Zyto-Pfusch

Nach Bottrop: Apothekenaufsicht rüstet auf

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Berlin -

Die Städte Bottrop, Gelsenkirchen und Recklinghausen lösen als Konsequenz aus dem Zyto-Skandal ihre gemeinsame Apothekenaufsicht auf. Statt einer Kontrolleurin für alle drei Gebiete soll es ab nächstem Jahr je einen Amtsapotheker geben.

Bisher hatten die Städte Bottrop und Gelsenkirchen sowie der Kreis Recklinghausen eine gemeinsame Apothekenaufsicht, bei der eine Amtsapothekerin für alle rund 250 Apotheken zuständig war, darunter fünf Zyto-Apotheken. „Beim Skandal um die Alte Apotheke hat sich gezeigt, dass das nicht hinreichend ist“, so ein Sprecher der Stadt Bottrop. Deshalb werde die städteübergreifende Zusammenarbeit nun abgewickelt. Aufgrund vertraglicher Bindungen wird das noch bis Ende des Jahres dauern. Ab Anfang 2019 soll jeweils ein Amtsapotheker zuständig sein.

Bereits seit Februar ist dazu beim Gesundheitsamt Bottrop eine Apothekerin in Teilzeit für die Aufsicht verantwortlich. Ihre Stelle soll dann ab Januar auf Vollzeit aufgestockt werden. In Gelsenkirchen wird ein neuer Apotheker eingestellt. Die bisher einzige Amtsapothekerin hat ihren Dienstsitz beim Gesundheitsamt Recklinghausen.

Im Januar wurde sie selbst vor Gericht verhört, nachdem sie zuvor vergeblich versuchte, ein Zeugnisverweigerungsrecht in Anspruch zu nehmen. Zwischen 2011 und 2016 führte sie drei offizielle Kontrollen durch, die sie jeweils vorher ankündigte. Die Manipulationen an den Zytostatika blieben bei allen drei Begehungen unentdeckt, unter anderem, weil keine Analysen der hergestellten Infusionen gemacht worden waren. Angestellten der Alten Apotheke zufolge soll die Amtsapothekerin einen lockeren Umgang mit Peter S. gepflegt haben.

Anfang April hatte das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium angekündigt, Zyto-Apotheken genauer zu kontrollieren. Bis zum 30. Juni wollen die Gesundheitsbehörden alle Betriebe mit Sterilherstellung überprüfen, die Ergebnisse bis zum 15. Juli schriftlich an das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MASG) melden und anschließend „zeitnah und in geeigneter Weise“ veröffentlichen. Eine verbindliche Zusage, dass derartige Kontrollen in Zukunft in regelmäßigen Abständen stattfinden, gab das Ministerium hingegen nicht.

„Zunächst einmal müssen die Ergebnisse der oben genannten Überprüfungen vorliegen, um über die Frage entscheiden zu können, welche Intervalle bei den Prüfungen nötig und sinnvoll sind“, zitiert das Recherchenetzwerk Correctiv das MASG. Gesundheitsminister Josef Laumann (CDU) sei jedoch der Ansicht, dass „inhaltlich und und zeitlich engmaschige Kontrollen erforderlich sind“, damit sich ein Fall wie der der Alten Apotheke nicht wiederholt.

Die wechselt bald den Besitzer: Apothekerin Vera Kaminski aus Soest übernimmt den traditionsreichen Standort, der vier Generationen lang in Familienbesitz war. Sobald alle Bescheide vorliegen, will sie die Alte Apotheke als „City Apotheke“ weiterführen. Bis 31. Mai hatte Kaminski in der Soester Rats-Apotheke von Hubertus Ahaus gearbeitet, einem privat und geschäftlich eng mit Peter S. verbandelten Kollegen. Im Prozess gegen S. endete gestern der 39. Verhandlungstag mit der Befragung eines weiteren psychiatrischen Sachverständigen, der den geistigen Gesundheitszustand des Angeklagten begutachtet hatte. Er attestierte S. eine kognitive und affektiv-emotionale Störung.

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