Virotherapie

Lentiviren gegen Prostatakrebs

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Berlin -

Das Prostatakarzinom ist mit etwa 60.700 Neuerkrankungen pro Jahr, die häufigste Krebserkrankung beim Mann, gefolgt von Lungen- und Darmkrebs. Die Betroffen sind im Mittel 72 Jahre alt. Kieler Wissenschaftler untersuchen, ob Lentiviren bei der Behandlung von Prostatakrebs und der Zerstörung der Tumorzellen helfen können. Das Forschungsprojekt wird von der Deutschen Krebshilfe finanziell unterstützt.

Rund 266.000 Euro stellt die Deutsche Krebshilfe dem Forschungsprojekt zur Verfügung. „Innovative Krebsforschung zu fördern, sieht die Deutsche Krebshilfe als eine ihrer vordringlichsten Aufgaben an, um neue und effektive Behandlungsmöglichkeiten für Betroffene zu entwickeln“, sagt Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe.

Wissenschaftler können Viren gentechnisch so verändern, dass diese Krebszellen angreifen. Dabei nutzen die Forscher die Eigenschaft von Viren in die Zellen des menschlichen Körpers einzudringen und sich dort zu vermehren.

Das Team um Professor Dr. Stefan Rose-John vom Institut für Biochemie der Christian-Albrechts-Universität Kiel hat es sich zum Ziel gemacht eine Virotherapie gegen Prostatakrebs zu entwickeln. Rose-John hat bereits zuvor in Zusammenarbeit mit dem Forscherteam um Professor Dr. Lukas Kenner vom Klinischen Institut der medizinischen Universität Wien einen Signalweg identifiziert, der das Tumorwachstum blockiert. Gp130 hat jedoch ein Problem – das Signal ist nicht ununterbrochen geschaltet und so kann der Tumor wachsen.

„Zunächst haben wir ein sogenanntes Designer-Gen erzeugt, das den Signalweg dauerhaft aktiviert“, sagt Rose-John. Jetzt gilt es das Designer-Gen in die Krebszelle einzuschleusen. Und hier kommen die Lentiviren ins Spiel, die für den Transport des Gens gentechnisch verändert werden. „Lentiviren sind Experten darin, sich in einer fremden Zelle einzunisten, diese unter ihre Kontrolle zu bringen und für ihre Zwecke zu benutzen.“ Dies ist der Grund warum die Viren so gefährlich sind. Im Rahmen der Virptherapie werden die Viren jedoch so verändert, dass nur noch für den Organismus harmlose Varianten zum Einsatz kommen.

„Wir bauen die Viren im Labor um, so dass sie keine Krankheiten mehr verursachen können und ausschließlich Prostatakrebszellen befallen“, versichert Rose-John. „Sie dienen dann einzig und allein dem Einschleusen des nützlichen Gens.“ Wird der manipulierte Virus von der Tumorzelle aufgenommen, wird dessen Gen in das Erbgut eingebaut. Die Wissenschaftler verbinden damit die Hoffnung, den Signalweg dauerhaft anzuschalten, was ein Stoppen des Tumorwachstums zur Folge hätte.

Bayer hat für die Behandlung von Prostatakrebs den nicht-steroidaler Androgenrezeptor-Antagonisten Darolutamid in Pipeline und bereits einen Zulassungsantrag bei der US-Arzneimittelagentur FDA gestellt. Der Arzneistoff wurde von Bayer in Kooperation mit dem finnischen Hersteller Orion entwickelt und bindet mit hoher Affinität an den Rezeptor und besitzt eine starke antagonistische Wirkung. Die Hemmung der Rezeptorfunktion unterbindet das Wachstum der Prostatakrebszellen.

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