zwei Big Macs, einem Fischburger und einem Milchshake, wie sein früherer Wahlkampfmanager als Co-Autor eines Buches über Trumps Wahlkampf einmal schrieb. Und über den Tag gebe es reichlich Cola Light gegen den Durst.

In seltener und für den Berufsstand untypischer Einigkeit halten Mediziner diese Art von Ernährung in Verbindung mit reduzierter Bewegung für ein erhöhtes Herzinfarktrisiko – zumal sich Trumps Body-Mass-Index von rund 30 knapp am Rande der Fettleibigkeit bewegen soll.

Allzu schadenfrohe Gemüter, die von dem Medizincheck Trumps eine Debatte über dessen Amtsfähigkeit erwarten, dürften jedoch enttäuscht werden – auch wenn einem Buch des Autors Michael Wolff zufolge das halbe Weiße Haus bereits diskutiert, ob eine Amtsenthebung Trumps nach dem 25. Zusatz der US-Verfassung – also wegen gesundheitlicher Untauglichkeit – möglich ist.

Selbst wenn bei dem Test eine schwerwiegende gesundheitliche Problematik des Präsidenten festgestellt werden sollte: Die Öffentlichkeit würde es wohl nicht erfahren. Trump selbst entscheidet, welche Details öffentlich werden. „Es gibt sehr wenige Menschen, die alle Details einer solchen Untersuchung an die Öffentlichkeit geben würden“, sagte der New Yorker Medizinethiker Arthur Caplan dem „Washington Examiner“. Trump selbst nahm schon im Vorfeld die Luft aus der Angelegenheit: „Ich denke, alles wird gut gehen, ich wäre überrascht, wenn nicht.“

Immerhin: Trump, wegen eines angeblich schmerzhaften Fersensporns 1968 für den Vietnam-Krieg als untauglich eingestuft, raucht und trinkt nicht. Neben einigen anderen Dingen sind dies wesentliche Merkmale, die ihn von Winston Churchill unterscheiden. Im übrigen: Der Reiter und Polospieler Churchill hat den ihm zugedachten Satz nach Lage der Dinge wohl nie gesagt.

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