Aktion wegen Baustelle

Ordnungsamt stoppt Apotheken-Grillparty

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Berlin -

Apotheker Christian Brand hat aus der Not eine Tugend gemacht: Seit April hat er mit einer Baustelle direkt vor seiner Apotheke zu kämpfen – also veranstaltete er ein Baustellenfest und lud seine Kunden zu Wurst und Bier ein. So konnte er bei ihnen Verständnis für seine Situation schaffen und sich gleichzeitig als humorbegabter Zeitgenosse anbieten – doch dann kam das Ordnungsamt.

Bierbank, Sonnenschirm, Luftballons, Grill: Vor der Apotheke am Schillerplatz in Kaiserslautern wurde am Dienstag ein Mini-Volksfest veranstaltet. Grund waren aber weder Eröffnung noch Geburtstag der Apotheke, sondern die Behinderung, mit der sie seit dem Frühjahr zu kämpfen hat. Denn Inhaber Brand macht seit April eine Baustelle zu schaffen, die er wohl noch bis Ende nächsten Jahres nicht mehr los wird.

„Die beeinträchtigt den Laufkundenverkehr erheblich, vor allem weil die Bushaltestellen verlegt wurden“, erklärt der Inhaber. Das Resultat: 20 bis 30 Kunden weniger am Tag. Interventionen bei den Behörden haben nicht viel gebracht, also entschloss sich Brand, es mit Humor zu versuchen. „Nachdem wir Wochen und Monate mit Gesprächen verbracht haben, dachten wir uns: ‚So what, wir laden einfach die Kunden ein!‘“ Gesagt, getan: Brand organisierte zwei Bierbänke, einen Sonnenschirm, vier Sorten Getränke, zwei verschiedene Arten Bratwürste, einen Grill und einen dazugehörigen Grillmeister.

„Das haben wir dann flashmobartig aufgebaut – innerhalb von drei Minuten war es erledigt“, erzählt er. Mitten in die Baustelle hinein hatten Brand und sein Team das kleine Festivalgelände gebaut, zu ihrem Glück wird die Stelle vor der Apotheke momentan als Depot genutzt, gewerkelt wird derzeit eher an den Straßen um den Platz herum. Ihr Angebot an die Passanten: Jeder Besucher erhält eine kostenlose Wurst, für einen Euro gibt es ein Getränk dazu – der Euro sei aber nur eine Schutzgebühr, die er wegen der Flaschen erheben musste.

So geködert kamen die Passanten auch in Scharen. „Die Resonanz war überwältigend, mit so viel hatte ich gar nicht gerechnet“, sagt Brand. Dabei hatte er nicht einmal groß getrommelt. In der Lokalpresse gab es keinerlei Ankündigung, lediglich bei Facebook hatte die Apotheke am Schillerplatz am Vortag eine Eventseite erstellt. „Wir haben das bewusst vorher nicht beworben, ich wollte nämlich mit den Passanten ins Gespräch kommen und sie für unser Problem sensibilisieren.“

Das hat auch funktioniert. Viele Besucher seien zuerst etwas verdutzt gewesen und hätten gefragt, was denn da eigentlich vor sich gehe. „Wir feiern die Baustelle, weil sie uns einen schöneren Schillerplatz bescheren wird“, antwortete Brand darauf. „Die fanden das toll, dass hier mal jemand etwas macht, statt immer nur zu meckern.“ Jetzt, da sie um die Situation wissen, würden sie ihn und seine Apotheke gern öfter persönlich unterstützen, hätte ihm mindestens eine Handvoll Leute persönlich erklärt.

Und es hätten noch mehr werden können – hätte das Ordnungsamt das Fest nicht kurz nach der Hälfte abgebrochen. „Die kamen schon eine halbe Stunde nach Beginn das erste Mal und haben gefragt, was das soll.“ Da konnte der vierfache Vater ein Ende seiner kleinen Party aber dank seines Verhandlungsgeschicks noch einmal abwenden. Viertel nach eins – ungefähr zweieinhalb Stunden nach Beginn – war dann aber Schluss, die Beamten setzten dem Treiben ein Ende. Also gab Brand noch die restlichen Würste heraus und verbannte die Bierzeltgarnitur wieder nach drinnen. Das Fest hatte sich da aber schon rumgesprochen. „Es kommen immer noch Leute vorbei und fragen danach“, erzählt Brand. „Denen muss ich dann aber sagen: ‚Sorry, das Ordnungsamt war schneller.‘“

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