Frankreich

Stunde der Wahrheit für die Homöopathie

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Berlin -

Die Homoöpathie-Debatte ist nicht nur in Deutschland ein Dauerthema. Während man aber hierzulande erneut darüber diskutiert, ob homöopathische Arzneimittel aus der Apothekenpflicht entlassen werden und die Krankenkassen deren freiwillige Erstattung einstellen sollen, geht man in Frankreich bereits einen Schritt weiter. In Paris hat die oberste Gesundheitsbehörde des Landes eine Überprüfung der Wirksamkeit homöopathischer Mittel eingeleitet – deren Resultat das Ende der Erstattungsfähigkeit bedeuten kann.

Auf Anordnung der französischen Gesundheitsministerin Agnès Buzyn hat die Oberste Französische Gesundheitsbehörde HAS eine Untersuchung zur Wirksamkeit von Homöopathika angekündigt. Wie genau die Untersuchung aussehen wird, stehe noch nicht fest. „Wir arbeiten derzeit an der Methode. Wir werden uns dabei aber auf die Daten der Wissenschaft, Meinungen von Experten sowie Erfahrungen von Patienten stützen“, zitiert das französische Magazin „Sciences et Avenir“ HAS-Präsidentin Dominique Le Guludec.

„Homöopathie wird bisher ohne jede wissenschaftliche Kontrolle erstattet“, hatte die Gesundheitsministerin, selbst Ärztin, kritisiert. „Wenn diese Medizin nützlich ist, wird sie weiterhin erstattet. Wenn nicht, hört das auf.“ HAS-Präsidentin Le Guludec verweist dabei auf das Vorgehen in anderen europäischen Ländern. „Einige andere Behörden in Europa haben das auch evaluiert. In England hat man das getan und sie [die Homöopathie, Anm.d.Red.] aus der Erstattung genommen.“

Tatsächlich verabschiedete der staatliche Gesundheitsdienst NHS in England im November 2017 neue Leitlinien, laut denen Homöopathie nicht mehr auf Rezept abgegeben werden kann und somit nicht mehr übernommen wird. Ziel waren Einsparungen in Millionenhöhe durch die Streichung von Behandlungen mit geringem Nutzen, fehlender Evidenz oder zu hohen Kosten. Im Juni dann war die British Homeopathic Association (BHA) mit einer Klage gegen die Entscheidung gescheitert.

Der Entscheidung der französischen Gesundheitsministerin ging eine Debatte voraus, die ähnlich wie in Deutschland hitzig geführt wurde. Im Frühjahr erhitzte ein Meinungsbeitrag in der konservativen Tageszeitung Le Figaro die Gemüter: 124 Mediziner und Wissenschaftler forderten darin, alternativmedizinische Methoden wie Homöopathie und Mesotherapie aus der Medizin zu verbannen. Diplome und Fortbildungen in diesen Disziplinen sollten nicht mehr staatlich anerkannt werden, die Kassen solche Behandlungen nicht mehr erstatten.

Vor knapp zwei Wochen dann machte die Universität Lille als erste Universität Nägel mit Köpfen und verkündete, den Diplomkurs Homöopathie im kommenden Wintersemester auszusetzen. Der Präsident der Nationalen Ärztekammer, Patrick Bouet, begrüßte die Entscheidung: „Ich hoffe, dass die Universitäten aus der Entscheidung ihre Konsequenzen ziehen werden“, zitiert ihn das Nachrichtenmagazin Der Spiegel.

Auch in Deutschland stehen Verfechter der Homöopathie kürzlich wieder unter Druck, nachdem Josef Hecken, Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), und SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach in einer konzertierten Aktion forderten, die Apothekenpflicht für homöopathische Arzneimittel aufzuheben und der Erstattung durch viele Krankenkassen ein Ende zu setzen. Die Reaktionen waren gemischt, aus Regierungs- und Oppositionsparteien kam Unterstützung, der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbands (DAV), Fritz Becker, wiederum sprach sich gegen die Abschaffung der Apothekenpflicht aus.

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