Öko-Test

Lippenpflege mit UV-Schutz: Labello vor Apotheke

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Berlin -

Lippenpflege kommt nicht nur auf trockene, spröde und aufgeplatzte Lippen, sondern landet auch im Körper, denn Berechnungen zufolge werden pro Jahr etwa vier Stifte einfach aufgelutscht. Sind Mineralöle enthalten, kann es aus Sicht von Öko-Test problematisch werden. Im aktuellen Test hat das Verbrauchermagazin 18 Lippenpflegen mit UV-Schutz untersucht. Das Ergebnis reicht von „sehr gut“ bis „ungenügend“. Einen Ritterschlag gibt es für Labello (Beiersdorf). Der Klassiker kommt inzwischen ohne Mineralöl aus.

Die Lippen haben keinen Eigenschutz umso wichtiger ist die richtige Pflege, vor allem in der kalten Jahreszeit. Trockene Heizungsluft und eisige Temperaturen lassen die Lippen spröde werden. Im Vergleich zu den Wangen trocknen Lippen etwa zehnmal schneller aus. Zwar ist in der grauen Jahreszeit die UV-Strahlung gering, dennoch sollten Skifahrer oder Bergwanderer eine Lippenpflege mit Sonnenschutz verwenden, denn den Lippen fehlt auch der Eigenschutz gegen Pigmentierungen.

Öko-Test hat 18 Lippenpflegeprodukte mit ausgelobtem Lichtschutzfaktor aus Apotheke und Drogerie getestet und auf Duftstoffe, kritische Konservierungsmittel und Mineralöle mit möglicherweise krebserregenden Substanzen untersucht. Der ausgelobte Lichtschutzfaktor wurde zwar nicht weiter untersucht, floss dennoch in die Bewertung ein. Nicht nur Inhaltsstoffe sondern auch die Verpackung wurden kritisch unter die Lupe genommen. Die Tester erwarteten auch entsprechende Hinweise zur Anwendung.

Die Ergebnisse reichen von „sehr gut“ bis „ungenügend“. Die Nase vorn haben die zwei Naturkosmetikprodukte im Test sowie die Eigenmarken der Drogerien dm, Müller und Rossmann. Der Klassiker unter den Lippenpflegen Labello wird im Gesamtergebnis mit „gut“ bewertet. Beiersdorf wirbt mit dem Slogan „0 Prozent Mineralöl, 100 Prozent gutes Gefühl“. Öko-Test verbucht die mineralölfreie Alternative aus Hamburg „als Zeichen des Erfolgs“, denn auch in den vergangenen Jahren wurden Mineralöl-haltige Pflegeprodukte abgestraft. Einen Haken gibt es bei Labello jedoch – den UV-Filter (Homosalat/Octocrylen), der von Öko-Test als bedenklich eingestuft wird.

Insgesamt zehn Stifte werden aufgrund der enthaltenen UV-Filter abgewertet, da diese im Verdacht stehen wie ein Hormon zu wirken. Öko-Test empfiehlt, auf Produkte mit mineralischen Filtern zu wechseln. Geeignet sei Titandioxid, auch wenn es hier kritische Stimmen gibt. Die Verbindung steht im Verdacht, beim Einatmen Krebs auszulösen, was bei Lippenstiften jedoch vernachlässigt werden könne. Die Gefahr bestehe jedoch möglicherweise bei Titandioxid-haltigen Sprays.

Zehn Produkte kommen ohne Mineralöle aus – die Apothekenmarken gehören nicht dazu; Ausnahme ist der Ladival Aktiv UV-Schutzstift (Stada). Allerdings wird dieser aufgrund von bedenklichen UV-Filtern und fehlenden Sonnenschutzhinweisen auf der Verpackung abgewertet und nur dem Gesamturteil „befriedigend“ bewertet. Eau Thermale Avène SPF 30 (Pierre Fabre) und Eucerin Lip Active LSF 15 (Beiersdorf) werden mit „mangelhaft“ bewertet. Beide Pflegestifte enthalten Paraffin zudem fehlen ausreichende Sonnenschutzhinweise. Das Produkt von Pierre Fabre enthalte außerdem einen bedenklichen UV-Filter.

Zu den Schlusslichtern im Test gehören Bepanthol Lipstick (Bayer Vital) und La Roche Posay Anthelios XL sowie die auch in der Drogerie erhältlichen Produkte Blistex Daily Lip Care, Carmex Classic (DMV) und Neutrogena (Johnson & Johnson). „Ungenügend“ urteilt Öko-Test. Enthalten sind Mineralöle und bedenkliche UV-Filter. Außerdem fehlen Hinweise wie „mehrfach auftragen“, der bei einem mit einem Lichtschutzfaktor ausgelobten Produkt erwartet wird.

Aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) stehen im Verdacht krebserregend zu sein und können sich im Körper anreichern. Dünnflüssige Paraffine verursachten im Tierversuch Zellschäden der Leber. Ob in den Produkten auf Mineralöl basierende Stoffe stecken, erkennen Verbraucher an Namen wie Paraffinum Liquidum, Petrolatum, Polyethylene und Polybutene und Cera Microcristallina.

Die Hersteller geben jedoch Entwarnung. Ein krebserregendes Potential wurde nur für bestimmte MOAH-Fragmente belegt. Beiersdorf versicherte im vergangenen Jahr, dass für Eucerin Lip Activ nur „hochgradig gereinigte Mineralöle“ eingesetzt würden. Trotz Aufarbeitung könne man nicht ausschließen, dass geringe Restmengen der Kohlenwasserstoffverbindungen Mosh und Moah vorhanden seien. Der Hersteller betonte, dass die einsetzten Mengen dieser Mineralöle kein kanzerogenes Potenzial besäßen. Beiersdorf verweist insbesondere auf wissenschaftlich anerkannte Studien, die das bestätigten. Die Unbedenklichkeit der Kosmetika werde durch Sicherheitsbewertungen und ständige Kontrollen durch die Überwachungsbehörden gewährleistet.

Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) geht davon aus, dass von MOAH keine gesundheitsschädlichen Risiken zu erwarten seien. „Nicht zu erwarten bedeutet aber ‚nicht ausgeschlossen‘“ hält Öko-Test dagegen.

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