Aspirin

Bayer-Chef: „Trump ist treuer Bayer-Kunde“

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Berlin -

Bayer-Vorstandschef Werner Baumann hat der Bild am Sonntag Rede und Antwort zu einigen der Baustellen des Pharmakonzerns gestanden, sowohl zum Dauerstreit um Monsanto und Glyphosat als auch zu dem Lieferschwierigkeiten bei Aspirin complex. Dabei teilte er kräftig gegen seine Kritiker aus und fand fast beiläufig äußerst schmeichelhafte Worte für US-Präsident Donald Trump.

22 Milliarden Euro: So viel hat Bayer seit der Monsanto-Übernahme an der Börse verloren. Er sei aber nicht dabei, den Traditionskonzern gegen die Wand zu fahren, versichert Baumann. Es gebe halt im Moment etwas schlechte Presse, aber „von dieser Momentaufnahme darauf zu schließen, dass das Unternehmen nicht in die richtige Richtung steuert, halte ich für überzogen“. Das kürzlich in den USA gegen Monsanto ergangene Schadenersatzurteil über 250 Millionen US-Dollar halte er für falsch und nicht nachvollziehbar. Der Beschwerde dagegen räumt er entsprechende Erfolgsaussichten ein.

Dass der Name Monsanto aus PR-Sicht nicht mehr zu retten ist, räumt er hingegen ein. „Selbst die Mitarbeiter von Monsanto waren mit dem Image nicht glücklich. Der Name hat auf dem Unternehmen gelastet, ganz klar.“ Deshalb verschwindet die Marke nun auch. Inhaltlich will er deshalb aber längst noch keine Zugeständnisse machen: Bei der Kritik an Glyphosat gehe es gar nicht um das Produkt selbst. Vielmehr seien es Nicht-Regierungsorganisationen und Aktivisten, „die die moderne Landwirtschaft ablehnen“, Glyphosat schlicht deshalb ein „ideales Feindbild“, weil es das meistgenutzte und erfolgreichste Pflanzenschutzmittel der Welt sei.

Die Aktivisten würden „die Größe und Prominenz des Produkts für ihr Geschäftsmodell“ nutzen, so Baumann. „Nur so bekommen sie die nötige Aufmerksamkeit, um möglichst viele Spenden zu erhalten.“ Dabei würden manche von ihnen bewusst mit Fehlinformationen arbeiten. So sei es beispielsweise „einfach nicht wahr, dass Bio-Landbau pauschal die nachhaltigere Anbaumethode ist.“ Die Abrechnung gipfelt in der Aussage, dass Unkrautvernichtungsmittel wie Glyphosat unerlässlich sind, „um die Menschheit ernähren zu können. Dank Glyphosat werden die Menschen satt.“

Seinen Glauben an den US-Markt hat Baumann jedoch trotz des Widerstands und der fortlaufenden gerichtlichen Streitigkeiten nicht verloren. Auch Donald Trump habe das nicht geändert. Ob dieser denn „wirklich so durchgeknallt“ sei, fragt die Bild am Sonntag ziemlich direkt. Er habe „Herrn Trump als einen sehr aufmerksamen, zugewandten und auch sehr gut informierten Gesprächspartner erlebt“, erwidert Baumann. „Er ist übrigens seit vielen Jahrzehnten ein treuer Kunde von Bayer und nimmt täglich Aspirin.“

Eines der beiden Treffen fand Anfang des Jahres beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos statt. Trump hatte damals die Chefs einiger der wichtigsten europäischen Konzerne – darunter Bayer, Siemens, Adidas, SAP und Thyssen-Krupp – zum Dinner geladen. Das Essen rief in der veröffentlichten Meinung größtenteils Kritik bis Spott hervor, dass sich die europäische Wirtschaftselite dem Protektionisten und Freihandelsgegner allzu handzahm und schmeichlerisch zeigte. Trump direkt gegenüber saß Baumann, der sich in der obligatorischen Einführungsrunde vorstellte als „CEO von Bayer – dem Unternehmen, das in der Zukunft als das ehemalige Aspirin-Unternehmen bekannt sein wird“.

Trumps Aspirin-Konsum kommt dabei auch schon zur Sprache. „Ja, ich nehme jeden Tag eine Aspirin“, sagt der US-Präsident und scherzt: „Ich sollte sagen, dass ich nur Bayer-Aspirin nehme.“ In den USA ist es eine weit verbreitete Angewohnheit, eine kleine Dosis Aspirin täglich zu sich nehmen. Obwohl wissenschaftlich umstritten, versprechen sich viele Verbraucher davon ein geringeres Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko sowie eine höhere Überlebenschance, falls diese eintreten.

Auch dass Donald Trump diesen Dauer-Konsumenten zählt, ist seit längerem bekannt. So hatte sein Leibarzt Harold Bornstein bereits 2015 ein Gesundheitsdossier des Milliardärs veröffentlicht, das seine Eignung als Präsidentschaftskandidat belegen sollte. Daraus ging hervor, dass er täglich 81 mg Aspirin sowie „eine niedrige Dosis“ Statin zu sich nimmt. Ob es sich bei dem Aspirin, dass der Präsident zu sich nimmt, tatsächlich um Bayer-Aspirin handelt, wie von ihm beteuert, ist allerdings keineswegs belegt.

Denn in den USA ist der Markenname Aspirin gemeinfrei. Die US-amerikanische Bayer-Vertretung wurde nämlich mit Einstieg der USA in den Ersten Weltkrieg 1917 beschlagnahmt. Zwei Jahre später ersteigerte das Pharmaunternehmen Sterling Products für 5,3 Millionen US-Dollar das US-Geschäft des Leverkusener Konzerns. Bayer verlor damit die Rechte an allen Warenzeichen, darunter Aspirin, und sogar seinen eigenen Namen und sein Markenzeichen, das Bayer-Kreuz.

Zwar kauften die Leverkusener in den 90er Jahren die nordamerikanische OTC-Sparte von Sterling Winthrop und damit den alten Namen und die Warenzeichen zurück. Da Bayer die Versteigerung nie angefochten hat, konnte sich der Name „Aspirin“ als Synonym für Acetylsalicylsäure-Präparate durchsetzen. Um das Original von der Konkurrenz abzugrenzen, steht auf den Packungen des Leverkusener Konzerns nun „Genuine Bayer Aspirin“. Dessen Lieferschwierigkeiten seien „natürlich für Apotheker und Patienten sehr ärgerlich“, räumte Baumann im Interview ein. Bayer arbeite aber mit „Hochdruck daran, diese Situation in der Produktion zu lösen, um dann wieder voll lieferfähig zu sein“.

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