Rezeptursubstanzen

Der Ärger über die Kollegen aus der Hauptapotheke

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Berlin -

Anja Alchemilla hat sich heute über unkollegiales Verhalten geärgert und gleichzeitig über die Hilfe von unerwarteter Seite gefreut. Die Apotheker müssten einfach enger zusammenstehen, findet sie – zum Nutzen ihrer Kunden und zum Schutz gegen die Gefahr von gesetzlichen Regelungen. Wenn die Politik sie schon nicht schützen möchte, sollten sich Apotheker wenigstens gegenseitig unterstützen.

PTA Sonja ist nach mehreren Telefonaten mit ihrem Latein am Ende. Sie kommt zu Anja, um sich zu beschweren. „Ich brauche dringend Ofloxacin für die Rezeptur, aber die Substanz ist seit Wochen nicht über den Großhandel zu bekommen“, klagt sie. Die Filialleiterin fragt: „Hast Du es schon direkt beim Hersteller versucht? Oder gibt es vielleicht ein Fertigarzneimittel mit Ofloxacin, das wir benutzen können? Und was ist mit der Hauptapotheke – vielleicht haben die ja noch etwas?“

Sonja antwortet: „Daran habe ich auch schon gedacht. Der Hersteller liefert zwar aus, aber nur mit 50 Gramm Mindestabnahme. Das Zeug ist aber sehr teuer und wir brauchen nur ein paar Milligramm. Ein Fertigarzneimittel gibt es tatsächlich, es sind Augentropfen, die aber auch zur Zeit nicht zu bekommen sind. Unsere Hauptapotheke hat noch zwei Flaschen, aber die wollen sie nicht rausrücken. Ich hab schon den Arzt angerufen, aber der besteht auf den Wirkstoff. Mit dem ist nicht zu reden.“

Anja ärgert sich wieder einmal über die Kollegen der Hauptapotheke. Einerseits ist es verständlich, dass sie die letzten verfügbaren Augentropfen nicht gerne abgeben möchten, aber eigentlich gehören sie doch zusammen. Es sollte beim Warenaustausch so gehandelt werden, als seien es die eigenen Kunden – wurde vom Chef proklamiert. Und doch fühlen sich die Mitarbeiter der Filiale manchmal im Vergleich zum Mutterschiff abgehängt und wie eine Apotheke zweiter Klasse.

„Das ist natürlich ungünstig“, sagt Anja zu Sonja. „Weißt du, welche Apotheke am nächsten zu diesem Arzt liegt? Vielleicht kennen sie die Rezeptur und können uns weiterhelfen.“ Gemeinsam such die beiden im Internet nach dem Standort des Arztes und finden eine Apotheke direkt nebenan. Anja freut sich: „Die Inhaberin habe ich vor ein paar Wochen bei einer Fortbildung kennengelernt. Ich rufe gleich einmal dort an.“

Kurz darauf kann sie ihrer PTA lächelnd verkünden, dass diese die Rezeptur am Nachmittag herstellen kann. „Die kennen den Arzt und seine Macken zum Glück gut. Diese Rezeptur verordnet er so häufig, dass sie die Großpackung direkt bezogen haben. Sie füllen uns ein wenig davon ab, legen das Prüfzertifikat in Kopie bei und schicken es uns über den Großhandel zu. Der Fahrer dort nimmt die Kiste mit und gibt sie bei unserem Fahrer ab. Bis zum Nachmittag bekommen wir die Substanz geliefert.“

Anja ist zufrieden, denn dem Kunden konnte schnell geholfen werden. „Es geht doch nichts über kollegialen Zusammenhalt. Wenn wir uns schon gegenseitig nicht unterstützen, wer sollte das sonst tun? Das ist hoffentlich etwas, dass sich im Neuen Jahr verbessern wird.“

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