Elektronische Patientenakte

TK und Ärzte preschen vor

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Berlin -

Spätestens ab 2021 sollen alle Patienten nach den Plänen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) über einen Zugang zur elektronischen Patientenakte (ePA) verfügen. Jetzt preschen die Techniker Krankenkasse (TK) und die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) vor und schließen 12.000 Arztpraxen an die ePA der TK, an TK-Safe an. Dadurch können ab dem 1. Halbjahr 2019 die Ärzte direkt aus ihrer Praxissoftware beispielsweise Laborbefunde, Arztbriefe und Röntgenbilder in die digitale Akte des Patienten speichern. Gleichzeitig können Patienten ihren Ärzten die Befunde von früheren Arztbesuchen auf digitalem Weg zur Verfügung stellen.

Die Projektpartner haben eine Lösung für einen Datenaustausch zwischen den verschiedenen Computersystemen entwickelt, teilten TK und KBV mit. Für den Datenaustausch nutzt das Projekt eine neu entwickelte Verbindung zwischen der elektronischen Gesundheitsakte TK-Safe und den verschiedenen Praxisverwaltungssystemen der Ärzte über den Kommunikationsdienst „KV-Connect“ der kassenärztlichen Vereinigungen. Über den Dienst tauschen bisher Ärzte, Psychotherapeuten, Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) und weitere medizinische Partner ihre Daten untereinander mittels eines Ende-zu-Ende verschlüsselten Transportwegs aus.

„Das ist ein wichtiger Erfolg für die Vernetzung des Gesundheitswesens. Damit können niedergelassene Ärzte ihre Befunde und Briefe auf einem sicheren Weg digital in der elektronischen Gesundheitsakte TK-Safe unserer Versicherten speichern. Ab dem ersten Halbjahr 2019 sind unmittelbar alle 12.000 Ärzte, die bereits heute KV-Connect nutzen, in der Lage mit dem TK-Safe Daten auszutauschen. Alle anderen Ärzte können jederzeit zu KV-Connect dazu stoßen. Dabei ist egal, welche Praxissoftware sie bisher nutzen. Damit haben wir auch auf dem Markt einen neuen Standard geschaffen“, so TK-Vorstandsvorsitzender Dr. Jens Baas.

Dr. Thomas Kriedel, Mitglied des Vorstands der KBV erklärte dazu: „Wir begrüßen es, dass TK und IBM bei ihrer elektronischen Gesundheitsakte auf die bereits weit verbreitete KV-Connect Schnittstelle setzen. Dies ermöglicht es Ärzten auf einfache Weise, medizinische Dokumente mit ihren Patienten zu teilen. Entscheidend ist der interoperable Informationsaustausch sowohl über die Gesundheitsakte und künftig über die einheitliche elektronische Patientenakte.“

TK und IBM bieten ihren Versicherten TK-Safe seit April 2018 an. Für den Aufbau der Vernetzung haben TK und IBM zunächst mit der Anbindung von Krankenhäusern begonnen. Jetzt wird der Fokus auf die Vernetzung mit dem ambulanten Sektor erweitert. Baas: „Ein wichtiger Grundsatz bei unserer digitalen Akte ist, dass der Patient Herr seiner Daten ist. Ohne seine Einwilligung hat kein Dritter Zugang – weder die TK noch ein Leistungserbringer, IBM oder sonst jemand. Der Versicherte bestimmt auch, auf welche Daten und Dokumente der von ihm ausgewählte Arzt oder Leistungserbringer zugreifen darf.“ Dabei haben Datenschutz und Datensicherheit höchste Priorität.

Die Vernetzung von TK-Safe mit den Ärzten wird schrittweise ausgebaut. Im ersten Schritt wird in der Mindestanforderung die Übertragung von Dokumenten vom Arzt an die Patienten ermöglicht. In weiteren Schritten wird die Vernetzung auf einen gegenseitigen Austausch von Daten und Bildern erweitert. Das neue System ist auch bereits auf Kompatibilität mit der Telematikinfrastruktur (TI) im Gesundheitswesen ausgelegt. Diese Infrastruktur soll in Zukunft alle Akteure im Gesundheitsmarkt miteinander vernetzen. Baas: „Wenn die Telematikinfrastruktur kommt, müssen die Daten nur von der einen Datenautobahn auf die andere wechseln. Die von uns entwickelten neuen Datenschnittstellen sind dafür bereits vorbereitet. Damit haben wir einen zukunftssicheren Standard.“

Bei dem Projekt spielt auch die sichere Infrastruktur für die Datenspeicherung der IBM eine wichtige Rolle. Die elektronischen Gesundheitsdaten der TK-Versicherten werden dabei mit zahlreichen Sicherheitsmaßnahmen versehen verschlüsselt und anonymisiert ausschließlich auf Servern in Deutschland gespeichert. Der Service erfüllt die aktuellen EU-Sicherheitsstandards und deutschen eHealth-Anforderungen für Datenspeicherung.

Verschiedene Krankenkassen haben bereits eigenen ePA entwickelt: Mehrere Kassen und private Krankenversicherungen haben sich mit über die App „Vivy“ zusammengetan. Darüber sollen Patienten etwa Befunde, Laborwerte und Notfalldaten speichern und abrufen können. Zu den Kassen gehören Allianz, DAK, Bahn BKK, IKK Classic, Barmenia, Gothaer und die Süddeutsche Krankenversicherung. Auch das AOK-Lager bietet eigene ePA-Apps an.

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