Wismar

Rezeptfälscher bringt Arztstempel zurück – Einweisung

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Berlin -

Ein Mann aus Wismar hat in Praxen Blankorezepte und Arztstempel gestohlen und gefälschte Verordnungen in einer Apotheke eingereicht. Der 35-Jährige wurde wegen psychischer Probleme ins Krankenhaus eingewiesen. Er muss sich wegen Diebstahls und Rezeptbetrugs verantworten.

Das Polizeihauptrevier Wismar rekonstruierte die Ereignisse: Zunächst habe der Täter in einer Praxis im 27 Kilometer entfernten Neubukow zugeschlagen. Dort entwendete er während des Gesprächs mit dem Arzt ein leeres Rezeptformular.

Am Tag darauf wurde er im Medizinischen Versorgungszentrum (MV) in Wismar-Friedenshof vorstellig. „Als die Arzttheke gerade nicht besetzt war, muss er sich den Stempel gegriffen haben“, sagt Geschäftsführer Friedel Helms-Ferlemann. Dafür habe es Zeugen gegeben. Als die Polizei eintraf, um die Anzeige aufzunehmen, schauten sowohl die Angestellten als auch die Polizisten nicht schlecht: Der Dieb kehrte just in dem Moment zurück und gab den gestohlenen Stempel zurück. Die Beamten durchsuchten daraufhin seine Wohnung und förderten mehrere, zum Teil abgestempelte Rezepte zutage.

Parallel meldete die nahe gelegene Sonnen-Apotheke Unstimmigkeiten an einem eingereichten Kassenrezept. Nach Auskunft einer Mitarbeiterin standen das Beruhigungsmittel Tafil (Alprazolam, Pfizer) und das Epilepsiemittel Rivotril (Clonazepam, Roche) ebenso auf der verdächtigen Verordnung wie Lyrica (Pregabalin, Pfizer), das bei Epilepsie, neuropathischen Schmerzen und generalisierten Angststörungen zum Einsatz kommt. Allen drei Medikamenten wird ein hohes Suchtpotenzial zugeschrieben. Sie sind in der Drogenszene begehrt.

Der Mann habe das Rezept am späten Abend einzulösen versucht, berichtet die Mitarbeiterin. Die zuständige Kollegin habe ihn vertröstet, die Medikamente müssten erst bestellt werden. Am nächsten Tag habe sie bei der angegebenen Praxis nachgefragt, ob die Verordnung wirklich dort ausgestellt worden sei. Die Praxis habe von nichts gewusst.

Die Polizei konnte das gefälschte Rezept mit dem Vordruck der einen und dem Stempel der anderen Praxis dem 35-jährigen Täter zuordnen. Schon einige Wochen zuvor habe der Mann versucht, ohne Rezept an Tafil heranzukommen, sagt die Sonnen-Apotheke. Damals habe sie ihn ebenso abgewiesen wie die Kollegen in der Umgebung.

„Aufgrund psychischer Probleme kam ein Rettungswagen zum Einsatz“, so die Polizei. „Dieser brachte den Mann zur weiteren medizinischen Versorgung in ein Krankenhaus.“ Demnächst werde er sich wegen verschiedener Delikte vor Gericht verantworten müssen.

Fälle von Rezeptbetrug wurden in den letzten Jahren verschiedentlich vor deutschen Gerichten verhandelt. Vor zwei Jahren wurde ein Mann aus Bayern zu sechs Monaten Bewährungsstrafe mit dreijähriger Bewährungszeit verurteilt. Zudem musste der Mann 1500 Euro an das Günzburger Tierheim zahlen.

Ende 2014 kam der Angeklagte mit einem Bandscheibenvorfall in eine Günzburger Arztpraxis. Dort stahl er unbedruckte Rezepte, die er anschließend selbst ausfüllte: für den gegen starke Schmerzen verwendeten Wirkstoff Tilidin. Die gefälschte Verordnung löste er erfolgreich in einer Günzburger Apotheke ein. Danach druckte er sich noch zwei weitere Rezepte. Doch beim zweiten Einlöseversuch – zwei Tage vor Weihnachten – flog die Fälschung auf. Die Apothekenmitarbeiter verweigerten die Herausgabe des Medikaments. Eine Apotheke in Burgau löste sein Tilidin-Rezept allerdings am Folgetag ein.

Die Anklage lautete auf Diebstahl, Betrug und versuchten Betrug sowie Urkundenfälschung. Der Mann gestand alle Taten. Er habe starke Schmerzen gehabt und dagegen alle drei Stunden das BtM eingenommen, sagte er. Er habe aus der Not heraus gehandelt. Er sei nach dem Medikament süchtig geworden, habe inzwischen aber einen erfolgreichen Entzug gemacht und sei seit Mitte 2015 clean.

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