AOK-Rabattverträge

Des einen Engpass ist des anderen Absatz

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Für die Apotheken sind Lieferengpässe bei Rabattarzneimitteln nervig. Sie müssen die Verfügbarkeit überprüfen und dies dokumentieren, die Sonder-PZN auf das Rezept drucken und sich womöglich trotzdem mit der AOK herumschlagen. Doch es gibt auch Profiteure: Damit die Patienten nicht zu oft umgestellt werden müssen, dürfen die Apotheken - zumindest in den meisten Bundesländern - den „alten“ Rabattpartner abgeben. Diese Firmen behalten bei Ausfällen des neuen Vertragspartners große Marktanteile, müssen der Kasse aber keine Rabatte mehr gewähren.

Beispiel Metformin: Der neue AOK-Rabattpartner in allen sieben Losgebieten ist die Firma Dexcel. Doch der Hersteller ist noch nicht voll lieferfähig, das Antidiabetikum ist immer noch knapp. Davon dürfte die Firma Axcount profitieren, die bis Ende Mai den exklusiven Zuschlag über Metformin hatte. Welche Umsätze Axicorp derzeit mit seinem alten Blockbuster fährt, wollte Geschäftsführer Dirk Ullrich auf Nachfrage nicht verraten.

Stada dementiert zwar Berichte aus Apotheken, wonach es bei Omeprazol ebenfalls vereinzelt Engpässe gab. Etwaige Ausfälle kämen jedoch dem baden-württembergischen Hersteller KSK zugute. Bestände dürften noch auf Lager sein, denn der KSK-Vertrag hakte wegen Unstimmigkeiten bei der Substitution fast während der gesamten Laufzeit.

Aus dem Betapharm-Ausfall bei Metoprolol-Succinat kann dagegen kein anderer Hersteller Profit schlagen: Der Wirkstoff war in der abgelösten dritten AOK-Rabattrunde nicht ausgeschrieben.

Für die „verlassenen“ Partner der AOK ist die Situation ein zweischneidiges Schwert: Einerseits müssen sie Produktion und Bestand flexibel halten: Denn wenn die neuen Verträge laufen, fällt der AOK-Absatz komplett weg. Andererseits können sie mit der Quasi-Exklusivität ohne zweistellige Rabattsätze seit Juni gute Gewinne erzielen: Bei Verträgen an der Grenze zu den Herstellungskosten sind drei zusätzliche Monate ohne Rabattlast vermutlich fast so einträglich wie ein Jahr Vertragslaufzeit.

Allerdings hatte die Kasse selbst mit Ausfällen bei ihrer sechsten Rabattrunde gerechnet, weil die Zuschläge für den Großteil der Wirkstoffe erst Mitte Mai erteilt werden konnten. Eine Woche vor dem Start der Verträge kündigte die AOK an, dass „kurzfristige Lieferengpässe für einzelne Wirkstoffe nicht ausgeschlossen“ werden könnten.

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