Zyto-Verträge

„Die Apotheke hat nahezu vollständig versagt“

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Berlin -

Ein erfolgreicher Start der umstrittenen Zyto-Verträge war der AOK nicht vergönnt. Onkologen klagen teilweise über chaotische Zustände in der Versorgung und Lieferausfälle. Zudem hatte AOK Rheinland/Hamburg schon kurz vor Vertragsbeginn der Hamburger Elb-Apotheke gekündigt.

Eine onkolgische Praxis im Rheinland hat gestern Protokoll geführt über die erfolglosen Versuche, die neue Partner-Apotheke der AOK zu erreichen. Mehrfach am Tag war demnach das Fax der Apotheke belegt, die Daten und Bestellungen konnten nicht oder nicht rechtzeitig übertragen werden.

Doch auch bei den gelieferten Sterilrezepturen gab es laut Protokoll Probleme: Zum Teil sei keine vollständige Therapie geliefert worden, in anderen Fällen musste der Patient bis zu drei Stunden in der Praxis warten. Ein anderer hatte seine Behandlung für den gestrigen Tag abgesagt – die Apotheke lieferte trotzdem.

Der Inhaber der Apotheke war noch nicht zu einer Stellungnahme zu erreichen. Ein MVZ-Betreiber spricht dagegen von einer „katastrophalen Versorgungssituation“ für die betroffenen AOK-Versicherten. Die Apotheke habe am ersten Tag „nahezu vollständig versagt“, heißt es. Chemotherapien, die laut Ausschreibungsbedingungen 45 Minuten später in der Praxis sein sollten, seien erst Stunden später gekommen. Dazu kam das Problem mit der Erreichbarkeit der Apotheke. „Eine Mitarbeiterin aus der Praxis war nur damit beschäftigt, die Bestellungen zu überwachen“, teilte der MVZ-Betreiber mit.

Ein Patient habe – trotz der vom Arzt festgestellten Therapiefähigkeit – die Therapie abgelehnt. Damit sei am ersten Tag bereits der erste Rückläufer entstanden, welche die Praxis grundsätzlich vermeiden wollte. „Das vorhergesagte Versorgungschaos, das zu Lasten der schwerkranken Krebspatienten geht, tritt noch schlimmer ein, als von Fachleuten erwartet“, so das Fazit der Praxis. Die in Mitleidenschaft gezogenen Patienten haben laut MVZ bereits angekündigt, sich bei der AOK über die nicht zumutbaren Zustände zu beschweren.

In anderen Losgebieten dürfte der Start der Verträge weniger spektakulär abgelaufen sein: Teilweise haben Apotheken ihr Losgebiet vor Ort gewonnen, die Versorgung der Praxen läuft also wie gewohnt weiter. In anderen Losgebieten liegen Vertragsapotheke und Praxis dagegen bis zu 200 Kilometer voneinander entfernt.

Den Vertrag mit der Elb-Apotheke über die Versorgung des Gebietsloses Hamburg-Nord/Wandsbek hat die AOK Rheinland/Hamburg kurz vor dem Start gekündigt. Die Kasse beendete die Zusammenarbeit mit Apotheker Günter Zeifang „aufgrund aktueller Erkenntnisse“, sagt eine Sprecherin. Ob die Entscheidung etwas mit dem Bericht des NDR-Magazins „Panorama“ zu tun hat, wollte sie nicht kommentieren. Eine Stellungnahme von Zeifangs Anwälten, ob dieser gegen den Ausschluss vorgehen wird, steht noch aus.

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