„Herzstück der Apotheke“

Loblied auf die PKA: „Einer muss den Überblick behalten!“

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Berlin -

Der Stellenmarkt für PTA und Apotheker ist groß. Anders sieht es bei den PKA aus – denn diese Berufsgruppe wird häufig vernachlässigt und hintenangestellt. Nicht so in der Margareten-Apotheke in Münster: Inhaberin Sylke Bergmann ist gezielt auf der Suche nach einer PKA – über Facebook schaltete sie die ungewöhnliche Anzeige, denn sie findet: „Die PKA ist das Herzstück der Apotheke.“

„Es ist ganz wichtig, dass das Backoffice optimal funktioniert“, erklärt Bergmann. Schließlich sei nur dann auch genug Zeit für den Kunden in der Beratung vorne am HV-Tisch vorhanden. Die Lagerpflege spiele eine entscheidende Rolle – letztlich handele es sich bei der Ware um das Kapital der Apotheke mit einem großen Kostenfaktor. „Es ist essentiell für die Apotheke, dass da einer den Überblick behält“, meint die Apothekerin – und das sei vor allem Aufgabe der PKA. „Außerdem muss sie gute Angebote erkennen und Neuheiten entdecken.“ Schließlich bekomme sie mit, was am HV-Tisch so abgegeben werde.

Daher sei die PKA auch sie die beste Wahl für den Probeneinkauf und das Marketing. In Bergmanns Apotheke ist sie daher auch für die Erstellung des Angebotsflyers sowie die Präsentation auf Facebook verantwortlich. Bei Aktionstagen spielt sie ebenfalls eine wichtige Rolle: Beim Ausschank oder einer Verköstigung ist die PKA der Hauptakteur am Kunden. Eine ganz wichtige Aufgabe sei zudem die telefonische Beratung und die Bestellaufnahme: „Oft ist sie der erste Kontakt für die Kunden am Telefon“, sagt die Apothekerin – und der erste Eindruck ist bekanntlich der wichtigste. Nicht nur die kompetente Betreuung sei dann wichtig: „Die PKA muss natürlich auch wissen, wann sie ein Gespräch abgibt.“

„Auch die Präsentation der Ware zählt zu den Aufgaben der PKA“, erklärt Bergmann – sowohl digital wie auch vor Ort. Daher gehört bei ihr nicht nur das Backoffice zum Reich der PKA – in der Offizin müsse sie zudem dafür sorgen, dass es in Frei- und Sichtwahl zu keiner Überladung komme und die Ware optimal platziert werde. „Schließlich muss der Kunde sich zurechtfinden.“ Im Gegensatz zur PTA, die die meiste Zeit hinter dem HV-Tisch steht, hat die PKA daher die Aufgabe, „die Apotheke aus Kundensicht zu sehen“, erklärt Bergmann.

In der Margareten-Apotheke werden alle PKA zudem im Anmessen von Kompressionsstrümpfen und im Bereich Kosmetik ausgebildet – „natürlich nur die, die das möchten.“ Für das pharmazeutische Personal kann dies eine Entlastung darstellen – auch für die Apotheke insgesamt ergeben sich daraus weitere Vorteile. Gerade in der Kosmetik sei die PKA gut aufgehoben: Denn sie habe dann die direkte Verknüpfung zwischen in Schulungen vermitteltem Wissen, Einkauf und der Platzierung von Neuheiten im Bereich Hautberatung und könne so optimale Lagerpflege betreiben und ein Gefühl dafür entwickeln.

Die Aufgaben der PKA seien insgesamt viel komplexer als gedacht: Ohne PKA müssen sich die PTA neben Beratung, Rezeptur & Co. noch mit um die Lagerpflege kümmern – eine detaillierte Übersicht zu behalten, sei da schwierig. Dadurch passierten Fehler und es entstünden schließlich auch Kosten – beispielsweise durch abgelaufene Arzneimittel und ein schlecht geführtes Lager. „Das kann wirklich ins Geld gehen.“ Die Arbeit der PKA werde oft einfach nicht wertgeschätzt, erklärt Bergmann – sie weiß, wovon sie spricht: „Ich habe damals selbst den Beruf der Helferin gelernt.“ Wichtig sei, dass keine Hierarchie in der Apotheke entstehe und alle Berufsgruppen geschätzt würden. „Jeder hat seine wichtige Rolle, von der Reinigungskraft bis zum Apotheker.“

Bisher war die Suche nach einer PKA leider erfolglos – es sei schwierig, jemanden zu finden. „Weil nicht mehr viele PKA ausgebildet werden“, erklärt die Apothekerin. In Bergmanns Apotheke wurde letztlich auch kein Azubi mehr gefunden. „Der Personalmangel ist ja bekannt“, sagt Bergmann. Ihre Erklärung: Viele PKA sind abgewandert – in den Versandhandel, zu Versicherungen, oder den Außendienst. „Weil sie zu wenig von den Apotheken gesucht werden“, erklärt sie. Wenn sich keine PKA finden lässt, will Bergmann eine weitere PTA einstellen. „Wir brauchen auf jeden Fall Unterstützung!“

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