Pattensen

Easy muss draußen bleiben

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Berlin -

Auf dem Parkplatz des Calenberg Centers in Pattensen wird vorerst keine Easy-Apotheke gebaut. Das hat der Rat der Stadt nach monatelangem Hin und Her mit großer Mehrheit beschlossen. Seit Jahren versucht die Kooperation mit dem Konzept der freistehenden Apotheke in Modulbauweise auf Parkplätzen vor Nahversorgungszentren neue Standorte zu erschließen. Bisher ist es allerdings nur in Moers gelungen.

Eigentlich sollte der Stadtrat bereits im Dezember vergangenen Jahres darüber entscheiden, ob auf dem Parkplatz des Calenberg Centers eine Easy-Apotheke entstehen soll. Die Zustimmung des Gremiums war notwendig, da für den Bau der Bebauungsplan geändert werden muss. Doch Sitzung für Sitzung wurde die Entscheidung geschoben, „zurück in die Fraktionen überwiesen“, wie es im Politiksprech heißt. Zu den Gründen für die Verschiebungen befragt, sagte der erste Stadtrat Axel Müller (CDU), es gebe eben noch Klärungs- und Beratungsbedarf.

Der Betreiber des Calenberg Centers wollte sein Angebot mit einer Apotheke abrunden und hatte sich mit Easy geeinigt. Da an der Apotheke auch ein Nacht- und Autoschalter eingerichtet werden sollte, konnte sie nicht in dem bestehenden Gebäude untergebracht werden. Der Plan war daher, die Apotheke als freistehendes Gebäude in Modulbauweise auf der Parkplatzfläche vor dem Marktzentrum zu errichten. Sie soll in der Mitte des Parkplatzes gegenüber dem Center-Eingang gebaut werden. Dafür hätten 20 Stellflächen aufgegeben werden müssen.

Das Thema wurde von Beginn an sehr kontrovers diskutiert. Während die Stadtverwaltung keine Bedenken hatte und das Vorhaben befürwortete, kämpften vor allem die beiden ortsansässigen Apotheker gegen die Easy-Konkurrenz in attraktiver Lage. Mit ihrer Argumentation, es würde im Fall der Fälle eine etablierte Apotheke schließen müssen, was zum Verlust von Arbeitsplätzen und zur weiteren Verarmung der Innenstadt führen würde, stießen sie bei einigen Lokalpolitikern offenbar auf offene Ohren. Bereits im November vergangenen Jahres lehnte der Ortsrat das Vorhaben mit nur einer Enthaltung ab.

Nun folgte auch der Rat der Stadt dieser Einschätzung und lehnte den Bau ebenfalls mit deutlicher Mehrheit ab. Laut einem Bericht der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung kritisierten einige Politiker während der Sitzung den Verlust von Parkplätzen und äußerten Sicherheitsbedenken gegen den Bau mitten auf dem Parkplatz. Einerseits seien die Parkflächen schon jetzt an vielen Tagen nicht ausreichend. Außerdem käme es schon jetzt immer wieder zu gefährlichen Fahrmanövern auf den Flächen. Ein weiterer Bau, der auch die Sicht behindern werde, könnte die Situation noch verschärfen.

Die Bedenken waren nicht neu. Wie Easy-Vorstand Stephan Just einräumt, wurde monatelang mit vereinten Kräften versucht, die Sorgen der Lokalpolitiker aus der Welt zu schaffen und einen Kompromiss zu erzielen. „Wir haben das Easy-Konzept erläutert und am Beispiel der Apotheke in Moers aufgezeigt, wie es auch in Pattensen laufen könnte“, erklärt Just. So habe es in Moers, wo Easy seit November 2015 einen Standort auf dem Parkplatz vor einem Real-Markt betreibt, verkehrstechnisch keinerlei Probleme gegeben.

Allerdings sei man von Anfang an auf viele Widerstände gestoßen. „Die Diskussion wurde sehr emotional geführt“, berichtet Just. Die ortsansässigen Apotheker, Nicola Kallmeyer-Hagspiel und Michael Scholz, hätten viel zur negativen Stimmung beigetragen und öffentlichkeitswirksam Schreckensszenarien entworfen. Dabei hätte Easy beiden Apothekern angeboten, den neuen Standort zu betreiben.

Außerdem sei man überzeugt, dass in Pattensen durchaus drei Apotheken existieren könnten. Schließlich hätten sie unterschiedliche Einzugsgebiete und Sortimente. Zudem würden durch die neue Apotheke zehn Arbeitsplätze geschaffen. „Dass der Stadtrat seine Entscheidung am Ende in einer geheimen Abstimmung gefällt hat, zeigt allerdings, wie emotional und politisch motiviert die Gemengelage im Ort ist“, erklärte Just.

Letztendlich habe man dennoch einige Änderungen am Konzept vorgenommen und auf einen positiven Ausgang für das Projekt gehofft. Dass der Stadtrat in der entscheidenden Sitzung nicht über den neuen Plan, sondern über den alten Vorschlag abgestimmt hat, ist laut Just dem Umstand geschuldet, dass der Center-Eigentümer es versäumt hatte, rechtzeitig die benötigte Zustimmung des Bauamtes zum überarbeiteten Entwurf einzuholen.

Laut HAZ-Bericht hat CDU-Fraktionsvorsitzender Horst Bötger deshalb noch versucht, die Abstimmung des Rates wiederholt zu vertagen, war aber auf Unverständnis seiner Kollegen gestoßen. So soll sich etwa Bürgermeisterin Ramona Schumann irritiert darüber gezeigt haben, dass die Antragsteller nicht in der Lage waren, innerhalb von sieben Monaten einen neuen Entwurf vorzulegen. „Wir müssen auch unsere Arbeit mal vom Tisch bekommen“, wird sie zitiert. Einige Politiker äußerten außerdem grundsätzliche Bedenken. Insbesondere Mitglieder der Unabhängige Wählergemeinschaft Jeinsen (UWJ) gaben an, das Projekt aus städtebaulicher Sicht abzulehnen. Eine Apotheke gehört aus ihrer Sicht nicht auf den Parkplatz.

Da ist Easy naturgemäß anderer Meinung. Seit Jahren versucht die Kooperation mit dem Konzept der freistehenden Apotheke in Modulbauweise auf Parkplätzen vor Nahversorgungszentren neue Standorte zu erschließen. Bisher gibt es allerdings nur eine solche Apotheke und zwar in Moers. Sie wurde im November 2015 eröffnet. Dabei wollte Easy im Jahr 2014 mit zehn Installationen starten, danach sollten bis zu 20 Module pro Jahr aufgebaut werden.

Die Gründe dafür sind laut Just vor allem baugenehmigungsrechtlicher Natur. Denn in der Regel müssen für eine solche Container-Apotheke einige Parkplätze weichen. Doch dafür einfach ein paar Stellflächen freizuräumen, geht nicht. Denn häufig müssen die Betreiber einen bestimmten Parkplatzschlüssel gewährleisten. Hinzu kommt, dass jede einzelne Stellfläche wegen immer breiterer Fahrzeuge ebenfalls breiter werden muss. „Die Bretter, die gebohrt werden müssen, sind dicker als wir gedacht haben“, räumt Just ein. Man habe sich die Platzierung auf den Parkplätzen einfacher vorgestellt.

Dennoch gebe man das Konzept nicht auf. „Wenn man neue Konzepte auf den Markt bringt und von ihnen überzeugt ist, muss man manchmal beharrlich sein und Durchhaltevermögen beweisen“, betont der Easy-Vorstand. Und der Standort in Moers habe alle Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern übertroffen. Derzeit sind seinen Angaben nach fünf Standorte in Prüfung. Auch in Pattensen will Easy trotz geringer Aussichten auf Erfolg schon bald den nächsten Vorstoß wagen.

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