70.000 Euro geklaut

Chefin vergibt Filialleiterin im Gerichtssaal

, Uhr
Berlin -

Um knapp 70.000 Euro hat eine 53-Jährige Filialleiterin einer Holzkirchner Apotheke ihre Chefin erleichtert. Und das alles aus Liebe zu einem Mann. Als ihre Machenschaften aufgedeckt wurden, tischte sie den Ermittlern zunächst eine wilde Geschichte auf. Jetzt wurde die Mutter von drei Kindern zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.

Als Filialleiterin war die 53-Jährige dafür zuständig, die Tageseinnahmen einzusammeln und zu verwalten. Sie steckte jedoch immer wieder Geld selbst ein, bis der Buchhalterin der Apotheke auffiel, dass etwas nicht stimmte: Der Soll-Haben-Vergleich wies ein Minus von 68.245 Euro auf. 19 Fälle binnen eines Monats, von August bis September 2016, legte ihr die Staatsanwaltschaft zur Last. Nachdem sie aufgeflogen war, hat die Apothekerin zwar den komplette Fehlbetrag innerhalb von drei Monaten zurückgezahlt, landete aber dennoch vor dem Amtsgericht Miesbach.

Vor Gericht gab sie zu, das Geld gestohlen zu haben. Doch nicht, um sich selbst zu bereichern, sondern für einen Mann: „Sie lernte einen Mann kennen, der immer wieder Geld von ihr haben wollte, ohne sie aber zu erpressen oder ihr zu drohen“, erklärte ihr Verteidiger laut Bericht des Merkur.

Im Vorfeld der Verhandlung hatte die Frau versucht, den Beamten der Polizei Miesbach eine ganz andere Geschichte aufzutischen. Ein Polizist berichtete im Zeugenstand von einer „abenteuerlichen“ Story. So habe die Frau von zwei dunkelhäutigen Männern erzählt, die sie in einen Keller gebracht und sie dort vergewaltigt hätten, berichtet der Merkur. Zudem hätten sie ihr 5000 Euro gestohlen.

Danach hätten die Männer sie unter Druck gesetzt und sie je zweimal nach London und Manchester beordert. Dabei soll sie in ihrem Gepäck zweimal 15.000 Euro und zweimal 10.000 Euro mitgeführt haben. In London sei es erneut zu einem sexuellen Missbrauch gekommen sein. Die 53-Jährige habe sich in Widersprüche verstrickt, bis sie nach fünf Stunden zugegeben habe, dass alles frei erfunden war, wird der Polizist zitiert. Vorgeworfen wurde ihr daher auch das Vortäuschen einer Straftat.

Mit ihrem Geständnis milderte die dreifache Mutter ihre Strafe zwar. Gegen sie sprachen jedoch die recht hohe Schadensumme von fast 70.000 Euro und der Versuch, eigene Taten zu verdecken. Daher forderte der Staatsanwalt ein Jahr und elf Monate Haft, ausgesetzt zur Bewährung, plus eine Geldauflage von 3500 Euro. Verteidiger der Apothekerin plädierte dafür, der 53-Jährigen keine Geldauflage zu erteilen und hielt ein Jahr und neun Monate für ausreichend.

Der Vorsitzende Richter verhängte eine Strafe von einem Jahr und zehn Monaten, ausgesetzt zur Bewährung. Zusätzlich muss die Angeklagte 3500 Euro an den Verein für Jugend- und Familienhilfe Miesbach zahlen. „Gut für Sie ist, dass Sie das Geld nicht selbst verwendet haben“, sagte er laut Merkur-Bericht bei seinem Urteilsspruch. „Das Vertrauen Ihrer Arbeitgeberin aber haben Sie missbraucht.“

Die Scham darüber, was sie getan hatte, sei der Apothekerin während des gesamten Prozesse anzusehen gewesen, so die Tageszeitung. Es verging keine Minute, in der die 53-jährige Apothekerin keine Tränen in den Augen gehabt hätte. Die Inhaberin der Apotheke war ebenfalls als Zeugin bei der Verhandlung. „Wir haben uns super verstanden“, soll sie ausgesagt haben. Am Ende ihrer Vernehmung soll sie ihre ehemalige Filialleiterin in den Arm genommen und ihr ans Herz gelegt haben, ihr „Leben wieder auf die Reihe zu kriegen“.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

APOTHEKE ADHOC Debatte