APOSCOPE

Umfrage: Rx-Boni kosten Arbeitsplätze

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Berlin -

Das EuGH-Urteil zu Rx-Boni wird nach Ansicht der Apotheker dramatische Auswirkungen auf den Markt haben. Laut einer Befragung von APOSCOPE im Auftrag der ACA Müller ADAG Pharma befürchtet eine deutliche Mehrheit der Apotheker, dass sich ihre Situation verschlechtern wird. An ein Rx-Versandverbot als Reaktion der Politik glaubt nur eine Minderheit.

Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat am 19. Oktober entschieden, dass sich ausländische Versandapotheken nicht an die Preisbindung halten müssen. Anders als Apotheker in Deutschland dürfen sie demnach Rabatte auf verschreibungspflichtige Arzneimittel gewähren. Der EuGH begründet dies damit, dass die EU-Versender sonst im Wettbewerb benachteiligt wären.

Die 406 Befragten aus der Offizin haben eine deutliche Meinung zu der Entscheidung aus Luxemburg: 84 Prozent bewerten das EuGH-Urteil als schlecht oder sogar sehr schlecht. In der Teilgruppe der 226 befragten Apotheker sind es sogar mehr als 95 Prozent. Positiv bewerten dagegen nur 3 Prozent die Entscheidung.

Entsprechend pessimistisch sehen die Apothekenteams in die Zukunft: Mehr als zwei Drittel der Befragten (69 Prozent) geht davon aus, dass sich die Situation in ihrer Apotheke verschlechtern oder sogar stark verschlechtern wird. Unter den Apothekern sind es sogar mehr als drei Viertel (78 Prozent). Der Rest geht allenfalls von einer gleichbleibenden Situation aus oder kann noch nicht abschätzen, was die Zukunft bringt.

Die meisten der befragten Apothekerleiter haben ganz konkrete Befürchtungen, wie sich das Urteil auf ihr Geschäft auswirken wird: 89 Prozent rechnen mit Apothekenschließungen, sogar 93 Prozent mit sinkenden Erträgen. Immerhin noch 71 Prozent befürchten, dass Mitarbeiter entlassen werden müssen. Die befragten PTA sind insgesamt etwas optimistischer.

Naturgemäß erwarten die meisten (87 Prozent) Apothekenleiter nun einen verstärkten Preiskampf unter Apotheken, drei von vier rechnen mit einem Bedeutungszuwachs der Versender im Rx-Markt. Mehr Druck von Lieferanten können sich als Folge des EuGH-Urteils nur 12 Prozent der Apothekenleiter vorstellen, aber 35 Prozent der befragten PTA.

Die ABDA fordert vom Gesetzgeber jetzt ein komplettes Verbot des Rx-Versandhandels, um solche Verwerfungen im Markt zu verhindern. Tatsächlich gibt es Signale aus den Regierungsfraktionen und dem Bundesrat, die diese Position unterstützen. Ob es tatsächlich dazu kommt, ist allerdings vollkommen offen, zumal Kritiker verfassungsrechtliche Bedenken vortragen.

Die Apotheker – Inhaber wie Angestellte – sind jedenfalls nicht besonders optimistisch: 54 Prozent glauben nicht, dass die Bundesregierung sie mit einem Rx-Versandverbot oder einer anderen Maßnahme schützen wird. Gut ein Viertel (26 Prozent) ist noch optimistisch, der Rest ist bei dieser Frage unentschlossen.

Eine deutliche Mehrheit von 81 Prozent der Apotheker findet, dass die EU im deutschen Gesundheitswesen keine Entscheidungsbefugnis hat. Dagegen finden es nur 11 Prozent okay, dass die EU deutsche Regelungen im Gesundheitswesen prüft und gegebenenfalls per Gerichtsentscheid Änderungen herbeiführt.

Die Befragung wurde am 19. und 20. Oktober 2016 über das Marktforschungstool APOSCOPE im Auftrag der ACA Müller ADAG Pharma durchgeführt. An der Onlinebefragung nahmen 406 Apotheker und PTA teil.

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