Mit Ninjutsu gegen die Angst in der Offizin

Chef spendiert Selbstverteidigungs-Kurs

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Berlin -

In vielen Apotheken geht die Angst um: Was, wenn wir überfallen werden? Was tun, wenn ein Kunde uns tätlich angreift? Wer schlau ist, übt sich in Prävention. Wie die Mitarbeiter der beiden Berliner Zieten Apotheken. Ihr Chef lud sie zum Selbstverteidigungskurs ein.

20 Teilnehmerinnen sagten spontan zu, an einem Sonntag einen Bujinkan-Ninjutsu-Kurs zu absolvieren. Sie spendierten ihre Freizeit, Apotheken-Inhaber Knut Möller die Kursgebühr. Er sagt: „Das ist eine tolle Sache und bringt alle weiter. Für sinnvolle Dinge gebe ich gern Geld aus. Der Kurs hat allen mehr Sicherheit im Leben gegeben.“

Das Thema Sicherheit in der Offizin flammte nach der Geiselnahme in der Bahnhof Apotheke in Köln vor drei Wochen neu auf. Vor drei Wochen hielt eine Geiselnahme in der Bahnhof Apotheke in Köln die Menschen in Atem. Der Täter nahm eine Apothekenmitarbeiterin in seine Gewalt, hatte sie bereits angezündet, als das SEK ihn überwältigte. Gegen eine Wahnsinnstat dieser Art gibt es vermutlich nur wenig Schutz, für die Gefahren im Alltag hingegen kann man sich mit einem Selbstverteidigungskurs wappnen. Im besten Fall schult er die körperliche Selbstverteidigungsfähigkeit und stärkt das Selbstbewusstsein.

Die Zieten Apotheken in Kreuzberg und Wedding haben hundert Mitarbeiter, Personalleiterin Annika Schrage sagt: „Unsere Apotheken haben einen hohen Frauenanteil, das ist ja meistens so. Eine studentische Aushilfe hat uns auf die Idee mit dem Selbstverteidigungskurs gebracht. Sie hat über den Unisport selbst so einen Kurs absolviert und fand es toll.“ Danach ging alles schnell: Der Chef war von der Idee überzeugt, es gab eine kleine Mitarbeiterumfrage, wer teilnehmen möchte.

20 Mitarbeiterinnen haben den Kurs besucht, der schnell ausgebucht war. „Es war ein tolles Erlebnis. Alle, die mitgemacht haben, waren begeistert. Man hat einfach ein anderes Gefühl, wenn man in der Offizin steht“, erzählt Schrage. „Wenn man 50 Kilo wiegt und von einem Mann angegriffen wird, hat man jetzt das Gefühl, dass man aus der Situation heil herauskommt, obwohl der Angreifer größer und stärker ist. Wir überlegen, ob wir im nächsten Jahr einen weiteren buchen sollen.“

Unterrichtet wurden die Teilnehmerinnen in der japanischen Kampfkunst Ninjutsu. Geübt wurde das Abwehrverhalten in verschiedenen Angriffssituationen. „Man liegt zum Beispiel am Boden und muss den Angreifer wegstoßen“, sagt Schrage. Auch die Abwehr von Angriffen, die von hinten erfolgen, wurde von den Ninjutsu-Experten erklärt.

Durch den Kurs ist das Selbstbewusstsein der Mitarbeiterinnen gewachsen: „Man fühlt sich in schwierigen Situationen nicht mehr ausgeliefert“, sagt die Personalleiterin. Weil man weiß, dass und wie man sich wehren kann. Der Erfolg des ersten Kurses hat das Interesse der übrigen Mitarbeiter geweckt. Auch Nachschulungen sind sinnvoll, um die erlernten Griffe und Tricks zu verinnerlichen.

Von den rund 10 Prozent der männlichen Mitarbeiter der Zieten Apotheken hat niemand mitgemacht. „Wahrscheinlich fühlen sich Männer von Haus aus sicherer“, sagt Apotheken-Inhaber Knut Möller. Eingeladen sind sie natürlich alle zum nächsten Kurs.

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