Streit um Apothekerpreise

Ramschpreis für EllaOne: Apotheken unter Beschuss

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Berlin -

In Großbritannien stehen Vor-Ort-Apotheken momentan unter Beschuss – und zwar ausgerechnet, weil eine Versandapotheke die Notfallkontrazeptiva EllaOne und Levonelle in einer Preisbrecheraktion für drei Pfund verschleudert. Die Präsenzapotheken hingegen würden seit Jahren überteuerte Preise verlangen, so die Kritik.

Die britische Versandapotheke DrFox bietet seit Kurzem Levonorgestrel 1,5 mg von Mylan für drei Pfund (3,50 Euro) und sorgt damit für Aufsehen auf dem britischen Arzneimittelmarkt. Das entsprechende Präparat von Bayer – Levonelle, ebenfalls mit 1,5 mg Levonorgestrel – ist für 9 Pfund (10,50 Euro) erhältlich und auch EllaOne steht mit 23,50 Pfund (27,50 Euro) noch um die zehn Euro unter dem hierzulande normalen Preis.

Und der Versender aus Bristol hat noch mehr zu bieten: Alle drei Präparate gibt es nämlich auch als Packung mit zwei Pillen. Das Mylan-Präparat kostet dann 6, Levonelle 16 und EllaOne 44,40 Pfund (7, 18,70 und 52 Euro). Der Gedanke dahinter ist tatsächlich der naheliegende: „Wenn wir Frauen dazu ermutigen können, voraus zu denken, können sie nun die Pille danach erwerben, um sie zuhause vorrätig zu halten und anzuwenden, wenn sie sie benötigen – und zwar zu einem höchst attraktiven Preis“, sagt Dr. Tony Steele, medizinischer Direktor von DrFox.

Die Aktion startete am 26. November und nimmt das bevorstehende Weihnachtsfest zum Anlass: „Der Dezember ist der Monat mit der höchsten Empfängnisrate“, schreibt die Versandapotheke in der Ankündigung zur Aktion. „In der Woche vor Weihnachten werden mehr als doppelt so viele Kondome verkauft wie in der Zeit nach Weihnachten.“

In der britischen Öffentlichkeit erhitzen sich die Gemüter aber nicht an DrFox, sondern an den „High Street Pharmacies“, also den Apotheken in den Einkaufsstraßen der Innenstädte. Der allgemeine Duktus: Wenn eine Versandapotheke das Präparat für drei Pfund abgeben kann, dann müssen die öffentlichen Apotheken ja einen enormen Reibach machen. So kostet ein Generikum mit 1,5 mg Levonogestrel bei der Apothekenkette Boots derzeit 15,99 Pfund (18,70 Euro), die 1er-Packung Levonelle 28,50 Pfund (33,40 Euro) und EllaOne 34,95 Pfund (41 Euro).

„Der Verkauf der Pille danach für drei Pfund zeigt, wie günstig dieses Arzneimittel ist. Aber Frauen müssen im Moment, in dem sie sie am dringendsten brauchen, immer noch viel zu viel für diese Pille bezahlen“, sagt die Sprecherin der britischen Schwangerschaftsberatung BPAS. Der Verband setzt sich unter anderem für einen leichteren Zugang zu Verhütungsmitteln und Schwangerschaftsabbrüchen ein – und ist entsprechend glücklich mit dem Angebot von DrFox.

Denn mit der Online-Bestellung geht laut BPAS ein weiterer Vorteil einher: Es muss nicht beraten werden. Der Verband stört sich nämlich daran, dass die Pille danach in Vor-Ort-Apotheken nur nach ausgiebiger Beratung abgegeben werden darf. Die Rechtslage ist in Großbritannien ähnlich wie hierzulande. Laut BPAS stellt das ein wesentliches Hindernis dar, vor allem für jüngere Frauen. „Wir glauben, dass Notfallkontrazeptiva in die Sichtwahl jeder Apotheke gehören und nicht im Hinterzimmer versteckt werden sollten, wo sie nur nach einer Beratung erreichbar sind“, so die Verbandssprecherin. Besser sei entsprechend das DrFox-Modell: Statt einer Beratung muss die Käuferin dort nur einen kurzen Fragebogen ausfüllen – der hauptsächlich dazu dient, das korrekte Alter festzustellen.

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