Direktabrechnung

Siemens BKK will Rechenzentren ersetzen

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Berlin -

Die Siemens-Betriebskrankenkasse (SBK) will die Rezeptabwicklung revolutionieren: In Zusammenarbeit mit dem Start-up Scanacs startet jetzt ein neues Tool, das im ersten Schritt den Zuzahlungsstatus der Patienten prüft. Die SBK will darüber aber irgendwann die vollständige Kommunikation und Abrechnung mit den Apotheken laufen lassen. „Ziel ist, dass es kein Apothekenabrechnungszentrum mehr gibt“, so Christian Nitsche, Fachexperte Prozessautomatisierungsmanagement von der SBK. Auch Retaxationen will die SBK auf diesem Wege weitgehend ausschließen.

Einen Vertrag über den Einsatz des neuen Tools haben die SBK und Scanacs bereits unterzeichnet. Das Dresdner Startup hat eine Plattform entwickelt, die einen digitalen Austausch zwischen Apotheken und Krankenkassen in Echtzeit ermöglicht. Der „Tunnel“ soll die Kommunikation vereinfachen und vor allem beschleunigen.

„Die Siemens-Betriebskrankenkasse gestaltet den digitalen Wandel aktiv mit. Wir wollen schneller und effizienter werden. Deshalb haben wir uns bei der Entwicklung dieser Plattform engagiert. Ein wesentlicher Vorteil für Apotheken ist, dass Rezeptprüfungen im Nachgang der Abgabe weitgehend eingegrenzt werden. Die Plattform gibt ausgehend von der Verordnung des Arztes und noch vor dem eigentlichen Abrechnungsprozess Hinweise zur Abgabemöglichkeit“, so Nitsche. Damit sollen künftig auch Retaxationen weitgehend ausgeschlossen werden.

Das erste aktive SBK-Modul für Apotheken ist die Online-Zuzahlungsprüfung. Bei Vorlage eines Rezepts kann damit der Befreiungsstatus der Kunden sofort und in Echtzeit überprüft werden. Dafür reicht die vom Arzt auf das Rezept abgedruckte Versichertennummer, die der Apotheker online auf der Scanacs-Plattform eingibt. Dieser Service steht allen Apotheken, die sich bei Scanacs registriert haben, kostenfrei zur Verfügung.

Die Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit Scanacs gehen über die Zuzahlungsprüfung hinaus. Der gesamte Abrechnungs- und Prüfprozess zwischen Apotheke und Krankenkasse wird mit der neuen digitalen Plattform optimiert. „Mit Scanacs können wir Prüfprozesse auf wenige Sekunden und Abrechnungsprozesse zukünftig auf wenige Tage reduzieren. Außerdem schaffen wir für alle Beteiligten mehr Transparenz, geben Planungssicherheit und heben gleichzeitig Effizienzpotenziale“, so Nitsche von der SBK.

Im zweiten Schritt soll in Kürze beispielsweise eine Rabattvertragsprüfung erfolgen. Die SBK arbeitet nach eigenen Angaben mit dem Team von Scanacs an der nächsten Ausbaustufe der Plattform: eine digitalisierte Verordnungsprüfung mit Abgabehinweisen über die Scanacs-Software. Dieser Service soll zunächst in den Modellregionen Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen umgesetzt werden. Dafür müssen die Apotheken dann allerdings einen Preis bezahlen.

„Das ist für die Krankenkassen ein großer Hebel, ein mächtiges Tool“, so Nitsche. Aus Sicht der Kasse werden damit die heutigen Abrechnungsdienstleister überflüssig. Auch die direkte Rezeptabrechnung ohne Zwischenschaltung eines Apothekenrechenzentrums hält Nitsche in relativ kurzer Zeit für machbar: Das könne ab 2020 starten, auf jeden Fall, aber mit bundesweiten Einführung des E-Rezepts. Vorteile für die Krankenkassen durch die Direktabrechnung sieht Nitsche in der besseren Finanzplanung. „Wir kennen dann sofort die Höhe der Arzneimittelausgaben“. Auch im Fall des Arzneimittelskandal Valsartan hätte man als Kassen besser reagieren können.

Hinter Scanacs stehen neben den Firmengründern Frank Böhme und Frank Schenk der Technikpartner Quadrio sowie der Investor Thomas Bohn. Als Unterstützer werden auf der Website zahlreiche Krankenkassen genannt. Mit Tobias Loder und Sven Lobeda äußern sich zwei Apotheker positiv über das Projekt. Bei VISION.A wurde Scanacs gemeinsam mit Mauve in der Kategorie Apps für die digitale Überprüfung von Verordnungen auf ihre Erstattungsfähigkeit in Echtzeit in der Apotheke mit dem dritten Platz ausgezeichnet.

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