Schweiz

Gilead schließt Harvoni-Deal

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Berlin -

Durchbruch in der Schweiz: Die Behandlung von Hepatitis C mit Epclusa und Harvoni wird ab dem 1. Oktober vollständig von der Krankenversicherung übernommen. Im Gegenzug nimmt der Hersteller Gilead deutliche Preissenkungen in Kauf. Damit könnten künftig alle Betroffenen behandelt werden, sagt die zuständige Bundesbehörde.

Harvoni (Sofosbuvir, Ledipasvir) kommt bei HCV-Infizierten des Genotyps 1 zum Einsatz. Mit Epclusa (Sofosbuvir, Velpatasvir) können Infektionen mit den Genotypen 1 bis 6 behandelt werden. Auch andere Hersteller haben in den vergangenen Jahren hochwirksame, dabei aber gut verträgliche Medikamente auf den Markt gebracht.

Bis zum 30. Juni vergütete die obligatorische Krankenpflegeversicherung (OKP) die bis dahin sehr teuren Arzneimittel nur, wenn die Erkrankung moderat fortgeschritten war oder Krankheitssymptome außerhalb der Leber auftraten. Zum 1. Juli und 1. September fielen bereits die Erstattungsbeschränkungen für das MSD-Medikament Zepatier (Elbasvir, Grazoprevir) sowie die AbbVie-Präparate Viekirax (Ombitasvir, Paritaprevir, Ritonavir) und Exviera (Dasabuvir). Damit wurden bereits 63 Prozent der Betroffenen abgedeckt.

Dank Aufhebung der Beschränkung für Harvoni und Epclusa können nun alle Infizierten in der Schweiz auf eine vollständige Erstattung ihrer Hepatitis-C-Behandlung bauen. Das sei möglich geworden, weil sich das zuständige Bundesamt für Gesundheit (BAG) mit Gilead auf wirtschaftliche Preise habe einigen können, schreibt die Schweizer Behörde. Konkreter wurde Swissinfo: Für Harvoni habe eine Preissenkung von 41 Prozent, bei Epclusa von 48,5 Prozent ausgehandelt werden können. Beide Behandlungen kosten damit künftig rund 30.000 Franken (etwa 26.000 Euro).

Mit der Erweiterung der Vergütung werde die Verantwortung über den Einsatz der Therapien nun den spezialisierten Ärzten überlassen, so das BAG. „Es werden auch künftig ausschließlich Fachärzte der Infektiologie, der Gastroenterologie mit Schwerpunkttitel Hepatologie und Suchtmediziner darüber entscheiden, bei welchen Patientinnen und Patienten eine Behandlung medizinisch angezeigt ist.“

Die Behörde gehe nach Rücksprache mit Experten davon aus, dass künftig etwa doppelt so viele HCV-Infizierte pro Jahr behandelt werden könnten. Die Mehrkosten seien dank der Preissenkungen jedoch gering. „Damit das BAG die Folgen der Ausweitung kontrollieren kann, erfolgt diese zudem für alle genannten Arzneimittel zunächst befristet für zwei Jahre.“

Der Verzicht auf einen eingeschränkten Einsatz der Medikamente sei für die Betroffenen eine gute Neuigkeit, sagt der Krankenkassenverband Curafutura. Der Preis von 30.000 Franken pro Behandlungszyklus sei jedoch nach wie vor sehr hoch, vor allem gemessen an den Produktionskosten von 200 Franken (etwa 173 Euro). „Gemäß einer Analyse der Universität Bern ist in der Schweiz mit ca. 40.000 unbehandelten Personen mit Hepatitis C zu rechnen“, so der Verband. „Werden alle behandelt, entstehen in den nächsten Jahren zusätzliche Medikamentenkosten von über 1 Milliarde Franken.“

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